Pirmasens „Das ist ein richtiger Naturschatz“

Der in den Bachlauf ragende Baumstamm ist Absicht. Der Blümelsbach soll am geraden Lauf gehindert werden und sich allein sein si
Der in den Bachlauf ragende Baumstamm ist Absicht. Der Blümelsbach soll am geraden Lauf gehindert werden und sich allein sein sich schlängelndes Bachbett suchen.

Das Blümelstal machte schon vor Jahrzehnten Schlagzeilen, damals aber in negativer Hinsicht. Am Mittwoch nun wurde die positive Entwicklung des Tals gefeiert mit hohem Besuch aus Mainz. Die Renaturierung des Blümelsbachs wurde vom Gartenbauamt derart vorbildlich gelöst, dass es sich Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese nicht nehmen ließ, extra anzureisen. Und er war begeistert: „Das ist ein richtiger Naturschatz hier.“

Passend zum Termin mit Presse war die Fauna auch reichlich vertreten am Ort der Feier. Nilgänse watschelten durch den Bach, eine Ringelnatter ließ sich sehen, Hornissen summten durch das Tal und dunkelblaue Prachtlibellen umschwirrten Oberbürgermeister Bernhard Matheis, Staatssekretär Griese und Gartenbauamtsleiter André Jankwitz. Der Stadtchef betonte, dass es ihm seit vielen Jahren am Herzen gelegen habe, dass aus dem Blümelstal wieder etwas Schönes wird. Immerhin war das Tal seit Jahrzehnten als stinkende Kloake verschrien. Das fing schon im 19. Jahrhundert mit den Gerbereien an, die ihre Abwässer in dem Blümelsbach leiteten, und setzte sich nach dem Krieg fort. Die Situation muss in den 60er Jahren so schlimm gewesen sein, dass ein Boulevardblatt deutschlandweit über den Abwasserbach berichtete. Sogar Milzbranderreger sollen damals gefunden worden sein. Davon ist jetzt nichts mehr zu merken. Die Kläranlage arbeitet viel besser und vor allem wurde der Blümelsbach aufwendig renaturiert. Den Abschnitt von der L-600-Brücke bis Windsberg hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) als Ausgleich für den B-10-Ausbau zu einem Ökoparadies verwandelt. Der jetzt gefeierte Abschnitt zwischen der L-600-Brücke bis zu einem Regenrückhaltebecken bei Fehrbach wurde von der Stadt renaturiert. Und auch hier dient die Rückkehr zur Natur als Ausgleich für das Gewerbegebiet Husterhöhe, die Kreisstraße 4 bei Erlenbrunn, das Baugebiet Rehbock in Fehrbach und die Klärschlammtrocknung in Fehrbach. Die Verpflichtungen zum Ausgleich wurden auf einem so genannten Ökokonto gesammelt und jetzt mit der Großmaßnahme im Blümelstal abgearbeitet. Eine optimale Lösung, findet OB Matheis. Sonst würden Ausgleichsmaßnahmen immer auf kleineren Parzellen getätigt, die gesamtökologisch aber nicht so ins Gewicht fallen. Durch die Sammlung konnte nun ein richtig großes Projekt angegangen werden, das gleichzeitig touristisch genutzt werden könnte. Immerhin führt in dem Abschnitt der Dynamikum-Radweg vorbei. „Da wurde jeder Euro gut angelegt“, freute sich Matheis, der betonte, dass es neben erlebbaren Abschnitten auf der 1,8 Kilometer langen Bachstrecke auch komplett unberührte Bachstücke geben wird, zu denen kein Tourist kommen könne. „Das ist genau der richtige Weg“, lobte Staatssekretär Griese. Hier sei das Landesnaturschutzgesetz vorbildlich umgesetzt worden. Gekostet hat die Renaturierung 520.000 Euro. Aus dem Umweltministerium konnte Gartenbauamtsleiter Jankwitz 310.000 Euro über die „Aktion Blau plus“ einwerben. Das Besondere an der Renaturierung ist übrigens die schonende Art. Während der LBM mit Baggern den schnurgeraden Blümelsbach in eine Schlangenlinienform brachte, wurden im städtischen Teil des Bachs nur 800 Meter komplett neu verlegt. Der Rest soll durch die Natur selbst erledigt werden. Als Unterstützung wurden die in der Talaue nicht gern gesehenen Fichtenbestände gefällt und deren Stämme, Kronen und Wurzelstöcke als Störmaterial in den Bach eingearbeitet. Mit Pflöcken wurden die Bäume befestigt, die jetzt in das Wasser reinragen. Über die Jahre hinweg wird so der Bach genötigt, sich einen anderen Verlauf zu suchen. Wenn dann noch der ein oder andere Baum umfällt, wird dieser Prozess ergänzt. „Das wirkt sich vorteilhaft auf das Rückhaltevermögen des Bachtals aus“, erläuterte André Jankwitz. Bei Hochwasserlagen staut sich die Brühe im Blümelstal und schießt nicht wie in früheren Jahren nach Walshausen rein.

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