Neustadt Kurzfilme und Klassiker: Das Festival „Film-Gugger“ lädt wieder drei Tage ins Roxy-Kino

In Jonas Steinackers Kurzfilm „Nellys Story“ geht es um die Frage, was es mit Kindern macht, wenn ihre Eltern alles über sie ins
In Jonas Steinackers Kurzfilm »Nellys Story« geht es um die Frage, was es mit Kindern macht, wenn ihre Eltern alles über sie ins Netz stellen.

Zum zweiten Mal nach der Premiere im vergangenen Jahr findet von diesem Mittwoch bis Freitag das von der Neustadter Filmregisseurin Bettina Höchel organisierte „Film-Gugger“-Festival im Neustadter Roxy-Kino statt. Es verspricht wieder drei Tage lang Kurzfilme fernab des Mainstreams sowie am späteren Abend jeweils noch einen Klassiker des deutschen Nachkriegskinos.

Das Kurzfilmprogramm startet jeweils um 18.45 Uhr und bietet an allen drei Tagen unterschiedliche Filme sowie immer im Anschluss um etwa 20 Uhr Gespräche mit den Machern. Ein Highlight sind dabei drei Kurzfilme von Matthias Schmidt, der sein Händchen für die Komik bereits 2015 bei der SWR-Produktion „Pälzisch im Abgang“ nach dem Drehbuch des Neustadters Markus B. Altmeyer bewies. In der Mini-Serie „Alle Jahre wieder“ lässt er nun in drei Filmen, von denen je einer an den drei Tagen jeweils am Ende des Kurzfilmprogramms läuft, eine Familienfeier zu Weihnachten in verschiedenen Jahrzehnten immer gleich enden: in der zwischenmenschlichen Katastrophe.

Ein weiterer Höhepunkt ist für Höchel die Uraufführung von „Holy Shit Happy End“ des Schweizer Künstlerkollektivs „Off Szoen“ aus Biel/Bienne, der am Freitag zu sehen ist und den Kreislauf unserer Zivilisation darstellt: angefangen mit dem Höhlen-Feuer über Haus und Herd bis zur Rückkehr in die Natur. Der Berliner Filmemacher Dave Lojek stellt mehrere poetisch-phantasievolle Kurzfilme vor, die ein Licht auf die ganze Skala menschlicher Verrücktheiten werfen: so zum Beispiel im Eröffnungsfilm „Trauerspuren“, der das Thema Tierliebe aufgreift. Von Jan Schekauski ist ebenfalls am Mittwoch die skurrile Polit-Comedy „Angela Merkel und John Malkovich auf der Suche nach Caspar David Friedrich“ zu sehen, die er zusammen mit Alexander Kluge und dem berühmten Schlingensief-Ensemble kreiert hat.

Eine KI wird eifersüchtig

Von der Allmacht der KI und unserer Abhängigkeit vom Handy handeln „Nellys Story“ von Jonas Steinacker über Kinder-Influencer, der zeigt, was es mit dem eigenen Kind macht, wenn die Mutter ständig ihre Videos ins Netz stellt (Donnerstag), und „Abhängig“ von Odysseas Hlepas (Mittwoch), wo eine KI plötzlich Eifersuchtsanfälle bekommt. Tino Leo erinnert in „Einigkeit und Recht und Freiheit“ an die deutsche Demokratiegeschichte und David Huth in „Zurück zu Europa“ an die gar nicht so tollen Zeiten mit Zollbeamten und Schlagbäumen (beide Freitag).

Das Genre Animationsfilm ist vertreten durch „Louis I, König der Schafe“ von Markus Wulf, der zeigt, dass willkürliche Herrschaftsstrukturen auch bei Schafen sehr gut funktionieren (Freitag), und „Drei Knödel für Kneissl“ von Daniel Zinner, dem Publikumsliebling beim Festival 2023, wo sich die „Titelhelden“ widerständig zeigen und gar keine Lust haben, gefressen zu werden (Mittwoch). Auch Festivalleiterin Bettina Höchel ist neben noch etlichen weiteren Teilnehmern – darunter der Neustadter Sammy M´Bareks mit „I think I’m gonna make it all the way“, der sogar in Neustadt spielt, und „Moving Dreams“ der erst 20-Jährigen Mußbacherin Antonia Wesely, der von der Freude am Tanz handelt (beide Donnerstag) – mit einem Beitrag vertreten: mit „Der Corona-Code“, nach ihren Worten „ein schräger Verschwörungsthriller mit ganz normalen Leuten“ und zu sehen am Freitag.

Zum Konzept des Filmfestivals gehört es, dass den zeitgenössischen Kurzfilmen jeweils nach einer kurzen Pause ein Klassiker der Filmgeschichte gegenüber gestellt wird. In diesem Jahr sind dies drei große deutsche Spielfilme aus der Nachkriegszeit: „Die Mörder sind unter uns“ aus dem Jahr 1946 von Wolfgang Staudte mit der jungen Hildegard Knef, „Berliner Ballade“ von 1948, eine satirische Parabel mit Gert Fröbe als Kriegsheimkehrer Otto Normalverbraucher, und „Wir Kellerkinder“ von 1960 von und mit Wolfgang Neuss, dem bissigsten Satiriker der Bonner Republik.

Noch Fragen?

Das „Film-Gugger“-Festival findet von Mittwoch, 30. Oktober, bis Freitag, 1. November, im Roxy-Kino in Neustadt statt. Beginn ist an allen drei Tagen um 18 Uhr mit Live-Musik, das Kurzfilmprogramm startet jeweils um 18.45 Uhr. Nach einer Pause folgt um 20.45 Uhr der Film-Klassiker. Tageskarten (15/9 Euro) an der Kinokasse oder unter www.roxy.de. Der Festival-Pass, der Zutritt an allen drei Tagen gewährt, kostet 27 Euro (Schüler und Studenten: 15 Euro) und ist ausschließlich direkt im Kino erhältlich. Weiteres Infos und die exakte Programmabfolge unter www.filmfestival-filmgugger.jimdofree.com.

x