Rhein-Pfalz Kreis Einfach einkassiert

In Heuchelheim laufen die Vorbereitungen für das Dorfjubiläum am 21. und 22. Mai auf Hochtouren. Da ist es verständlich, wenn die Nerven der Organisatoren angespannt sind und der Blick für Gefahren getrübt ist. Nur so ist zu erklären, was der Ortsgemeindeverwaltung kürzlich passiert ist. Im Eifer und im Stolz auf 1250 Jahre Heuchelheim hat sie Werbebanner, die auf das Muttertagskonzert, den Festumzug und den Mittelaltermarkt hinweisen, auf freier Strecke und ziemlich nah an der Landesstraße 453 angebracht. Drei dieser großflächigen Plakate waren am nächsten Tag spurlos verschwunden. Dass die Täter keine Heuchelheim-Fans waren, die sich die Plakate übers Bett hängen wollen, ahnte Torben Klink, als er die RHEINPFALZ, die treue Begleiterin der „Jubiläumsmacher“, auf den mutmaßlichen Diebstahl aufmerksam machte. In der E-Mail des Beigeordneten (FWG) fiel der Verdacht auf den Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Speyer. Und mit diesem Verdacht schwante Klink auch, dass die Standorte für die Plakate potenziell verkehrsgefährdend und daher nicht erlaubt sein könnten. Doch es sollte einige Tage dauern, bis sich das erhärtete. Als klar war, dass die Straßenmeisterei Grünstadt, eine Abteilung des LBM, die Schilder mitgenommen hatte, war für 135 Euro schon Ersatz beschafft worden. Dieses Geld ist für Klink und seinen „Chef“, Bürgermeister Frank Klingel (FWG), nicht das Thema. Die beiden ärgert es vielmehr, dass das Eigentum der Gemeinde entfernt wurde, ohne ihr oder wenigstens dem Ordnungsamt der Verbandsgemeinde das mitzuteilen. „Ich finde das wirklich unverschämt“, sagt Klingel. Was mag dahinter stecken? Vielleicht eine Retourkutsche des LBM, weil die Heuchelheimer vom Land so hartnäckig eine bauliche Entschärfung der Gefahrenstelle an der L 453 fordern (wir berichteten mehrfach)? Die RHEINPFALZ hat den Speyerer LBM-Leiter Kurt Ertel gefragt, was es mit dem „Schilderklau“ auf sich hat. Er sieht das so: Die Gemeinde fordere an besagter Stelle eine Verbesserung der Verkehrssicherheit und habe dann ohne Absprache mit der Straßenmeisterei genau dort durch ein Plakat eine „kritisch verkehrliche Situation“ geschaffen. Dann dürfe man sich nicht wundern oder ärgern, wenn dieses Plakat entfernt werde. Üblicherweise zeige sich seine Behörde in Jubiläumsfällen großzügig, versichert Ertel, „sofern es zu keinen verkehrsbeeinträchtigenden Situationen kommen kann, sofern man uns vorher in die Standortfrage einbezieht, sofern man nicht Bundes- oder Landeseigentum ungefragt in Anspruch nimmt“. Üblicherweise auch bemühe sich die Straßenmeisterei, „die Aufsteller“ über die Entfernung eines Plakats zu informieren, schreibt der LBM-Chef weiter. Im Heuchelheimer Fall lasse sich „nicht mehr vollumfänglich nachvollziehen“, warum das nicht geklappt hat. Als Torben Klink die Banner und die behördliche Begründung für ihr Verschwinden in Grünstadt abgeholt hat, ist ihm auf dem Weg dorthin noch aufgefallen, dass der Bürgermeisterkandidat der CDU Leiningerland vor den Toren Dirmsteins an derselben Landesstraße in Überlebensgröße dem Wähler zulächelt. „Warum darf dieses Plakat dort stehenbleiben?“, hat Klink die Straßenmeister gefragt. Deren Antwort laut Klink: Man wolle sich nicht mit den Parteien anlegen. Kurt Ertel dagegen antwortet auf RHEINPFALZ-Anfrage: „weil für dieses Wahlplakat und seinen Standort nicht eine als gleichwertig kritisch herbeiführende Wirkung für die Verkehrssicherheit eingestuft wurde“. Auweia! Das hört sich alles gar nicht gut an. Muss die Heuchelheimer Gemeindespitze, weil sie die Bannersache an die große Glocke gehängt hat, nun erst recht befürchten, beim LBM unten durch zu sein? Wir glauben, nein. Denn nach Überzeugung der Redaktion ist der Landesbetrieb weder bestechlich noch nachtragend. Und zweitens ist der Konflikt nicht groß genug, als dass er sich am Festwochenende nicht mit Rieslingschorle im Dubbeglas beilegen ließe.

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