Neustadt Klimatisierter Keller und viel Freiraum

Bei der Eröffnung der Vinothek: die Brüder Michael (Zweiter von links) und Martin Braun (Vierter von links).
Bei der Eröffnung der Vinothek: die Brüder Michael (Zweiter von links) und Martin Braun (Vierter von links).

In Meckenheim hat am Wochenende das Wein- und Sektgut Braun einen Holzfasskeller und eine Vinothek eingeweiht – die erste am Ort und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr, worauf Bürgermeister Heiner Dopp bei der Eröffnung hinwies. Gerade rechtzeitig aber auch zu den traditionellen Weinprobiertagen des Familienbetriebs. Der Zulauf war entsprechend groß, und die Gäste sparten nicht mit Lob.

Sechs Jahre hat es von der Umsetzung eines Gedankens bis zur Fertigstellung in der jetzigen Form gedauert. Im Mai 2012 hatte das Architekturbüro Wolfgang Münzing aus Flein bei Heilbronn den Brüdern Michael und Martin Braun auf deren Wunsch einen ersten Vorschlag gemacht, erinnert sich Wolfgang Münzing. Geplant war lediglich eine kleine Barrique-Abteilung in einer Lagerhalle. Doch in vielen Gesprächen kam der Gedanke an die Weinpräsentation und die Weinverkostungsanlage dazu. „Das musste reifen wie der Wein“, so der Architekt. Entstanden sei ein „Ort zum Wohlfühlen“, der „eine lichte, einladende Sprache“ spricht, „nicht laut und protzig, sondern fein und elegant“, wie es auch der Philosophie des Hauses entspreche. Das Weingut möchte mit der Vinothek „die Selbstvermarktung noch etwas stärker in den Vordergrund rücken“, betont Martin Braun. Dafür seien auch Veranstaltungen geplant, beispielsweise Lesungen in Verbindung mit Wein, denn die Brüder wollen die Kunden an den Ort holen, an dem der Wein entsteht. Demgemäß orientiert sich auch die Gestaltung des Gebäudes an Elementen des Weinbaus und des -konsums: Der Muschelkalk der Fassade ist ein beeindruckendes Natursteinelement, dem braun oxidierte „Wingertsstiefel“ eine zusätzliche Kontur geben. Die Theke im Verkaufsraum spielt als raumbildendes Element mit faszinierenden Lichtreflexen. Sie werden durch hinter Glas gesetztes zerschlagenes Flaschenglas in verschiedenen Farben erzielt. Das Eichenholz der betont schlichten Einrichtung entspricht dem Holz der Fässer im neuen Fasskeller unter der Vinothek. Hier reifen jetzt unterirdisch die hochwertigen Rotweine in 130 Eichenfässern, von Barriquefässern mit 225 Litern bis zu Doppelstückfässern mit einem Fassungsvermögen von 2.500 Litern. Moderne Technik hält die Luftfeuchtigkeit ganzjährig bei 70 bis 75 Prozent, die Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad Celsius. Das trägt zu einer hohen Qualität des Weines ebenso bei wie die längere Lagerzeit im Holzfass, was bedeutet dass die Rotweine im Holz erst ein bis drei Jahre nach der Lese auf den Markt kommen: „Ein weiterer Schritt zur Qualitätsverbesserung der Rotweine“, sagt Martin Braun. Die Schritte vom Anbau des Weins über die Lagerung der Rotweine in Holz bis zum Glas der Flasche setzt die Gestaltung der neuen Räume behutsam um. „Eine Vinothek ist nicht nur ein architektonisches, sondern auch ein emotionales Produkt“, erläutert Münzing. Sie sei ein „Zwischending aus Produktpräsentation, Kundenansprache und Ort der Begegnung“. Hier kann der Kunde das Produkt, das er im Glas hat, in der Umgebung genießen, in der es reift. In der Vinothek des Wein- und Sektguts Braun trägt dazu sehr intensiv die Anbindung an den Außenbereich bei. Fensterfronten geben den Blick frei über Felder bis zur Haardt und auf Grünflächen, einen benachbarten Pferdestall und die alten Walnussbäume direkt am Haus, unter denen Sitzgruppen zum Verweilen einladen. Dass die Vinothek auf Terrassen angelegt worden sei, sei ursprünglich nicht vorgesehen gewesen. Das sei dem Grundwasserspiegel zu verdanken, der, so hatte ein Geologe festgestellt, es nicht erlaubte, den Keller so tief zu legen wie geplant. „Was erst als Nachteil erschien, hat sich zu einem Vorteil entwickelt“, so Martin Braun.

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