Pirmasens Glosse: Weihnachtsgeschenke

Irgendwie war es früher einfacher zu schenken. Oma kriegte „Klosterfrau Melissengeist“, Mama bekam eine Flasche „Tosca“ und für Papa gab’s Rasierwasser. Wir Kinder wurden, je nach Geschlecht, mit Puppenkram oder Spielzeug-Autos bedacht. Es gab ja auch nicht so viel Auswahl wie heute. Es gab entweder eine Barbie oder keine Barbie, nicht die Wahl zwischen 152 Modellen. Heute taumelt man zwischen Millionen Möglichkeiten und ist völlig erschöpft, bevor man irgendetwas kauft. Allein das Angebot an Kinderspielzeug erschlägt einen. Innovativ soll es sein, natürlich pädagogisch wertvoll, Spaß soll es machen und nicht gleich wieder in der Ecke landen. Man will nicht auf jeden Werbe-Mist springen, aber auch kein langes Gesicht an Heiligabend sehen. Das Kind soll unterhalten werden und wir wollen nichts, wo wir bis zum zweiten Weihnachtstag brauchen, bis es endlich zusammengebaut ist. Es soll nicht zu kompliziert sein und nicht gleich kaputt gehen. Mit anderen Worten: Wir suchen jedes Jahr aufs Neue die eierlegende Wollmilchsau. Im Laufe der Jahre hat sich bei uns bergeweise Spielzeug aller Art angesammelt, vieles für teuer Geld gekauft. Das meiste, egal wie sehnsüchtig erwartet, verlor schneller den Reiz, als eine Banane ihre Farbe. Aber ein Geschenk, damals für ein paar Euro erstanden, hat all die Konkurrenz über die Jahre vom Tisch gefegt: das gute, alte Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Das wird immer wieder hervor gekramt, wenn der „Hatchimal“ auf den Geist geht und kein Mensch mehr die Teile für die verschiedenen Playmobil-Gebäude auseinander klauben will.

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