Pirmasens Dvorák und die Dampfnudel

Vom 30. August bis 1. September soll das Klassikfestival Fermate erstmals Gäste aus nah und fern ins ländliche Idyll der Südpfalz locken. Mit einem künstlerischem Profil der Extraklasse und dem erklärten Ziel, fern vom sprichwörtlichen Elfenbeinturm direkt im prallen Leben zu agieren – samt Dampfnudel.

Die Idee zum Festival haben Künstlerfreunde reifen lassen – „regelrecht fasziniert waren die vom einzigartigen Flair der Reblandschaft, der Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen hier“, berichtet Pianist Christoph Berner der Presserunde im Ortsmittelpunkt Birkweiler. Seit zweieinhalb Jahren lebt der Pianist mit seiner Frau, der Landauer Sopranistin Ilse Berner, im ehemaligen Schulhaus von Birkweiler. Fermate setzt auf Abwechslung: Alle Künstler wirken bei allen Konzerten mit. Das ist ungewöhnlich und wohl auch anstrengend, fürs Publikum aber interessanter als ein ganzer Abend mit Streichquartetten, meint Berner. Und das Aufgebot an Künstlern hat durchweg Klasse. Mit dabei ist die in Mutterstadt geborene, mittlerweile weltweit auf allen großen Bühnen gefeierte Mezzosopranistin Anke Vondung. Außerdem die Klarinettistin Laura Ruiz-Ferreres (Professorin an der Musikhochschule Frankfurt), der Solo-Fagottist der Staatskapelle Dresden, Philipp Zeller, der Kontrabassist Ulrich von Neumann-Cosel (Münchner Philharmoniker), die Violinisten Sebastian Gürtler (Alban-Berg-Ensemble Wien) und Regis Bringolf, Lausanne, die südkoreanische Bratscherin Subin Lee, der Cellist Florian Berner, Mitglied des renommierten Hugo-Wolf-Quartetts und natürlich auch Ilse und Christoph Berner. Für die Konzerte überließ Stefan Knüpfer, Chefmechaniker bei Steinway & Sons, dem frisch herausgeputzten Ortmittelpunkt einen kleinen, klangschönen Flügel als Dauerleihgabe. Als Moderator fungiert bei zwei Konzerten Jochen Hubmacher vom „Musikjournal“ im Deutschlandfunk. Teils sind die Themen gesetzt wie die „Ode an die Dampfnudel“ – im Untertitel: „Komponisten und ihre kulinarischen Schwächen“. Da offenbaren Mendelssohn, Rossini und Glinka ganz ungeahnte Seiten von sich. Zu hören: Samstag, 31. August, 11 Uhr, im Ortsmittelpunkt. Die „Reise in 80 Minuten um die Erde“, auch am 31. August, 19.30 Uhr, als Freiluftkonzert am gleichen Ort, durchmisst mit Werken von Weber, Piazzolla, Rachmaninow, Bernstein, Granados, Szymanowski, Kapustin und Respighi Epochen und Kontinente. Am Sonntagvormittag um 11 Uhr wird im Weingut Siener-Dr. Wettstein humorig um „FaGottes Hilfe“ ersucht. Beim Abschlusskonzert um 18 Uhr – unter freiem Himmel im Keschdebusch Birkweiler – spielen die Musiker als Salonorchester zusammen und begleiten die beiden Sopranistinnen zur „Night in Vienna“ mit Werken von Franz Schubert, Johann Strauß, Franz Lehàr und Robert Stolz. Auftakt wird am Freitag, 30. August, 19.30 Uhr, im Kelterhaus des Weinguts Siener-Dr. Wettstein in Siebeldingen sein mit Schuberts Sehnsuchtslied „Der Hirt auf den Felsen“. Dazu erklingen zwei Kammermusikwerke von Ludwig van Beethoven und Antonin Dvorák. Dass die Idee eines niederschwelligen Klassikfestivals bei den Verantwortlichen von Ortsgemeinden und Landkreis auf tatkräftige Unterstützung durch Infrastruktur, Organisation und Werbemittel stieß, beflügelte die Initiatoren, „gleich Nägel mit Köpfen zu machen“. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe Sponsoren – der Kultursommer Rheinland-Pfalz ist einer davon. Und selbst die Frage nach geeigneten Orten – drinnen wie draußen – erbrachte ein regelrechtes Überangebot. Karten Der Vorverkauf läuft bereits. Karten gibt es zu 30 Euro (ermäßigt 18 Euro) online unter www.fermate-klassikfestival.de. Der Fermate-Pass zu 150 Euro schließt alle fünf Konzerte nebst Begrüßungswein ein.

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