Neustadt Wieder stolze Deutsche

„Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein.“ Dieses Bekenntnis sagen seit Neuestem wieder vermeintlich fremdländische Menschen von Plakatwänden und Werbeflächen im ganzen Landkreis Bad Dürkheim ihren Mitbürgern quasi auf den Kopf zu. Vor augenfälligem Hintergrund in Grün, Violett, Blau und Orange vermitteln Männer und Frauen aus unterschiedlichen kulturellen Ursprüngen: Deutschland ist bunt.

Träger dieses Projekts ist das protestantische Dekanat Bad Dürkheim in Kooperation mit der Kreisverwaltung. Unterstützt vom Bundesprogramm „Toleranz fördern - Kompetenz stärken“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, macht die Plakatkampagne auf die verschiedenen Kulturen aufmerksam, die alle zu Deutschland beitragen, und hilft, die Sprache wieder an sich zu nehmen. „Es geht darum, die deutsche Sprache wieder zu nutzen“, erklärt Dekanin Ulla Hoffmann. Mit dieser Aktion wehre man sich dagegen, dass alte deutsche Worte heute vorwiegend mit rechtsextremistischem Gedankengut negativ in Verbindung gebracht werden. Stärke, Ehre und Heimat sollten nicht mehr in falschem Kontext gesehen werden. „Es kann nicht sein, dass ein Klientel die Sprache besetzt und andere sie nicht mehr benutzen“, sagt Hoffmann: „Ich lasse mir mein Land nicht nehmen – und mein Land ist bunt.“ Als „bewusster Deutscher“ sei es wichtig, eine „Kultur des Erinnerns“ zu bewahren, denn vergessen dürfe man nicht. Aber die Zukunft sollte ein offenes Deutschland schaffen, es als solches sehen und als Teil der Welt wahrnehmen. Mit „multikulturell“ gebe man sich allerdings nicht zufrieden: Es reiche nicht, einfach nur friedlich nebeneinander zu existieren. An allen Ecken fehle es an kulturellem und religiösem Wissen. Man müsse mehr voneinander wissen, mehr übereinander erfahren. Das helfe, Ängste abzubauen und besser miteinander umzugehen. Viele Menschen hätten aber gar kein Interesse, „sich Wissen um andere Kulturen anzueignen“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete Claus Potje. Viele folgten demnach Parolen und Ansichten, die sie oft nicht wirklich verstünden. Daher die Idee: Vier Plakate mit zwei Frauen und zwei Männern unterschiedlicher Nationalität. Die darauf stolz sind, deutsch zu sein. Jede Person erzählt ihre eigene Geschichte, die auf der Internetseite des Lokalen Aktions-Plans (www.lap-duew.de). „Wir hatten echte Menschen mit ihren Geschichten aus der Region, die gerne mitmachen wollten. Aber der Verfassungsschutz hat uns aus Sicherheitsgründen davon abgeraten“, erzählt die Dekanin. Also wurden professionelle Models engagiert, die Geschichten dazu sind aber aus der Realität abgeleitet. Die Kampagne wurde erstmals 2010 entwickelt und umgesetzt. Nun wurde sie neu aufgelegt, nicht zuletzt angesichts des daueraktuellen Thema Flüchtlingshilfe, das gerade an Weihnachten wieder viele Menschen bewege, so die Dekanin. Kirchenfrau und Kreisdezernent sprechen von einer „wirkungsvollen Aktion“, sie hätten schon viele positive Rückmeldungen erhalten. 19 Großraumplakate hängen seit 21. November, jetzt kamen 15 weitere hinzu. Sie sollen mindestens bis Jahresende hängenbleiben. (lai)

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