Speyer Bernhard Vogel: Immer wieder zurück zum Dom

3. April 2022: Bernhard Vogel als Ehrengast bei der Einweihung der Büste von Helmut Kohl vor dem Speyerer Dom. Kohl habe die eur
3. April 2022: Bernhard Vogel als Ehrengast bei der Einweihung der Büste von Helmut Kohl vor dem Speyerer Dom. Kohl habe die europäische Bedeutung Speyers stets betont, so Vogel. Links hinter ihm der Publizist Hugo Müller-Vogg und die ehemalige Ministerin Julia Klöckner mit Partner.

Speyers einziger lebender Ehrenbürger, der frühere Ministerpräsident Bernhard Vogel, wird heute 90 Jahre alt. Der CDU-Politiker hat in Mainz und Erfurt regiert und ist doch über Jahrzehnte Speyerer geblieben. Er nennt die Stadt „mein Standbein“ und feiert den Ehrentag in ihren Mauern gleich doppelt.

Ohne Standbein geht es nicht. Es trägt das Körpergewicht. Es stützt, wenn das Spielbein frei schwingt. Im Sport ist das für den Erfolg mitentscheidend. In der Wirtschaft steht der Begriff für eine sichere Einnahmequelle. Bernhard Vogel verwendet ihn, wenn er die Bedeutung der Stadt Speyer für ihn beschreibt: „Mein Standbein.“

Aufgewachsen in Göttingen, Gießen und München, war der Professorensohn als politikwissenschaftlicher Assistent an der Universität Heidelberg tätig, als ihn der Ruf nach Speyer ereilte. „Zur Bundestagswahl 1965 war in der Pfalz ein fünfter Wahlkreis eingerichtet worden, weil die Bevölkerung zugenommen hatte“, berichtet er. „Neustadt-Speyer“ hieß das Gebilde. Vogel wurde Kandidat der CDU, in die er fünf Jahre zuvor eingetreten war, und er gewann. Unter anderem Betriebsräte der BASF hätten ihn zur Kandidatur ermutigt, erzählt er.

Versprechen eingelöst

Zum Wahlkampf gehörte das Versprechen des damaligen Heidelbergers, in den Wahlkreis zu ziehen. Es wurde Speyer, es wurde die Paul-Egell-Straße – und dort eine „sehr schöne Vier-Zimmer-Wohnung“, so der Jubilar. 1974 ging es aus der Miete in das für ihn errichtete Haus in der Landauer Warte, das er bis heute bewohnt. Dass er von 1967 bis 1976 Kultusminister in Mainz, danach zwölf Jahre rheinland-pfälzischer und elf Jahre thüringischer Ministerpräsident war, ändert nichts daran: „Speyer ist mein Standbein.“ In Mainz habe er nur ein kleines Appartement gehabt, erzählt Vogel, und auch in seiner Zeit in Thüringen („die keiner ahnen konnte“) sei es keine Frage gewesen, nach Speyer zurückzukehren.

Die enge Beziehung zur Domstadt habe sich vor allem herausgebildet, als er das vor Ort gewählte Bundestags- und Landtagsmitglied war, erinnert sich Vogel. Er habe sich für das Feuerbachhaus und für den Erhalt der Villa Ecarius eingesetzt, nennt er Beispiele. „Mit dem damaligen Oberbürgermeister Christian Roßkopf habe ich mich einmal im Monat zu einem späten Frühstück getroffen, um Probleme gemeinsam zu besprechen.“

Blick nach Ruanda

Dass Roßkopf Sozialdemokrat war, habe nichts daran geändert, dass sich beide „sehr einvernehmlich“ für das Wohl der Stadt eingesetzt hätten. Das habe sich mit den späteren Oberbürgermeistern von der CDU fortgesetzt. Der heutigen Stadtchefin Stefanie Seiler (SPD) ist Vogel dankbar, dass sie ihm einen privaten Geburtstagsempfang im Rathaus ermöglicht. Am Geburtstag selbst lädt die CDU zu Vogels Ehren ins Technik-Museum ein. Vogel rät zu Spenden für Ärztin Uta Düll in Ruanda anstelle von Geschenken.

Er sei in der Stadt, die ihn zu seinem 70. Geburtstag zum Ehrenbürger gemacht hat, unter anderem Mitglied im Fußballclub und im Pfälzerwald-Verein, erzählt der Politiker mit Doktortitel. In erster Reihe stehen muss der Netzwerker – für sein Alter sehr rüstig und nach wie vor druckreif formulierend – nicht mehr. Das passt zu Vogels weiterer Beschreibung seines „Standbeins“ Speyer, dessen europäische Bedeutung niemand so klar gezeigt habe wie sein Förderer Helmut Kohl: „Ich mag Speyer, weil es kleiner ist als eine Großstadt und größer als ein Dorf.“ Der unschätzbare Vorteil: „Man kennt sich, aber man geht sich nicht gegenseitig auf die Nerven.“

22. Dezember 2002: Eintrag ins Goldene Buch der Stadt als Ehrenbürger.
22. Dezember 2002: Eintrag ins Goldene Buch der Stadt als Ehrenbürger.
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