Rhein-Pfalz Kreis Liebe auf den zweiten Blick

Mutterstadt. Eine Städtepartnerschaft bringt oft über die Grenzen hinweg Freundschaften hervor. Und manchmal sogar Liebe. So manche Verbindung mündete bereits in eine Ehe, die ihren Ursprung in den gegenseitigen Besuchen hatte. So auch die von Catherine LeBris-Becker und Hans-Jürgen Becker aus Mutterstadt, die sich am vergangenen Wochenende das Ja-Wort gaben. Dem regen Austausch zwischen Ludwigshafen und Lorient in der Bretagne verdanken sie ihre erste Begegnung.

Anfang der 1980er Jahre kam die damals 18-jährige Catherine nach Ludwigshafen, um für einen Monat als Austauschstudentin im Rathaus zu arbeiten. „Ich war damals Ausbildungsbeamter“, erzählt Becker. So war er auch für die junge Französin zuständig, die aus Lanester – der Schwesterstadt Lorients – stammt. Doch ein Paar wurde aus den beiden damals noch nicht. „Sie war zu jung“, sagt Becker, der elf Jahre älter ist als seine Frau. Catherine LeBris war damals vorrangig daran interessiert, in Deutschland Fuß zu fassen. „Ich war schon immer von Deutschland angezogen“, erinnert sich die heute 50-Jährige. Schon früh hatte sie in der Schule begonnen, Deutsch zu lernen. Und nach ihrem Einsatz als Austauschstudentin in Ludwigshafen wollte die junge Französin nicht mehr zurück. „Ich habe mich hier sofort wohlgefühlt.“ Als Au-pair ging sie schließlich nach Mannheim und begann dann eine Ausbildung zur Bürokauffrau in Frankenthal. Mit 29 Jahren kam sie zur Firma Boehringer/Roche in Mannheim, wo sie heute noch als Export-Sachbearbeiterin arbeitet. Während seine spätere Frau sich also ein Leben in Deutschland aufbaute, verbrachte Hans-Jürgen Becker viel Zeit in Lorient. Für das Jugendamt war er 18 Jahre lang als deutsch-französischer Betreuer des Schüleraustauschs aktiv und begleitete auch Kinderfreizeiten in die Bretagne. „Mit der Fußballmannschaft der Betriebssportgemeinschaft der Stadt konnte ich auch die Sport- und Familienpartnerschaft mit den Lorienteser Kollegen miterleben“, ergänzt der 61-Jährige. Zahlreiche Bilder und maritime Deko-Gegenstände im Haus in Mutterstadt zeugen von der innigen Verbindung zu der französischen Stadt. Und die Bretonin Catherine LeBris-Becker sagt über ihren Mann: „Er kennt die Bretagne besser als ich.“ Wären die zwei sich früher wiederbegegnet, wäre vermutlich kein Paar aus ihnen geworden. Denn beide waren mit anderen Partnern verheiratet und haben aus diesen Ehen jeweils einen Sohn. Doch vor rund 15 Jahren liefen sie sich zufällig wieder über den Weg. „Irgendwann saß ich mit einer Kollegin in Mannheim im Biergarten und schaute zufällig rüber zum Nachbartisch“, berichtet Hans-Jürgen Becker. Trotz der langen Zeit erkannte er die Studentin von damals wieder, es wurden Adressen ausgetauscht und irgendwann telefoniert. Und dann hat’s gefunkt. Seit rund 13 Jahren sind sie nun ein Paar, seit drei Jahren leben sie mit LeBris-Beckers Sohn Sebastian im gemeinsamen Haus in Mutterstadt. Zusammen unternehmen sie viele Reisen nach Lorient. Catherine LeBris-Becker zieht es zu ihrer Familie. Und auch für den Deutschen ist die französische Stadt ein Lebensmittelpunkt. „Immer wenn ich rüberkomme, ist es wie Heimat für mich“, sagt er. Da wundert es kaum, dass bei der Hochzeit im Schlösschen in Limburgerhof vergangene Woche auch viele Gäste aus Frankreich dabei waren. „Es haben sich dort viele wiedergetroffen, die sich seit Jahren nicht gesehen haben“, freut sich das Paar. Im Sommer möchten die Frischvermählten gemeinsam mit der ganzen Familie nach Lorient reisen. Doch ihre Flitterwochen verbringen sie ausnahmsweise mal nicht in ihrer zweiten Heimat. Biarritz sollte es sein – zumindest Frankreich sind sie bei dieser Wahl treu geblieben.

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