Hassloch Markt der schönen Dinge: Über die Menschen hinter den Produkten

Bettina Mutz (links) webt auf einem Schweizer Webstuhl Schals nach alten traditionellen Mustern.
Bettina Mutz (links) webt auf einem Schweizer Webstuhl Schals nach alten traditionellen Mustern.

Altes Kunsthandwerk, modernes Upcycling, Kunst und Kulinarisches: All das gibt es beim „Markt der schönen Dinge“ in Haßloch. Wer sind die Menschen hinter den Produkten?

31 Stände gibt es beim „Markt der schönen Dinge“, und sie sind fast komplett in Frauenhand. Einzige Ausnahme: Markus Koch aus Osthofen, der geschmiedete und geschweißte Plastiken und Gartendekoartikel aus rostendem Stahl anbietet. Die meisten Aussteller sind nebenberuflich tätig, einige von ihnen haben sich aber auch ein „richtiges“ Geschäft aufgebaut.

So erzählt Vanessa Hormes, die den Stand ihrer Mutter Simone Gruber betreut, dass die Marke „Pfalzglück“ entstand, weil sie, als sie schwanger war, mit der erhältlichen Umstandsmode nicht zufrieden war. So fing ihre Mutter an, Kleidung zu nähen, zuerst für die Tochter, später für die Enkelkinder. Dazu kamen Spielzeuge wie Greiflinge und der „Lalefant“, ein Kissen mit eingenähter Spieluhr. Inzwischen gibt es viele Artikel mit der Aufschrift „Pfalzglück“ in unterschiedlichen Materialien, vor allem aber aus dem typischen blauen Winzerstoff, der von der schwäbischen Alb kommt.

Vertrieb übers Internet

Ebenso professionell aufgestellt ist Nicole Rosenfelder. Sie ist eigentlich Goldschmiedin, fertigt aber unter dem Label „Luckybelt“ bunte Stoffgürtel, die sie überwiegend über das Internet vertreibt. Die Vielfalt der unterschiedlichen bunten Stoffe aus aller Welt ist faszinierend. Jedes Gürtelmuster hat einen eigenen Namen.

Eher freizeitmäßig arbeitet dagegen Heike Hölzerkopf. Sie gestaltet mit Kieselsteinen, Treibholz und kleinen Zweigen Sinnsprüche und Gedichte in kleinen Bilderrahmen und Schaukästen. Dabei müssen die Kieselsteine natürlich zu den Objekten passen. Für Blütenblätter braucht Hölzerkopf zum Beispiel ovale Steine, für Katzenköpfe dreieckige. Die Hobby-Künstlerin stellt nur einmal im Jahr in Haßloch aus, von Beruf ist sie medizinisch-technische Assistentin. Einen Markt zusätzlich im Frühjahr würde sie sich wünschen – mehr allerdings schaffe sie nicht.

Altes Handwerk

Christina Martens von Flexibuch wiederum betreibt das alte Handwerk des Buchbindens: Sie gestaltet individuelle Hüllen für Collegeblöcke und Noten, fertigt Leporellos und Fotoalben. Ihrer Meinung nach wird mit individuellem Schreibmaterial Wertschätzung ausgedrückt. Martens Kunden sind alle im kommunikativen oder kreativen Bereich tätig.

Ein ähnlich seltenes Handwerk bewahrt Bettina Mutz von Mutzwerk vor dem Aussterben: Sie webt auf einem zimmergroßen Schweizer Webstuhl Schals nach alten, traditionellen Mustern, die sie aber in modernen Farben ausführt. Einmal gesehen, war sie vom Weben so fasziniert, dass sie sich im Haus der Handweberei in Sindelfingen ausbilden ließ. Heute hat sie ein eigenes Geschäft in Mannheim, dort steht auch der Webstuhl. Hauptberuflich ist Mutz als Krankenschwester tätig.

Etwas aus der Reihe fällt Hiltrud Martha Kissel mit ihren Skulpturen. Sie ist freie Künstlerin und Regisseurin, lebt in Kassel und Haßloch, wo sie ihre Werkstatt hat. Ausgestellt hat sie Objekte, die landwirtschaftliche Werkzeuge wie Äxte, Hacken und Schaufeln in einem anderen Kontext zeigen. Eine aufgestellte Hacke erinnert an einen Stierkopf, der sie wiederum an eine Figur von Max Ernst erinnere. Ihr sei klar, dass ihre Objekte nicht mal so eben schnell gekauft würden, sagt sie. Doch sie suche das Gespräch, würde sich auch einen Künstlerstammtisch wünschen. Interessant findet sie, dass in Haßloch das Wissen um die alten Gerätschaften und der Respekt vor dem Handwerk vorhanden seien und somit die Rezeption ihrer Werke eine andere sei als in Kassel. Einige Besucher bleiben denn auch interessiert vor ihren Werken stehen: „Guck mal, das ist doch ein Dreizack“ – und schon beginnt die Kommunikation über Sinn und Unsinn von Kunst.

Organisiert wird der Markt von der Haßlocher Beratungsstelle für Alleinerziehende und Frauen, der Gemeindebücherei und dem Kulturhaus Blaubär.

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