Neustadt Mit Tom dem Stress entfliehen

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Neustadt/Hassloch. „Das Leben auf einer einsamen Insel stelle ich mir gar nicht so schlecht vor, weil es dort ruhiger und entspannter zugeht, als in unserer hektischen Welt. Den passenden Soundtrack dazu müsste Tom Petty liefern. Sein Album ,Wildflowers’ ist für mich definitiv meine Inselplatte.“ Das sagt der Naturschutz-Ingenieur Rainer Meder, den man in Neustadt und Umgebung als Frontmann der Gruppe „Switch“ und deren Akustik-Ableger „Green, Pink & Blue“ kennt.

Der 61-Jährige entstammt einem musikalischen Elternhaus: Die Mutter Chorsängerin, die Geschwister spielen Piano, und er selbst hat Flöte und Saxophon zu seinen Hauptinstrumenten gemacht. Als ursprünglicher „Beatles“-Fan stieß er im jugendlichen Alter auf „Jethro Tull“ und war hingerissen. Deren Mastermind Ian Anderson hat die Querflöte in der Rockmusik salonfähig gemacht, und – was dem berühmten Briten sicher bis heute verborgen blieb – den damaligen Neustadter Schüler Rainer Meder damit animiert, selber in Bands die Musik zu machen, die er zwar schon immer machen wollte, für die ihm bis dahin aber die Idee fehlte , wie er das als Flötist bewerkstelligen könnte. Nun probierte er sich in verschiedenen namenlosen Formationen aus, schrieb erste Texte und Songs, trat auch als Sänger in Erscheinung und behielt seine Liebe zur Musik auch während des Studiums in Mainz und Stuttgart bei. Von dort Mitte der 80er Jahre nach Neustadt zurückgekommen, gründete er zusammen mit Freunden, darunter Karl Dieter und Frank Schreiber von denen später noch zu hören sein wird, die legendären „Dead Center“, die für ihre musikalische Unberechenbarkeit und die bei ihren Konzerten vorherrschende brachiale Lautstärke berühmt-berüchtigt waren. „Wir haben unser Independent/Underground-Ding konsequent und kompromisslos durchgezogen“, so Meder heute im Rückblick, „dabei war uns von Anfang an klar, dass wir keine Cover-Band sein wollten, auch gar nicht sein konnten. Kopieren lag uns nicht, und deshalb haben wir grundsätzlich eigenes Material gespielt.“ Bis Ende der 80er Jahre schwamm das Quintett musikalisch ständig gegen den Strom und ging dabei bis an seine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Dann aber war der Akku leer, und die Mitglieder beschlossen die kräftezehrende Band vorerst auf Eis zu legen. Aus „Dead Center“, wurde nun, um neue Mitglieder ergänzt, die bissig-poppige Formation „Push The Noise Button“, in der jetzt auch mehr lockere musikalische Einflüsse zugelassen wurden. Um deutlich zu machen, dass ihre Songs „sonniger“ geworden sind, änderte die Gruppe ihre Firmierung 2012 erneut und nennt sich seither „Switch“. „Zusammen mit den ,Switch’-Gitarristen Karl Dieter und Frank Schreiber wollte ich ergründen, wie sich unsere Songs aufs Notwendigste reduziert anhören“, erzählt Meder, „und so haben wir uns vor zwei Jahren entschlossen, parallel zur Stammformation das Akustik-Trio ,Green, Pink & Blue’ aus der Taufe zu heben. Unsere Kompositionen, nur von zwei Gitarren und einer punktuell eingesetzten Flöte begleitet, bieten uns jetzt zusätzliche Freiräume, die wir gerne kreativ nutzen.“ „Green, Pink & Blue“ ist eine Sache, die sehr viel Spaß mache und auch vom Publikum sehr gut angenommen werde, erklärt Meder. Mit der neuen „Weniger ist mehr“-Einstellung lässt sich auch seine Vorliebe für Tom Petty und dessen Veröffentlichung „Wildflowers“ begründen. Produziert wurde diese Scheibe nämlich vom bekannten Rick Rubin, der unter anderem auch für die „American Recordings“ von Johnny Cash verantwortlich zeichnet und damit bewiesen hat, dass für die Qualität eines Songs in erster Linie die Melodie und nicht etwa eine ausufernde Instrumentierung den Ausschlag gibt. „Tom Petty vereinigt auf ,Wildflowers’ Melodisches wie in ,Only A Broken Heart’ oder ,To Find A Friend’ mit Rockigem wie in ,You Wreck Me’ und dann wieder ganz Schlichtem und Filigranem wie bei ,Don’t Fade On Me’ zu einem Ganzen – und das alles stets mit einer Coolness und Entspanntheit, die ihresgleichen sucht“, schwärmt Meder. „Manche mögen das Material vielleicht als ,old school’ bezeichnen, ich finde die handgemachten, ehrlichen, zum ,laid-back’ neigenden Stücke aber einfach großartig unaufgeregt.“ Wenn es auf der CD einen Lieblingssong für ihn gebe, dann sei das der Titelsong „Wildflowers“, der ja entfernt etwas auch mit seinem Beruf als Naturschützer zu tun habe, ergänzt Meder, der 2012 dann auch einmal die Ehre hatte, Tom Petty live auf der Bühne zu genießen. Er sei begeistert gewesen, erinnert sich Meder. Doch jetzt ist es an ihm, zu zeigen, was er selbst drauf hat. Am kommenden Samstag treten „Green, Pink & Blue“ mit ihm als Sänger und dem aktuellen Programm „Crazy World“ im Rahmen eines Benefizkonzertes im Jugend- und Kulturhaus „Blaubär“ in Haßloch auf. Termin „Green, Pink & Blue“ treten am Samstag, 19. Dezember, ab 20 Uhr mit ihrem aktuellen Programm „Crazy World“ bei einem Benefizkonzert zugunsten der Neustadter und Haßlocher Tafel im Jugend- und Kulturhaus „Blaubär“, Rathausplatz 5, in Haßloch auf. Der Eintritt ist frei, ein „Spendenschwein“ ist aufgestellt.

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