Rhein-Pfalz Kreis „Wir haben zusammengehalten“

Hoch hinaus ging es laut Ortschronik in den 1920er-Jahren beim Reckturnen in den Sportvereinen in Heßheim. Heute bietet der ASV
Hoch hinaus ging es laut Ortschronik in den 1920er-Jahren beim Reckturnen in den Sportvereinen in Heßheim. Heute bietet der ASV neben Turnen unter anderem Fußball, Leichtathletik und Tischtennis an.

Der ASV geht auf drei Heßheimer Sportvereine zurück: 1892 wurde der Turnverein Germania gegründet, heißt es in der Ortschronik. Aus einem Raucherclub ging 1903 der Ring- und Stemmclub Attila hervor, der sich 1911 zum Freien Turn- und Sportverein umbenannte. Ziel war es, „die Mitglieder körperlich zu stärken (...) sowie durch geselliges und freundschaftliches Zusammensein den Gemeinsinn zu pflegen“. 1922 gründete sich dann der Fußballverein Phönix. Die erste Sporthalle in Heßheim entstand 1924. Die Gemeinde Oppau brauchte eine nach der BASF-Explosion 1921 angeschaffte Wohnbaracke nicht mehr und verkaufte sie dem Freien Turn- und Sportverein für 2000 Mark. Heßheim gab ein Gelände an der Bleiche – dem heutigen Standort des ASV – dazu, wo die Wohnbaracke als Sporthalle aufgebaut wurde. Seit 1930 gibt es dort einen Sportplatz. Im Dritten Reich wurden die Freien Turner als Mitglied des vom Regime in die linke Ecke gerückten Arbeiter-Turn- und Sportbunds verboten, Vermögen und Grundbesitz beschlagnahmt. Letzteres überließ Heßheim später den beiden verbliebenen Sportvereinen, die sich 1935 zum Allgemeinen Sportverein zusammenschlossen. Dieser wurde nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zwangsaufgelöst. Die Turnhalle wurde erst als Kindergarten, dann als Fabrikhalle und später als Unterkunft für Kriegsgefangene der Alliierten genutzt. 1946 formierte sich der ASV neu. Doch erst 1950, im Zuge der Wiedergutmachung, also der Rückerstattung im Krieg beschlagnahmten Eigentums, erhielt er Sportplatz und Halle wieder. Geselliges Miteinander, das sich der Verein Attila auf die Fahnen geschrieben hatte, wurde wesentliches Element des Sportvereins. Es gab eine Gesangsabteilung, eine Theaterabteilung, ab 1947 eine Vereinswirtschaft und legendäre Faschingsveranstaltungen. Die, erinnert sich Alwin Schenk, der dem ASV seit Jahrzehnten treu ist, „waren immer gut besucht. Die Leute saßen auf dem Boden rund um die Tanzfläche.“ Die Kameradschaft ist für Alwin Schenk noch gut in Erinnerung: Er denkt gerne zurück, wie sich die Fußballer nach dem Spiel mit Freundinnen und Frauen im Lokal getroffen haben, diskutierten und sangen. Der 88-Jährige gehörte zur legendären Fußballmannschaft, die es 1948 im Wettkampf um den Pfalzpokal bis ins Halbfinale gegen die Zonenligamannschaft des VfL Neustadt schaffte. „Wir haben erst in der Verlängerung 3:2 verloren“, erzählt Schenk, der zwei Tore erzielte. 1958 wurde das heutige Wirtschaftsgebäude gebaut. Dafür verzichtete der ASV auf die Turnhalle, die Hallensportarten wurden eingestellt. Mit 20.000 Mark Spenden und in 20.000 Arbeitsstunden errichteten die Mitglieder eine neue Halle, die 1975 eingeweiht wurde. Der 76-jährige Wolfgang Kutscher, ehemals Fußballer und heute die „gute Seele“ des ASV – oder, wie er selbst sagt, „Mädchen für alles“ – half damals mit: „Tagsüber schafften die Senioren, abends kamen wir Jungen von der Arbeit und machten weiter.“ Es sei Knochenarbeit gewesen, aber „wir waren gut drauf, haben es locker genommen und haben zusammengehalten“. Dank der Halle konnte der Verein wieder alle Sportarten aufnehmen. Heute bieten zwölf Übungsleiter Fußball, Leichtathletik, Gymnastik, Kinderturnen, Eltern-Kind-Turnen, Walking, Tischtennis sowie Zumba und Line Dance – die beiden jüngsten, erfolgreichen Kurse – an. Mitgliederstärkster Bereich ist die Fußballabteilung. Schenk und Kutscher sind sich einig: „Es war eine schöne Zeit“, die sie als aktive Sportler im Verein verbrachten. „Gesundheit, Geselligkeit, Bekanntheit, man hat mit vielen Menschen zu tun“, zählt Schenk die Vorzüge auf. Und Kutscher begeistert sich heute noch, „wenn was Neues kommt, das Aufschwung bringt“. Termin „U-125-Party“ am Samstag, 21. Oktober, ab 18 Uhr im Bürgerhaus. Eintritt frei.

Die Line-Dance-Gruppe gehört mit den Zumba-Kursen zum jüngsten Angebot des ASV.
Die Line-Dance-Gruppe gehört mit den Zumba-Kursen zum jüngsten Angebot des ASV.
x