Pirmasens Mit 90 noch Schiedsrichter

Zählte auch beim Sieg von Thomas Veith (links) gegen den Oppauer Sebastian Gailing, der die Meisterschaft des TTC Nünschweiler i
Zählte auch beim Sieg von Thomas Veith (links) gegen den Oppauer Sebastian Gailing, der die Meisterschaft des TTC Nünschweiler in der 1. Pfalzliga und damit den Oberliga-Aufstieg perfekt machte: Friedolin Veidt.

Friedolin Veidt sitzt bei den Heimspielen des Tischtennisclubs Nünschweiler – oft auch auswärts – neben der Platte und bedient die Spielstandtafel. Das ist im Amateur-Tischtennis die Ausnahme, denn in der Regel müssen diese Aufgabe die gerade pausierenden Spieler übernehmen. „Kein Spieler zählt gerne. Damit entlastet er die Mannschaft“, betont Thomas Veith, der Kapitän von Nünschweilers erstem Herrenteam, das Meister der 1. Pfalzliga wurde. Friedolin Veidt ist ungemein fleißig. Der Nünschweilerer zählt das ganze, nicht selten über drei Stunden dauernde Mannschaftsspiel, gönnt sich keine Pause – und das auch beiden anderen Teams des Vereins. Die physischen Anforderungen sind bei dieser sitzenden Tätigkeit zwar nicht hoch, aber die grauen Zellen werden gefordert – und die sind bei dem Gründungsmitglied des TTC Nünschweiler top in Schuss. Der freundliche, höfliche, kommunikative und auch bei den Vertretern anderer Vereine sehr geschätzte Sportfreund fragt stets vor Spielbeginn, ob er zählen dürfe. „Selbstverständlich“, lautet stets Veiths Antwort. Friedolin Veidt kommt ins Erzählen, wenn man ihn nach seiner Vergangenheit fragt. Mit 17 Jahren kehrte er an Weihnachten 1945 aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurück. Er war damals bereits – seit seinem 14. Geburtstag - Postangestellter. Er arbeitete im Pirmasenser Stadtteil Schachen bei der Post, und in den Mittagspausen sei da stets Tischtennis gespielt worden. So blieb es dann nicht aus, dass Veidt 1953 Gründungsmitglied des TTC Nünschweiler war. Und nachdem der Lehrer und Gründungsvorsitzende Klaus Eberling 1954 versetzt worden war, übernahm Veidt den Vorsitz. Tischtennis spielte er bei seinem TTC bis zu seinem 88. Lebensjahr, erst dann legte er den Schläger endgültig aus der Hand. Der Tischtennissport hat das Ehrenmitglied des Vereins jung gehalten. Er selbst bezeichnet sich humorvoll als „Bekloppten des Tischtennis“, und er sei „froh, dass er sich noch irgendwie einbringen“ könne. Deshalb zählte er gerne bei den Partien mit. Als die TTC-Herren kurz vor Ende der abgelaufenen Saison das Spitzenspiel in Albersweilers 9:4 gewann, war Veidt selbstverständlich mit dabei. Er ging dann auch noch mit seinen 90 Jährchen mit der Mannschaft und Familie Wiche in Landau, wo TTC-Spitzenspieler Henry Wiche studiert, auf Kneipentour. Veidt: „Wir sind erst um zwei Uhr nach Hause gekommen.“ Und so stand Veidt auch auf dem Meisterschaftsfoto, das nach der Partie gegen Oggersheim gemacht wurde. Mannschaftsführer Thomas Veith merkt dazu an: „Friedolin gehört einfach dazu. Er lebt für den Verein.“

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