Irgendwo in Pirmasens Rentner Manfred Woll: „Die jungen Leute hängen nur noch am Telefon“

Manfred Woll im Interview mit Tanja Daub.
Manfred Woll im Interview mit Tanja Daub.

Den Rentner Manfred Woll haben wir auf dem Parkplatz eines Baumarkts getroffen. In unserem Spontantinterview hat er mit uns über sein handwerkliches Geschick gesprochen und eine Vermutung angestellt, warum dieses bei jüngeren Generationen immer mehr verloren geht.

Was haben Sie denn da in der Hand?
Ich habe gerade zwei Neonröhren gekauft. Die alten Röhren sind zuhause kaputt gegangen, jetzt muss ich neue reinmachen. Die kommen zuhause ins Bad, damit wir schönes Licht haben. Ich hoffe, dass das klappt. Wenn nicht, kann ich sie wieder abgeben, den Einkaufszettel hebe ich mir auf.

Sind Sie ein Heimwerker, der zuhause viel bosselt und schraubt?
Ich probiere immer mal ein bisschen was, natürlich. Alles von einem Handwerker machen lassen kann man nicht. Die Handwerkerpreise sind schon stramm, wenn auch gerechtfertigt. Man kann ja froh sein, dass es Handwerker gibt. Aber die paar Sachen, die man selbst machen kann, mache ich dann auch. Da habe ich dann auch das Geschick dafür.

Also gehören Sie nicht zu diesen Männern, die von ihrer Frau ständig daran erinnert werden müssen, dass etwas repariert werden muss….
Nein, das wird bei mir sofort gemacht. Ich mag nichts liegen lassen. Ordnung muss sein, Umstand kann ich nicht haben. Das habe ich bei der Bundeswehr so gelernt. Da war ich acht Jahre dabei. Da lernt man das und weiß, wie es funktioniert.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das prägt…
Ja, klar, natürlich. Das fehlt uns heute. Der Ersatzdienst fehlt und die Bundeswehr fehlt, aber die sind ja gerade dabei, das wieder zu bringen.

Und das finden Sie gut?
Auf jeden Fall! Wir müssen uns ja verteidigen können.

Meinen Sie, dass Sie Ihr Denken sich von dem der heutigen Jugend unterscheidet? Handwerkliches Geschick geht ja heute auch immer mehr verloren…
Die jungen Leute heute werden da reinerzogen, das ist unser Problem! Die hängen nur noch alle am Telefon, das kann ich beispielsweise gar nicht. Telefonieren geht natürlich, aber Internet geht bei mir nicht. Die Kinder in der Schule lernen heute schon früh den Umgang mit Computer und Tablet, das ist ja auch ganz wichtig. Das müssen sie ja auch. Jemand wie ich ist da aufgeschmissen.

Haben Sie überhaupt Internet?
Nein, gar nichts. Kein Fernsehen und kein Internet. Anders als meine Enkel.

Dafür können Ihre Enkelkinder vielleicht keine Neonröhren tauschen…
Ja, vielleicht. Uns trennen 50 Jahre. Ich werde dieses Jahr 75 Jahre alt.

Was haben Sie heute noch vor, wenn die Röhren getauscht werden?
Danach werde ich noch ein bisschen Sport machen. Laufen im Wald oder ich gehe ins Studio, irgendwas. Oder Fahrrad fahren. In meinem Alter hat man natürlich schon Rente und da kann man das machen, was man gerne möchte.

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