Rhein-Pfalz Kreis Gelächter am Neuhofener Altrhein

Im Winterkleid: Lachmöwen haben in der kalten Jahreszeit ein weißes Köpfchen. Im Frühling und im Sommer haben die Vögel eine dun
Im Winterkleid: Lachmöwen haben in der kalten Jahreszeit ein weißes Köpfchen. Im Frühling und im Sommer haben die Vögel eine dunkle Gesichtsmaske – sie tragen dann ihr Prachtkleid.

«Altrip.» Die Situation am Neuhofener Altrhein ist in den vergangenen Jahren immer wieder zum Heulen gewesen. Vielleicht kann die Lachmöwe diesem Negativtrend etwas entgegensetzen. Für sie und die Flussseeschwalbe soll bald eine Insel auf dem Gewässer schwimmen, um brutwillige Paare anzulocken. Ein Artenschutzprojekt.

Lachende Vögel statt sterbender Fische. Das Möwen- und Schwalbenprojekt könnte bald für mehr Leben am Neuhofener Altrhein sorgen – wenn denn die Schwimminsel von den Vögeln als Brutstätte angenommen wird. Sowohl die Lachmöwe als auch die Flussseeschwalbe sind in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedroht. Da die von ihnen bevorzugten Kiesinseln im Rhein selten und unbeständig sind, wollen Naturschützer entlang des Oberrheins mit sechs künstlichen Standorten nachhelfen. Das Artenschutzprojekt ist bei einem Vor-Ort-Termin von der Biotopbetreuerin des Rhein-Pfalz-Kreises, Petra Jörns, vorgestellt worden. Dabei waren Politiker der Verbandsgemeinde sowie Vertreter von Behörden, Naturschutzverbänden und dem Forst. Der Altriper Umweltausschuss hat nun diese Woche darüber beraten und das Vorhaben abgenickt. „Wir als Ortsgemeinde stellen die Fläche dafür zur Verfügung, die Kosten übernimmt das Land“, erklärt Ortsbürgermeister Jürgen Jacob auf Nachfrage. Jetzt muss der Ortsgemeinderat entscheiden, ob er ebenfalls für eine Insel auf dem Neuhofener Altrhein ist. Signalisiert das Gremium Zustimmung, kann der Ponton Jacob zufolge im März aufs Wasser gebracht werden. Der Westen des Altrheins ist für das Projekt auserkoren worden – im alten Teil des Gewässers zwischen Windschneise und Grabenzulauf. Das Gebiet ist Experten zufolge groß genug und die genannten beiden Vogelarten konnten in den letzten Jahren dort immer wieder gesichtet werden. Die Schwimminsel ist laut Beschlussvorlage für den Umweltausschuss rund 60 Quadratmeter groß. Darin heißt es auch: „Eine Auswirkung auf die Wasserqualität ist bei der unter Naturschutz stehenden Gewässerfläche von 19 Hektar nicht zu erwarten.“ Stichwort Wasserqualität: Die war im Neuhofener Altrhein in den vergangenen Jahren schwankend. Im alten Teil ist sie allerdings annähernd stabil, seitdem eine Frischluftschneise für mehr Wind und damit für mehr Sauerstoffeintrag im Wasser sorgt. Eine weitere wichtige Therapie für das Gewässer ist die Tiefenwasserentnahme. Über eine 1,9 Kilometer lange Rohrleitung wird sauerstofffreies Wasser aus dem Altrheinarm zur Rehbachmündung und dann in den Rhein gepumpt. Seit Mai 2017 läuft dafür der Motor und die Wasserqualität verbesserte sich kontinuierlich. Selbst im zurückliegenden heißen Sommer gab es keine Katastrophenmeldungen, allerdings mussten die Belüftungsapparate zeitweise angestellt werden. Die laufen zur Zeit auch wieder, denn Anfang November ging der Sauerstoff im neuen ausgekiesten Teil des Altrheins gegen Null. Grund dafür war, dass Algen abstarben und auf den Grund des Sees sanken. Die verfaulende Biomasse in Kombination mit wenig Sauerstoff, Niedrigwasser und fehlendem Regen – das konnte der See nicht kompensieren. „Zurzeit ist die Lage stabil“, sagt Jacob. Die Belüfter sollen laut Landesamt für Umwelt aber weiter laufen. Etwa eine Woche noch. Dann soll das Wasser nochmals kontrolliert werden. Die Messwerte werden dann darüber entscheiden, ob die Geräte ausgeschaltet werden können. Die Experten vom Landesamt gehen im Übrigen davon aus, dass sich die Fische eine erstaunliche Toleranz gegenüber den Verhältnissen vor Ort zugelegt haben. Kein Fischsterben mehr. Dazu Gelächter. Für mehr Leben am Neuhofener Altrhein.

Problemfall: Am Neuhofener Altrhein ist die Wasserqualität schwankend. Trotzdem ist er jetzt für ein Artenschutzprojekt auserkor
Problemfall: Am Neuhofener Altrhein ist die Wasserqualität schwankend. Trotzdem ist er jetzt für ein Artenschutzprojekt auserkoren worden.
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