Pirmasens Vom Grenzland an die Weser

Als Trainerin mit den U17-Juniorinnen von Bayern München dreimal Deutsche Meisterin, nun in der Frauen-Bundesliga mit Werder Bre
Als Trainerin mit den U17-Juniorinnen von Bayern München dreimal Deutsche Meisterin, nun in der Frauen-Bundesliga mit Werder Bremen im Abstiegskampf: Carmen Roth.

Hätte die aus dem südwestpfälzischen Kröppen stammende Carmen Roth ihre Karriere im Frauenfußball als Spielerin und Trainerin in der „Männerwelt“ hingelegt, wäre sie in der ganzen Republik bekannt. Denn sie spielte unter anderem für den FC Bayern München in der Bundesliga und in der Champions League, als Trainerin holte sie mit der U17 der Bayern dreimal die deutsche Meisterschaft. Und jetzt coacht sie die Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen. Mit dem Kicken startete sie vor etwa 35 Jahren in Trulben. Dort baute ihr Vater Günter Roth eine Bambini-Fußballmannschaft auf. Mit dabei seine Töchter Carmen und Melanie, die einzigen Mädchen im Team. „Der Teamsport, gemeinsam etwas zu erreichen, miteinander Siege wie auch Niederlagen zu erleben, hat mich dort schon begeistert und mich bis heute nicht mehr losgelassen“, erzählt die inzwischen 40-jährige Carmen Roth. „Ich durfte viel erleben im Fußball, habe immer Freunde dazu gewonnen und natürlich auch viel gelernt, was den Umgang mit Menschen angeht. Zudem durfte ich dank des Sports viele Städte und Länder bereisen.“ Mit zwölf Jahren erfolgte der Wechsel von der SG Grenzland zur Mädchen- und sehr schnell auch zur Frauenmannschaft des MTV Pirmasens. Mit 16 ging sie zum SC Siegelbach und damit in die Regionalliga – damals die zweithöchste Liga im Frauenfußball. Schon vor diesem Wechsel hatte es Angebote der Bundesligisten TuS Niederkirchen und 1. FC Saarbrücken gegeben. Als sie 18 geworden war und den Führerschein in der Tasche hatte, wechselte sie dann zum Bundesligisten Niederkirchen. Roth bestritt für die deutschen U18- und U21-Juniorinnen Länderspiele unter anderem gegen die USA, Dänemark, Norwegen, Italien und Island. Hatte sie bei den Jungs auf der „Hackmesserseite“ noch als Verteidigerin agiert, war ihr Talent jetzt im Offensivbereich – im Sturm oder auf den Flügeln – gefragt. Nach drei Jahren beim TuS Niederkirchen und einer Saison beim SC Bad Neuenahr ging es zunächst noch mal zurück nach Niederkirchen, bevor sie 2003 beim FC Bayern München unterschrieb. Roth: „Das war ein großer Schritt, den ich nie bereut habe. Ich habe in München und beim FC Bayern erst als Innenverteidigerin und anschließend als Trainerin 14 tolle Jahre erlebt, bevor 2017 das reizvolle Angebot von Werder Bremen kam, hauptverantwortlich eine Bundesligamannschaft zu übernehmen, die als Meister der Zweiten Liga Nord aufgestiegen war.“ Mit Bayern München verpasste sie 2009 um ein Tor die deutsche Meisterschaft. Um dieses eine Tor hatte Turbine Potsdam die Nase vorn. „Neben diesen Erfolgen waren die Spiele in der Champions League große Highlights meiner Karriere“, erinnert sie sich gerne. 2010 startete sie ihre Trainerlaufbahn. Der halbjährigen Co-Trainer-Anstellung bei Wacker München folgte die Tätigkeit als Cheftrainerin bei den B-Juniorinnen des FC Bayern München. Die Nachwuchsmannschaft holte sich 2013, 2014 und 2017 die deutsche Meisterschaft. „So war unter anderem Bremen auf mich aufmerksam geworden. Da es mein Ziel war, Trainerin einer Frauenmannschaft in der Bundesliga zu werden, und es mich auch reizte, mit einer jungen, begeisterungsfähigen Mannschaft in der obersten Klasse zu spielen, ging ich an die Weser“, sagte Roth, die als Chef-Trainerin mit Werder im ersten Jahr nach dem Aufstieg den Klassenerhalt schaffte. Nach der bittern 0:1-Niederlage bei Bayer Leverkusen, das nun drei Punkte besser ist, überwintert die Roth-Elf auf dem elften und damit vorletzten Tabellenplatz der Bundesliga. Zwei Teams steigen ab. „Wir kämpfen mit allen Mitteln um den Klassenerhalt. Sowohl ich als Trainerin als auch die gesamte Mannschaft geben alles dafür, um die Liga zu halten“, betont Roth, die sich nach eigenen Worten „in Bremen sehr wohl“ fühlt und sich beruflich beurlauben ließ, um sich dieser Aufgabe voll und ganz widmen zu können. In die südwestpfälzische Heimat zu ihrer Familie kommt die Werder-Trainerin nur noch selten: „An Weihnachten oder zu Familienfeiern klappt das. Ansonsten bleibt dafür wenig Zeit.“

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