Rhein-Pfalz Kreis Halle für acht Millionen Flaschen

Vor diesem 60 Jahre alten in den Palmberg gebauten Genossenschaftsbetrieb soll noch in diesem Jahr eine große Lagerhalle entsteh
Vor diesem 60 Jahre alten in den Palmberg gebauten Genossenschaftsbetrieb soll noch in diesem Jahr eine große Lagerhalle entstehen.

Das Gelände ist schon weitestgehend gerodet, kurz vor Weihnachten hat die Vier-Jahreszeiten-Genossenschaft mit Sitz in Bad Dürkheim im dortigen Kreishaus den Bauantrag gestellt. Ziel sei eine zentrale Abfüllanlage für alle Marken der Genossenschaft, sagt Geschäftsführer Walter Brahner. Der Flaschenwein soll auf dem Palmberg, der zwar auf Laumersheimer Gemarkung, aber näher an Gerolsheim liegt, zentral gelagert und kommissioniert werden. Das heißt, dass er von dort mit Lkw zur Kundschaft gebracht wird. Damit wäre das Problem in der engen Dürkheimer Stadtmitte gelöst, wo Lastwagen bislang immer wieder Häuser beschädigen (wir berichteten). Das Wort „Logistikzentrum“ möchte der Geschäftsführer nicht mehr benutzen, „denn da denkt man eher an Amazon“. Brahner spricht von künftig maximal zehn Zu- und Abfahrten pro Tag am Palmberg. Genutzt würden alle drei Autobahnanschlüsse in der Umgebung: zur A 6 in Grünstadt und Frankenthal und zur A 61/A 650 bei Maxdorf. Die meisten Fahrten dürften eher durch Gerolsheim als durch Laumersheim führen. „Das alte Gebäude für Traubenannahme und -verarbeitung bleibt stehen“, sagt Brahner. Das war beim Zusammenschluss der beiden Genossenschaften im April vergangenen Jahres noch nicht klar gewesen. Man werde zwei Millionen Euro für die Modernisierung investieren. Die Überlegung, eine Vinothek einzurichten, in der Kunden Wein probieren und Veranstaltungen besuchen können, sei ebenfalls vom Tisch. Das Bauprojekt besteht damit aus einem 200 Mal 50 Meter großen und 9,65 Meter hohen, dem Palmbergbau vorgelagerten Quader. Brahner glaubt, dass die Halle in zwölf bis 18 Monaten errichtet werden kann. Die Anlage darin soll 70.000 Flaschen pro Tag füllen können, das Lager soll eine Kapazität für acht Millionen Flaschen haben. 60 Prozent der rund 300 Mitgliedsbetriebe, die 550 Hektar Rebfläche bewirtschaften, bringen ihre Trauben laut Brahner künftig nach Laumersheim, der Rest beliefert die Dürkheimer Annahmestelle. Zuständig dafür, der 60 Mitarbeiter beschäftigenden Winzergenossenschaft den 10.000 Quadratmeter großen Bau zu genehmigen, ist die Kreisverwaltung Bad Dürkheim. Sie muss das auf der baurechtlichen Grundlage bewerten, dass kein Bebauungsplan vorliegt und auch nicht erstellt wird, dass das Betriebsgelände im Außenbereich liegt und dass die Vier Jahreszeiten nicht privilegiert sind wie etwa ein landwirtschaftlicher Erzeuger. Zusammengenommen ist das eigentlich ein Ausschlusskriterium. Aber: „Im Flächennutzungsplan ist das Gebiet schon als Sonderbaufläche ausgewiesen“, sagt auf Anfrage Sina Müller, Sprecherin der Kreisverwaltung. Und sie erklärt auch, warum der Palmberg zwar einen großen Abfüllbetrieb, nicht aber einen kleinen Ausflugspavillon verträgt, den die Laumersheimer und Gerolsheimer Politiker gern dort bauen würden. „Weil das Pavillon-Projekt im FFH-Gebiet liegt, die Winzergenossenschaft aber nicht.“ FFH-Gebiete sind Natur- und Landschaftsschutzgebiete gemäß einer europäischen Richtlinie. Dennoch werden den Bauherren offenbar Auflagen gemacht, denn Sina Müller spricht vom Vorliegen eines sogenannten Fachbeitrags Naturschutz und davon, dass bei der Beleuchtung des Geländes nur ganz bestimmte Lampen zum Einsatz kommen dürfen. Auch müsse es „eingegrünt“ werden. Im Einzelfall können nicht privilegierte Vorhaben im Außenbereich laut Baugesetzbuch zugelassen werden, wenn sie öffentliche Belange nicht beeinträchtigen und die Erschließung gesichert ist. Öffentliche Belange sind unter anderem Wasser- und Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Lärm und Geruch. Derzeit deutet laut Sina Müller nichts darauf hin, dass die geplante Halle diese Belange negativ berührt. Die notwendigen Ausgleichsflächen sind nach Angaben von Geschäftsführer Walter Brahner vorhanden. Vor der Erteilung der Baugenehmigung sind die betroffenen Ortsgemeinden zu hören. Genauer gesagt: Sie werden von der Verwaltung gebeten, dem Bauvorhaben zuzustimmen, sofern die Behörden auch zustimmen, wonach es im Moment aussieht. Der Ortsgemeinderat Gerolsheim hat das am kommenden Dienstag auf seiner Tagesordnung, und in Laumersheim hat am Mittwoch der Bauausschuss darüber gesprochen und eine positive Empfehlung an den Rat gegeben. Die fünf Laumersheimer Dorfpolitiker schienen allerdings etwas ratlos zu sein. Verhindern wolle und könne man den Bau ja nicht, aber ästhetisch schön sei er nicht, so der Tenor. Die Frage sei, ob der Gemeinderat noch Einfluss hinsichtlich der Gestaltung „dieser funktionalen Industriehalle“ nehmen könne, zum Beispiel bei der Fassadenfarbe und der Art der Begrünung. Ein Ausschussmitglied sorgte sich um die Sicherheit an der Einmündung der Erschließungsstraße auf die L 520, ein anderes sagte, man könne es durchaus hinterfragen, dass der Betrieb seinen Sitz in Bad Dürkheim habe, aber hier produzieren wolle. Jemand schlug vor, dass die Geschäftsführung doch mal in beide Räte kommen solle, um das Projekt vorzustellen und Fragen zu beantworten. Termin Sitzung des Gerolsheimer Gemeinderats am Dienstag, 12. Februar, 19 Uhr, im Rathaus. Weitere Themen: die neuen Strompreise des gemeindeeigenen E-Werks und ein Zuschussantrag des örtlichen Turn- und Sportvereins.

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