Speyer Astronaut auf Augenhöhe

Zeigt Kevin Ford (links) offiziell die Exponate: Ausstellungsleiter Gerhard Daum.
Zeigt Kevin Ford (links) offiziell die Exponate: Ausstellungsleiter Gerhard Daum.

Der US-Astronaut Kevin Ford (56) hat am Samstag die Raumfahrtausstellung im Technik-Museum besucht, einen Vortrag vor circa 200 Besuchern gehalten und ungezählte Autogramm-Wünsche erfüllt. Der frühere Space-Shuttle-Pilot und Kommandant der Internationalen Raumstation (ISS) berichtete von seinen Weltraumabenteuern und posierte bei seinem Gang durch die Ausstellung für Fotos mit Museumsgästen.

157 Tage war Ford bei seinen beiden Missionen insgesamt im Weltraum: 13 Tage und 21 Stunden im Sommer 2009 mit dem Space Shuttle Discovery (Missionsbezeichnung STS-128) sowie 143 Tage und 16 Stunden von Herbst 2012 bis Frühjahr 2013 auf der ISS (Expeditionen 33 und 34); Hin- und Rückflug absolvierte er in einem russischen Sojus-Raumschiff. Der 56-Jährige ist bereits 2013 in Europas größter Raumfahrtausstellung gewesen, wie er berichtete. Damals aber unerkannt und ohne das Wissen von Ausstellungsleiter Gerhard Daum. „Ich mag Museen“, sagte Ford. Am Samstag führte Daum den promovierten Luft- und Raumfahrtingenieur durch die 2008 eröffnete Sammlung von inzwischen über 600 Exponaten. „Wir haben 260 Informationstafeln in deutscher und englischer Sprache“, berichtete Daum. Ford war von der Entwicklung der Ausstellung beeindruckt: „Das ist ein großartiges Erbe für nachfolgende Generationen.“ Im Eingangsbereich unterschrieb er ein Porträtbild von sich in einer Vitrine. Offiziell kam er als 41. Raumfahrer ins Museum. Daum zeigte Ford zuerst die Bereiche über die US-amerikanischen Raumfahrtprogramme Mercury, Gemini und Apollo; danach ging es zu den Vitrinen zu allen 135 Space-Shuttle-Missionen, die von 1981 bis 2011 geflogen wurden. „Wir haben bei STS-128 einen Rekord aufgestellt: Wir hatten bei unserer Landung auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien die höchste Temperatur aller Space-Shuttle-Missionen“, sagte der Astronaut. Das machte den relativ steilen und schnellen Anflug noch schwieriger, erklärte er. Zuvor hatte sein Missionsteam Nachschub zur ISS gebracht und Außenbordarbeiten an ihr durchgeführt. Unermüdlich erfüllte Ford in der Raumfahrthalle Foto-Wünsche von Museumsbesuchern. Bei seinem ISS-Aufenthalt war er dagegen nach vier Wochen als Kommandant ohne Amerikaner oder Europäer als Kollegen und damit als Alleinverantwortlicher für den westlichen Stationsteil so erschöpft, dass er einmal „16 Stunden am Stück schlief“, wie der 56-Jährige sagte. „Normalerweise habe ich auf der ISS sechs Stunden geschlafen, auf der Erde brauche ich acht Stunden“, informierte er. Bei der viermonatigen Expedition 34 wurden Experimente in den Bereichen Astronomie, Biologie, Erderkundung, Medizin, Physik und Technik vorgenommen. Daum zeigte Ford manches, was neu für diesen war. Etwa, dass bei Gemini-Missionen eine Art Mini-Leuchten in den Handschuhen der Raumfahrer eingebaut waren. Der US-Amerikaner blickte auch in sonst nicht zugängliche Bereiche: Per Hebebühne ging es für ihn ins Cockpit der originalen Raumfähre Buran, dem russischen Space-Shuttle-Pendant, und über Treppenstufen in die ISS-Modul-Nachbauten Columbus und Swesda sowie ins Weltraumlabor Spacelab. Zwei geflogene Embleme seiner Missionen mitsamt Foto-Collagen überreichte Ford nach seinem Vortrag im Forum als Exponate an Daum. In der Autogrammstunde in der Raumfahrthalle nahm sich der Astronaut für mehr als 100 Gäste, darunter zahlreiche Landsleute, viel Zeit für persönliche Gespräche und Widmungen.

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