Pirmasens Letzte Bank-Schicht zwischen Glück und Infarkt

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EPPELBORN. Wild fuchtelnd wippte Heiko Magin auf dem schmalen Grat zwischen Infarkt und Glückseligkeit herum. Schwankte nach einer guten Stunde erst nach vorn (in Richtung Glück), dann aber flugs wieder zurück. In Minute 89 kippte der Coach endgültig nach vorn. Geschafft: Der 3:1 (1:0)-Erfolg des im Oberliga-Keller umher geisternden SC Hauenstein bei Hertha Wiesbach (RHEINPFALZ am Sonntag informierte) war für Interims-Trainer Magin auch ein ganz persönlicher Erfolg.

Es waren doch weit mehr als nur Hoffnungsfunken, die die SCH-Kicker an einem arg trüben Novembertag beim Saar-Club des Vorderpfälzer Trainers Michael Petry gezündet haben. Bleibt die Darbietung keine Eintagsfliege, kriegt der SC Hauenstein mit Sicherheit noch mal die Kurve. Fußball-Feuerwerk ist anders, jedoch haben Einstellung und Einsatzfreude gestimmt. Und: Die nach schon jetzt vermurkster Hinrunde nicht selten verunsichert auftretenden Hauensteiner Kicker bewiesen in den entscheidenden Momenten Eiseskälte: „Vier Schüsse aufs Tor. Einer übern Fangzaun, die anderen drin“, ärgerte sich Michael Petry über des Gegners Effizienz. „Glück hat nur der Tüchtige. Und wir waren heute richtig tüchtig“, hatte Magin festgestellt, ehe er erst zehn Minuten nach Schlusspfiff das Kunstgrün verließ. Zuvor hatte der „Häschder“ Mann für alle Fälle noch seine Freude in den Mannschaftskreis hinein gebrüllt, dann mit Teammanager Jürgen Lejeune und – jawohl – Peter Rubeck gefachsimpelt. Sollte gestern ein wichtiges Stück Papier aus Trier ins SCH-Haus geflattert sein, ist der Weg für Rubeck frei. Am Samstag in Wiesbach stand die Besiegelung noch aus. „Noch ist nix sicher“, wollte der Ex-Trainer des Regionalligisten Trier bremsen. Magin aber galoppierte in der Pressekonferenz schon mal voraus: „Peter übernimmt am Montag.“ Die Spieler haben Magin zum Abschied von der Bank ein Geschenk in Form dreier immens wichtiger Punkte gemacht – stibitzt immerhin beim Liga-Dritten. Im ProWin-Stadion hat der SCH allerdings immer gut ausgesehen, jetzt zum dritten Mal in Serie dort gesiegt, beim ersten Aufeinandertreffen überhaupt 4:4 gespielt. In einer hochdramatischen Partie, an die sich fast genau drei Jahre noch jeder erinnert, der dabei war. Aus der damaligen Elf ist allein Daniel Klück übrig geblieben. „Heute hatten wir mal das Glück“, meinte der Innenverteidiger mit Blick auf die Führung. Keeper Julian Wamsbach hatte nach verpufftem Angriff schnell aufbauen wollen, die Kugel beim Abschlag aber seinem eigenen Abwehrmann an den Hintern gefeuert. Den an der Strafraumgrenze trudelnden Ball grätschte Andelo Srzentic mit langem Bein ins leere Tor. Wenig mit Glück zu tun hatten indes die zwei Glanz-Szenen von Alexander Biedermann. Eiskalt lochte er ein. Doppelt getroffen hat der Stürmer zuletzt „vor zwei Jahren, für Sandhausen. Sogar ein Hattrick“, sagte Biedermann, hocherfreut über sein Erfolgserlebnis, mehr noch über die Punkte. Handgestoppte 65 Sekunden war Biedermann erst auf dem Feld, als er in der 60. Minute auf Wamsbach zupreschte und einlochte. Auf den Weg geschickt hatte ihn Marcel Bormeth, nach 52 Minuten für den verletzten Jesper Brechtel gekommen. Bormeth spielte bärenstark; was er machte, hatte Hand und Fuß. Ebenso präsent: Christof Seibel, der für den ebenfalls heim humpelnden Srzentic gekommen war. Seibel markierte den Assist beim 3:1 kurz vor Schluss. Alle drei Joker stachen – Magin war glücklich. Sein Beinahe-Infarkt war unmittelbar dem 2:0 gefolgt: Der sonst starke Keeper Kevin Urban und Sandro Rösner zauderten, Patrick Ackermann traf zum Anschluss. Doch es brannte nichts mehr an. „Verdient, der Sieg“, fand Magin. „Nö“, meinte Petry. Und Peter Rubeck? „Stark gemacht. Gut gekämpft, war prima. Aber da ist noch das ein oder andere zu verbessern.“ Klar. Damit fängt er wohl heute an.

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