Rhein-Pfalz Kreis Eckbach wird eventuell freigelegt

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Rund 50 betroffene Anwohner sowie Dorfpolitiker haben sich am Dienstagabend im Großkarlbacher Bürgerhaus angehört, was Bauamt und Statiker zum Eckbachgewölbe in der Kändelgasse zu sagen haben. Bislang sind nur die Schäden erfasst worden, wie es weitergeht, ist offen. Wobei es nicht unwahrscheinlich ist, dass der Bach freigelegt wird. Einige Bürger übten Kritik an der Verwaltung wegen des absoluten Halteverbot zwischen Lauergasse und Rheinmühle.

Ortsbürgermeister Ralf-Peter Riegel (SPD) und Erwin Fuchs, Chef der Bauabteilung Grünstadt-Land, gerieten ein wenig in Erklärungsnot, als es um die Stellplätze auf dem überbauten Teil des Eckbachs ging (wir berichteten am Freitag). Sie waren vor anderthalb Wochen – ohne Vorwarnzeit, wie eine Anwohnerin monierte, gesperrt worden. „Es ist ja schon länger bekannt, dass das Gewölbe in keinem guten Zustand ist. Die jetzt festgestellten Schäden zwingen zum Handeln“, sagte Riegel zu Beginn der Sitzung. Erwin Fuchs rechtfertigte die „Sofortmaßnahme“ damit, dass das Bauwerk aus Sandstein nicht mehr standsicher sei. Warum dann aber das Kändelgassenfest dort noch habe stattfinden dürfen, fragte eine Bürgerin. Man habe nicht ohne Beratung des Gemeinderats handeln wollen, und der habe erst nach dem Fest getagt, sagte Fuchs. Eine Frau erinnerte daran, dass Anlieger die Gemeinde schon vor Jahrzehnten auf Schäden aufmerksam gemacht hätten. „Da hat es einfach nur geheißen: Es ist kein Geld da.“ Von einer „Panikreaktion“ sprach ein anderer Großkarlbacher. Auf Fragen aus der Versammlung stellten Riegel und Fuchs klar: Die Parkplätze dürfen nicht „auf eigene Gefahr“ benutzt werden, lediglich Überfahrten zu den Grundstücken sind erlaubt. Autos müssen in den Höfen oder woanders abgestellt werden. Mit der jetzigen Situation muss die Gemeinde mindestens ein Jahr, vielleicht sogar wesentlich länger leben. Eine Bürgerin forderte, im Rest der Kändelgasse keine Autos von Auswärtigen mehr zum Parken zuzulassen. Die wichtigste Frage des Abends blieb weitgehend unbeantwortet: Was folgt aus dem Gutachten des Ingenieurbüros Baumgarten & Etzel aus Bad Dürkheim? Dieses hat zahlreiche Schäden gefunden, wie Björn Etzel erläuterte. Neben ausgespülten Fugen, herausgebrochenen Steinstücken und Rissen sind es vor allem die Verformungen, die das Problem so gravierend machen. „Diese Dellen im Gewölbe können wahrscheinlich nicht repariert werden“, verdeutlichte Bauamtsleiter Fuchs. Vor der Gemeinde liege vielmehr eine grundlegende Sanierung. Doch das sei alles noch nicht geklärt und müsse von Ingenieuren genauer untersucht werden. „Möglicherweise kommt eine Spritzbetonschale wie damals im Kohlweg in Betracht“, sagte Fuchs, er persönlich vermute aber, dass es auf eine Offenlegung des Eckbachs hinauslaufe. Für diese Lösung könnte es Zuschüsse zwischen 70 und 90 Prozent vom Wasserwirtschaftsamt, also vom Land Rheinland-Pfalz, geben, sagte Fuchs. Mit den Worten „darauf könnten wir dann nicht verzichten“ deutete er an, dass die Gemeinde bei einer Förderungszusage automatisch unter finanziellen Zugzwang gerate, das Eckbachgewölbe und den darüber liegenden Straßenraum zu entfernen, statt das Bauwerk auf eigene Kosten zu erneuern. Auf RHEINPFALZ-Anfrage erläuterte gestern eine Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion (Süd) in Neustadt, warum Maßnahmen wie Renaturierung, Verbesserung der Gewässerstruktur oder Wiederherstellung der Durchgängigkeit eines Bachs überhaupt so großzügig gefördert werden: Weil solche Projekte dazu dienten, die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen und einen guten ökologischen Zustand der Gewässer herbeizuführen. „In diesem Sinne ist auch die seit 20 Jahren bestehende landesweite Aktion Blau Plus zu sehen, die besonders auf die Gewässerrenaturierung abhebt“, informierte die SGD beziehungsweise ihre Abteilung Wasserwirtschaft. Eine Offenlegung des Eckbachs in Großkarlbach könnte nach Angaben der Behörde mit bis zu 90 Prozent gefördert werden, wenn gleichzeitig eine Renaturierung erfolgt und eine längere Strecke einbezogen wird. Positiv wäre das für den Eckbach laut SGD insofern, als der Durchlass in der Kändelgasse derzeit „ökologisch tot“ und wegen eines Absturzes nicht durchgängig sei für Fische und im Gewässerboden lebende sichtbare tierische Organismen. Zudem könne durch eine Renaturierung mit einem Grünzug anstelle der vorhandenen asphaltierten Fläche das Ortsbild aufgewertet werden. (ww)

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