Pirmasens Hemmschwelle der Schüler sinkt

Durch Präventionsarbeit versuchen Schulen, Probleme zwischen Eltern, Schülern und Lehrern schon im Vorfeld zu vermeiden.
Durch Präventionsarbeit versuchen Schulen, Probleme zwischen Eltern, Schülern und Lehrern schon im Vorfeld zu vermeiden.

Beschimpft, bedroht, attackiert: Die Gewalt gegen Lehrer hat einer aktuellen Studie zufolge ein erschreckendes Ausmaß erreicht. Auch an Pirmasenser Schulen ist die Hemmschwelle, was verbale Äußerungen angeht, gesunken. Körperliche Gewalt ist dagegen selten.

Deutschlandweit berichten Pädagogen von psychischer und physischer Gewalt an Schulen, oftmals schon durch Kinder im Grundschulalter. Während das Thema in Großstädten schlichtweg zum Alltag der Lehrkräfte gehört, haben sich Pirmasenser Schüler noch weitgehend im Griff. Zwar spricht keiner der hiesigen Schulleiter von körperlicher Gewalt an seiner Schule, aber auch in Pirmasens sei die Hemmschwelle, was verbale Äußerungen angeht, gesunken.

Eltern mit ins Boot nehmen

„Körperliche Gewalt ist uns zum Glück noch fremd, allerdings haben verbale Attacken zugenommen. Der Umgangston mit- und untereinander ist rauer geworden, das merken wir auch an unserer Schule“, bestätigt Jeanette Kriwy, Schulleiterin der Realschule Plus Kirchberg. Seit 18 Jahren unterrichtet sie in der Kirchbergstraße, seit einem Jahr ist sie Schulleiterin. Wichtig sei, dass auch verbale Drohgebärden durch disziplinarische Maßnahmen im Keim erstickt werden, mit den Jugendlichen das Gespräch gesucht wird und die Eltern mit ins Boot genommen werden. „Wir gehen dabei individuell auf unsere Schüler ein und versuchen ihnen zu erklären, dass ein solches Miteinander auf keinen Fall tragfähig ist“, sagt Kriwy. In den meisten Fällen reiche ein Klassenbucheintrag oder ein schriftlicher Tadel, um den Problemen Herr zu werden.

"Problem ist nicht akut"

Noch gesittet geht es am Leibniz-Gymnasium zu. Schulleiter Thomas Mohr hat „keinerlei Umstand“ mit verbaler und körperlicher Gewalt. „Das Problem ist an unserer Schule derzeit nicht akut. Wir können das nicht nachvollziehen“, sagt er und führt dies auf die Schulform zurück. So habe man „solche Probleme“ an einem Gymnasium eher selten oder zumindest noch nicht.

"Insgesamt weniger Polizeieinsätze"

Anders sieht es da schon an der Berufsbildenden Schule in der Adlerstraße aus, wo man sowohl das Abitur als auch den Hauptschul- oder Realschulabschluss absolvieren beziehungsweise nachholen kann. „An den beruflichen Gymnasien kommt es vereinzelt vor, dass Schüler verbal aufsässig werden, da haben wir unterm Strich alles im Griff. Anders sieht es in Klassen aus, wo der Hauptschulabschluss und damit die Berufsreife Ziel des Lernens sind. Da geht es für unsere Lehrkräfte schon einmal unangenehmer zu“, sagt Jörg Altpeter, Schulleiter der größten Schule im Stadtgebiet. Seiner Meinung nach ist es in solchen Fällen wichtig, dass das Lehrpersonal entsprechend geschult ist und nicht unvorbereitet in den Unterricht geht. Positiv sei allerdings, dass man an der BBS nicht mehr allzu viel Gewaltpotential zu verzeichnen habe wie noch vor ein paar Jahren. „Insgesamt haben wir weniger Polizeieinsätze zu vermelden als früher, es gibt aktuell keine erhöhte Gewalt gegen Lehrer. Das liegt unter anderem daran, dass wir als Schule das ganze Jahr über Projekte zum Thema Gewaltprävention veranstalten, weil uns die aktuelle Diskussion sehr am Herzen liegt“, sagt Altpeter.

Grundschüler droht: "Ich bring' dich um"

„Ich bring` dich um“ hat Andrea Koch, Schulleiterin der Grundschule Horeb, schon von einem ihrer Schüler gehört – ein Einzelfall, wie sie versichert. „Das Kind war außer sich und hat eigentlich gar nicht gewusst, was es da sagt und wurde sofort verwarnt. Wir haben eingehend mit ihm gesprochen und auch das Gespräch mit den Eltern gesucht“, berichtet sie und bestätigt, dass selbst auf dem Land oder in Kleinstädten die Hemmschwelle hinsichtlich verbaler Äußerungen gesunken sei, was einer fehlenden Distanz zu Lehrkörpern geschuldet sei. „Wenn Kinder bei uns ausrasten und beleidigend oder drohend werden, handelt es sich um Einzelfälle. Es gibt nach wie vor viele liebe Kinder, auch in der heutigen Zeit. Im Grunde geht es an unserer Schule gesittet zu“, sagt Koch.

Gewalt gegen Lehrer habe es "schon immer" gegeben

Auch an der Robert-Schuman-Grundschule kommt es vor, dass Kinder ausflippen, im Großen und Ganzen halte dies sich aber in „normalen, vertretbaren Grenzen“, erzählt Schulleiterin Dorothée Emig, die vor 23 Jahren in den Schuldienst getreten ist. Gewalt gegen Lehrer habe es „schon immer“ gegeben, das sei nichts Neues, allerdings merke man auch an der Grundschule in der Adlerstraße, dass der Respekt gegenüber Pädagogen gesunken ist. „Wenn Kinder den Unterricht permanent stören und auffällig werden, ist das leider oftmals auf das Elternhaus zurück zu führen. Die Kinder kriegen Respektlosigkeit zuhause vorgelebt, oftmals lästern Eltern im Beisein der Kinder über ihre Lehrer. Da müssen wir als Pädagogen dann reagieren“, sagt Emig, die davon spricht, dass der Umgangston im Laufe der Jahre generell rauer geworden sei – sowohl zwischen Kindern und Lehrern als auch zwischen Eltern und Lehrern.

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