Neustadt Vokale Akzente

Sheva Tehoval
Sheva Tehoval

«Neustadt-Hambach.» Gute Künstler verfügen meist über gute Netzwerke: Vor zwei Jahren saßen bei einem Konzert im Stephaniesaal in Graz mit dem Mandelring Quartett und dem Minetti Quartett zwei internationale Spitzenensembles gleichzeitig auf der Bühne. Beim Hambacher Musikfest vom 30. Mai bis 3. Juni wird es eine Neuauflage dieser Fusion geben.

„Harmonie zu acht“ heißt das Konzertmotto am Freitag, 1. Juni, 19 Uhr, in der Pfarrkirche St. Jakobus, wenn sich die Mandelrings und die Minettis zum Oktett verbünden und unter anderem Werke von Johann Svendsen und Reinhold Glière zu Gehör bringen. Laut Erika Busse vom Förderkreis Hambacher Musikfest sind für dieses Konzert noch Karten erhältlich. Gleiches gilt für den Auftakt am Mittwoch, 30. Mai, 20 Uhr, der ganz im Zeichen des Romantikers Felix Mendelssohn steht. Womit wir auf eine Besonderheit des Festivals zu sprechen kommen: Nach mehrjähriger Abstinenz werden wieder einmal vokale Akzente gesetzt: Mit der Verpflichtung der belgischen Sopranistin Sheva Tehoval ist dem gastgebenden Mandelring Quartett ein außerordentlicher Coup gelungen, zählt die junge Künstlerin doch zu den vielversprechenden Sängerinnen ihrer Generation. Schon als Sechsjährige sang sie im Kinderchor der Königlichen Oper von Brüssel. Seither ging sie als Preisträgerin aus mehreren international bedeutenden Wettbewerben hervor, darunter dem „International Queen Elisabeth Competition“. Zur Eröffnung wird sie zwei Liederzyklen von Mendelssohn präsentieren. Leider schon ausverkauft sind die beiden Weingutskonzerte am Samstagnachmittag und Sonntagfrüh in den Weingütern Georg Naegele und Müller-Kern. Wer den Gesangsstar Sheva Tehoval live erleben möchte, erhält neben dem besagten Eröffnungskonzert noch beim Festkonzert unter dem Motto „à la francaise“ am Samstag, 2. Juni, 20 Uhr, und beim „Festlichen Finale“ am Sonntag, 3. Juni, 18 Uhr, beide im Hambacher Schloss, Gelegenheit. Hier wird die junge Sängerin an der Seite des Mandelring Quartetts unter anderem Liederzyklen von Claude Debussy und Maurice Ravel und zum Abschluss eine Bearbeitung des berühmten Schubert-Liedes „Mignon“ für Sopran und Streichquartett aus der Feder von Aribert Reimann interpretieren. Wie üblich schließt sich dem Festkonzert am Samstag das sogenannte „Surprisekonzert“ an. Bei diesem Doppelkonzert sind sämtliche Festivalkünstler mit von der Partie. Es darf auch diesmal getrost davon ausgegangen werden, dass bis zur Mitternachtsstunde nicht nur die „seriöse“ Klassik im Festsaal des Schlosses Einzug halten wird, sondern auch mit spaßigen, nicht ganz so ernsten Einlagen gerechnet werden darf. Zunächst jedoch stehen neben Gesangseinlagen mit Tehoval Meilensteine der Kammermusik auf dem Programm, darunter das Streichquartett g-Moll von Claude Debussy und das Klavierquintett in d-Moll von Gabriel Fauré. Die Unterstützung des Minetti Quartetts als zweites Hauptensemble ermöglicht die Wiedergabe selten aufgeführter Kammermusikliteratur. Überhaupt zählt die Wiederentdeckung zu Unrecht in Vergessenheit geratener Kammermusikwerke zu den Spezialitäten des Festivals. Dies gilt vor allem für das eingangs erwähnte Eröffnungskonzert. So schreibt die Musikwissenschaftlerin Eva Blasewitz in der Festival-Broschüre über das Streichoktett in A-Dur von Johann Svendsen: „Die Wirkung des Oktetts beruht insbesondere auf seinen farbenreichen Klangeffekten. Ausgesprochen hübsch ist das skandinavisch anmutende Scherzo mit seinen flirrenden Tremolo-Effekten und den witzigen Pizzicati.“ Eine weitere Rarität des Konzertes in der Jakobuskirche ist das Oktett D-Dur von Reinhold Glière mit seinen lichtdurchfluteten Klangbildern, die unterstützt von der hervorragenden Akustik der Kirche spannende Hörerlebnisse bereiten werden. Der Name des Minetti Quartetts bezieht sich übrigens auf ein Theaterstück des Schriftstellers Thomas Bernhard, der lange Zeit in Ohlsdorf im Salzkammergut lebte, wo auch die beiden Geigerinnen des Quartetts aufwuchsen. Aktuell tritt das österreichische Ensemble allerdings mit einer kleinen Besetzungsänderung auf: Die derzeit schwangere erste Geigerin Maria Ehmer wird von der bulgarischen Kollegin Bojidara Kouzmanova-Vladar vertreten. Einen direkten Hörvergleich zwischen den beiden Hauptensembles ermöglicht der Schubert-Abend am Donnerstag, 31. Mai, 19 Uhr, in der Pilgerkirche m Kloster Neustadt, die als Festival-Location in diesem Jahr ihre Premiere feiert. Auf dem Programm stehen die beiden Quartette in g-Moll D173 und G-Dur D887 sowie das Klaviertrio B-Dur D898. An diesem und weiteren Abenden gibt es ein Wiedersehen mit dem diesjährigen Festival-Pianisten Daniel Heide, den Neustadter Klassikfreunden bereits bestens bekannt durch seine Auftritte bei der „Frühlingsakademie“. Der aus Weimar stammende Pianist ist ein gefragter Liedbegleiter und gern gesehener Gast bei internationalen Festivals und den großen Spielstätten Europas. Noch Fragen? Weitere Info und Karten über den „Förderkreis Hambacher Musikfest“, Ahornweg 7, 67434 Neustadt, unter 06321/92043, mail@hambachermusikfest.de und www.hambachermusikfest.de.

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