Pirmasens Gasturbine steht still

Im Jahr 2015 könnten die Stadtwerke theoretisch ein Jubiläum feiern: 40 Jahre Strom- und Fernwärmeproduktion mit umweltfreundlicher Kraftwärmekopplung. Lange bevor andere von Klimaschutz und Energieeffizienz redeten, wurde in Pirmasens im großen Stil damit angefangen. Doch die Gasturbine der Stadtwerke in der Pettenkofer Straße steht seit Anfang des Jahres still und Stadtwerke-Chef Klaus Kreibich sieht derzeit keine Chance, die Turbine wieder anzuwerfen, ohne permanent Verluste einzufahren.

Die Pirmasenser Stadtwerke stecken in einer verzwickten Situation. 2005 wurde die neue, sehr effiziente Gasturbine für rund fünf Millionen Euro angeschafft. Kurze Zeit später fielen die Strompreise an der Strombörse, während gleichzeitig die Gaspreise stiegen. Wirft Kreibich jetzt die Turbine an, frisst diese mehr Euro an Gas als sie an Cent für den zu verkaufenden Strom einbringen würde. Im Klartext: Die Stadtwerke machen nur Verlust. Die Turbine könnte sich nur rechnen, wenn sie längere Zeit auch noch fleißig Fernwärme produzieren würde, was nur in einem harten Winter der Fall ist. Dazu kommen weitere Entwicklungen, wie der Verlust des Krankenhauses als Großkunden für Fernwärme. Das Städtische Krankenhaus hat sich kürzlich – in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken – ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) angeschafft, mit dem die riesige Wärmemenge des Hauses abgedeckt und gleichzeitig Strom produziert wird, was durch eine besondere Regelung im Erneuerbare-Energie-Gesetz recht lukrativ für das Krankenhaus ist, aber die Stadtwerke einen Großkunden kostete. Die Entscheidung des Krankenhauses wollte Kreibich nicht weiter kommentieren. Die Stadtwerke hätten mit dem Gasliefervertrag für das Krankenhaus-BHKW noch einen Fuß in der Tür. Kreibich äußerte auch Verständnis für die wirtschaftlichen Überlegungen der Krankenhaus-Geschäftsleitung. Die will sich nämlich das so genannte Eigenstromprivileg zu nutze machen. Danach kann ein Stromproduzent mit einem BHKW den damit produzierten Strom fleißig selbst verbrauchen, ohne die EEG-Umlage zu bezahlen. Der Strom wird damit erheblich billiger, da die ansonsten üblichen 6,24 Cent pro Kilowattstunde entfallen, die jeder Stromkäufer zu zahlen hat, um die höheren Vergütungen für Ökostrom zu finanzieren. Immer mehr Großstromverbraucher entscheiden sich deshalb für eine eigene Produktion. Das Krankenhaus hofft auf Einsparungen von 250.000 Euro im Jahr. Die Gasturbine der Stadtwerke ist auch so ein BHKW, allerdings in viel größerem Maßstab und wohl auch effektiver, was den Wirkungsgrad betrifft. Mehr als 94 Prozent des Energiegehalts im Erdgas wird damit genutzt, da nicht einfach nur Strom hergestellt wird, sondern mit der Abwärme auch noch das Fernwärmenetz gespeist wird. Das passiert derzeit mit der Fernwärme der Fehrbacher Müllverbrennungsanlage, die von der Misere der Stadtwerke profitiert und erst kürzlich einen lukrativen Abnahmevertrag mit den Stadtwerken unterzeichnet hat. Sollte es richtig kalt werden und die Fernwärmekunden mehr Wärme brauchen, würde Kreibich die normalen Heizkessel in der Pettenkofer Straße anwerfen, die dann nur heizen, ohne Strom zu produzieren. Für ein paar kalte Tage die Gasturbine aufzuwecken sei zu unwirtschaftlich. Kreibich betonte, dass die Turbine voll funktionsfähig sei und jederzeit ans Netz gehen könnte. „Wenn sich die Parameter auf dem Strom- und Gasmarkt ändern, können wir sie wieder anwerfen.“ Dies sei derzeit aber nicht absehbar. Und so produziert die Turbine weiter ein Minus, auch ohne in Betrieb zu sein, da ja der Anschaffungspreis abgeschrieben werden muss. „Wir versuchen günstiges Gas für den Winter zu kriegen“, hofft Kreibich noch. Einen Verkauf er Turbine will er nicht ausschließen. Es hätten sich auch schon Interessenten gemeldet. Das dürfte aber im Aufsichtsrat der Stadtwerke auf Widerstand stoßen, schätzt der Stadtwerke-Chef. „In Pirmasens hängt man an der Kraftwärmekopplung. Wir müssen aber auch wirtschaftlich denken.“ (kka)

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