Rhein-Pfalz Kreis Die Pferdewirte aus Ruchheim

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Die Bewertungskommission der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz war sich einig: Der Leuchtfeuerhof im Ludwigshafener Stadtteil Ruchheim ist Ausbildungsbetrieb des Jahres 2016. Bei einer Feierstunde überreichte Kammerpräsident Norbert Schindler die Urkunde an das Gestüt von Jacqueline und Frank Orth. Ein Besuch.

„War doch klar“ – für die sieben Auszubildenden zum Pferdewirt mit dem Schwerpunkt Haltung und Service kam die Auszeichnung keinesfalls überraschend. Sie erleben täglich, was die Bewertungskommission der Grünen Berufe bei ihrem Besuch feststellte: „Die Atmosphäre im Ausbildungsbetrieb ist familiär, freundlich und im Umgang von Auszubildendem und Ausbildern von gegenseitigem Respekt geprägt. Die Azubis schätzen die vielseitige Ausbildung. Fachlich und menschlich ist der Leuchtfeuerhof vorbildlich.“ „Die Auszubildenden sollen sich gebraucht fühlen, aber nicht überlastet. Wir legen Wert auf eigenverantwortliches Handeln und übertragen früh Verantwortung“, beschreibt das Ehepaar Orth seine Idee. Dabei hilft es vielleicht auch, dass es in dem Stall kein Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht gibt. Jacqueline und Frank Orth haben den Hof 2005 gepachtet: Die heute 31-jährige studierte Pädagogin und der Mess- und Regelmechaniker haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und den ehemaligen Gemüsehof Schritt für Schritt zum Pferdehof umgebaut. Jacqueline Orth sattelte dafür um, machte 2010 am hessischen Landesgestüt in Dillenburg ihren Meister in der Pferdewirtschaft. „2007 haben wir gesehen, dass es funktioniert. Der Betrieb wurde größer, wir haben Mitarbeiter gebraucht“, erklärt Frank Orth. Immerhin stehen auf den rund 30 bewirtschafteten Hektar am Ruchheimer Ortsrand 60 Pferde, beruht der Betrieb auf Reitunterricht, Pensionspferden, Pferdeausbildung und Schulsport. Mit ungelernten Helfern, die das Ehepaar in den Anfangsjahren mit viel Engagement und Pferdeliebe unterstützt haben, war das nicht mehr zu stemmen. „Und weil es zwar eine Menge Betriebe gibt, die Pferdewirte suchen, aber nur sehr wenige auf dem Markt sind, haben wir begonnen, unsere eigenen Mitarbeiter auszubilden“, so der 47-Jährige. Sieben junge Frauen sind aktuell am Leuchtfeuerhof auf dem Weg zur Pferdewirtin. „Und sie sind vom ersten Tag an mit Ausbildern oder älteren Azubis dabei, helfen, die Pferde für den Reitunterricht fertig zu machen und bekommen nach und nach immer mehr Verantwortung“, sagt Frank Orth. Arbeitskleidung und Schulbücher werden gestellt. Den Weg zur Berufsschule nach Bad Kreuznach oder ins hessische Oberursel müssen sie selbst organisieren. Monika Sczeponek (25) ist im dritten Lehrjahr. „Pferdewirt ist genau das, was ich schon immer machen wollte“, strahlt sie. Mit dem Leuchtfeuerhof hat sie einen echten Glücksgriff gelandet. „Ich habe im Internet die Stellenausschreibung gefunden. Ich fühle mich hier rundherum wohl“, sagt Sczeponek und ergänzt: „Ich will im Anschluss gerne noch die Zusatzausbildung Reiten machen.“ Vom Ehepaar Orth erhält sie volle Unterstützung. „Unseren ersten Azubi haben wir direkt übernommen“, erzählt Jacqueline Orth. Und selbst wenn sie nicht allen Auszubildenden eine Festanstellung anbieten könne, sehe der Markt für Pferdewirte derzeit gut aus. „Alleine im Umkreis von Ludwigshafen gibt es viele Reitvereine und Betriebe, die Fachleute anstellen können“, sagt Frank Orth. |env

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