Pirmasens 100 Jahre Hildegardisschwestern: Broschüre nimmt Geschichte in den Blick

Sie halten die Stellung: die Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat in Pirmasens. Unser Bild zeigt (von links). Schwes
Sie halten die Stellung: die Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat in Pirmasens. Unser Bild zeigt (von links). Schwester Ruth, Generaloberin, Schwester Dorotea Castano de Luis, Schwester Ursula, Schwester Carmen, Schwester Beate und Schwester Antonia.

Ein 100. Jubiläum innerhalb zweier Jahre gleich zweimal feiern zu können, ist eher eine Seltenheit. Das ist bei den Hildegardisschwestern möglich. 2021 wurde das 100-jährige Gründungsfest gefeiert; jetzt im Jahr 2023 kann auf 100 Jahre Hildegardisschwestern in der gesamten Pfalz geblickt werden.

Das Doppeljubiläum in kurzer Zeitfolge gab den Ausschlag, in Text und Fotos den Weg der Hildegardisschwestern festzuhalten. Autor Stefan W. Frank erstellte das Buch „Das neue Glöcklein“; eine bebilderte Erfolgsgeschichte. Auf 76-Seiten präsentiert er von Gründung bis Jetztzeit, verschiedenste Stationen, Aufgabenbereiche und Entwicklungen der religiösen Gemeinschaft. Besonders zu betonen ist, dass die fünfköpfige Schwesterngruppe die noch einzig-bestehende der Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat in der Pfalz, eventuell sogar über die Grenzen hinaus ist.

Die Idee, eine informative Broschüre zum Werdegang der Hildegardisschwestern zu verfassen, kam von Stefan W. Frank. Er ist das Patenkind der verstorbenen Mitschwester Sebastiana. Ihr hat Frank die Broschüre gewidmet. Schwerpunktmäßig unterstützt wurde der Autor von Schwester Beate Matheis (von Pirmasens-Ruhbank). Schwester Beate ist mit 91 Jahren die älteste Schwester und noch Archivarin, wie Schwester Dorotea Castano de Luis, Generaloberin der Hildegardisschwestern im RHEINPFALZ-Gespräch informiert. Stolz ist man im Haus, dass ein sehr umfassendes Bilderarchiv zur Verfügung steht, auf das Stefan W. Frank uneingeschränkt zurückgreifen konnte.

Auf die Frage, was dieses Buch für sie persönlich und für ihre Mitschwestern bedeutet, sagte Schwester Dorotea: „Wir sind mit dieser Idee von Herrn Frank überrascht worden. Der Autor verfasste das Buch aus Dankbarkeit, Hochachtung und Würdigung der Arbeit unserer Schwestern, die er aus Altleiningen sehr gut kannte. Ich finde es großartig und unsere Schwestern haben es auch verdient, gerade weil sie und wir alle immer ohne Aufhebens für die Menschen da waren. Keine hätte so eine Würdigung je angestrebt. Es war vielmehr eine Lebensentscheidung für dieses Leben als Ordensfrau und damit verbunden selbstverständlich für die Menschen in ihren vielfältigen Sorgen und Anliegen da zu sein.“

Wie zu vernehmen war, gibt es 200 Broschüren. Sie sollen nicht vermarktet werden, sondern gezielt gegen einen Selbstkostenpreis von zehn Euro weitergegeben werden. Eine endgültige Entscheidung zu dieser Broschüre-Verteilung sei aber noch nicht gefallen, so Schwester Dorotea. Die Altersstruktur der hier lebenden Schwestern liegt zwischen 70 und 91 Jahren. Drei der Schwestern sind noch ehrenamtlich außerhalb der Gemeinschaft im Einsatz.

Werfen wir einen Blick in das kleine Buchdokument. Der Pallotinerpater Adolf Panzer, geboren am 14. Juli 1884 in Zweibrücken, verstorben am 31. März 1925 in Frankenthal war der Gründervater des Schwesternverbandes. Adolf Panzer wurde 1907 zum Priester geweiht. Beweggründe für Pater Panzer einen Schwesternverband zu gründen mögen gewesen sein: „Moderne und menschennahe Seelsorge; zur größeren Ehre Gottes, zur Vernichtung der Sünde, und zur Heiligung der Seelen“ mutmaßt Autor Frank. Die Schwesterngemeinschaft wurde in Limburg an der Lahn gegründet, zog am 6. Januar 1923 mit Pater Panzer und sechs Schwestern nach Boßweiler (damals noch bayerische Pfalz). Hier vollzog Pfarrer Michel am 29. Januar 1923 die feierliche Einführung der Schwestern. „Somit ist belegt, dass die Schwestern mittlerweile über 100 Jahre in der Pfalz zuhause sind“, schlussfolgert der Autor in der Broschüre. Der Schwesternverband wurde vom Katholischen Apostolat am 27. Februar 1927 als Diözesaninstitut im Bistum Speyer aufgenommen. Die bischöfliche Approbation traf am 30. März 1927 ein. Es schloss sich eine feierliche Zeremonie am 2. April 1927 an. Die Schwestern erhielten einen neuen Namen, den sie bis heute tragen: Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat.

Die einzelnen Stufen zur Aufnahme waren damals: halbjähriges Postulat, danach feierliche Einkleidung mit Schleier und Kleid der Hildegardisschwestern; dann das Noviziat (Probejahr); danach zeitliche Versprechen; schlussendlich spätestens nach fünf Jahren die Profess, das ewige Versprechen.

Ihre Ausbreitung vollzog sich über die ganze Pfalz. 1929 etwa in Niedersimten (Seelsorgehilfe, Caritasdienste, Kinderschule und Handarbeitsunterricht), Merzalben (Kindergarten), Zweibrücken und so weiter. Schwerpunkt der Schwestern war und ist der Sozialdienst wie Kranken-und Familienpflege, Kindergärten, Seelsorge, Bahnhofseelsorge (auch Kinderbetreuung), administrative Aufgaben wie Büchereien und Archive.

Die informative Broschüre gibt auch preis, dass es in der NS-Zeit auch die „braunen Schwestern“ gegeben habe, ein Versuch der Nationalsozialisten die Schwesterngemeinschaften zu ersetzen. Vergebens. Die Hildegardisschwestern überlebten die NS-Zeit.

Wie auf Seite 48 zu erfahren ist, gab es früher eine Hauszeitung. Sie hatte den Namen „Das Glöcklein“. Es ist unschwer nachzuvollziehen, dass das kleine Buch von Stefan W. Frank in Anlehnung daran nun den Buchtitel „Das neue Glöcklein“ wählte. Ein neues Zuhause in Pirmasens wurde das Schwesternhaus, das Paul-Josef-Heim, neben der Kirche Sankt Anton. Es war frei, so dass 2004 der Umzug in die Schuhstadt erfolgte. Hier in Pirmasens wirkte im 19. Jahrhundert der Priester Paul Josef Nardini, der erste Pfälzer, der im Dom zu Speyer selig gesprochen wurde. Es war also ein würdiger Platz für die neuen Bewohnerinnen, ihren sozial-religiösen Dienst hier fortzusetzen; auch im Sinne Nardinis.

Beim 100. Jubiläum des Bestehens bezeichnete Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Schwesterngemeinschaft „als Leuchtturm in der Stadt“, als wunderbares Mittendrinsein, als spirituelle Oase in Pirmasens mit geistlicher Begleitung. Nun, zwei Jahre später können die Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat auch 100 Jahre „Mittendrinsein“ in der Pfalz feiern. Und sie blieben hier in Pirmasens „standhaft wie ein Leuchtturm“, um es mit Bischof Wiesemann zu halten. Die Broschüre „Das neue Glöcklein“ gibt dazu einen ausführlichen, interessanten Einblick.

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