Speyer „Es wird keine Kummermusik“

Im Duo mit dem aus Speyer stammenden Violinisten Friedemann Eichhorn gestaltet der Gitarrist Thomas Müller-Pering am Sonntag, 18. September, 19 Uhr, das Abschlusskonzert des 21. Speyerer Gitarrensommers im Alten Stadtsaal. Unsere Mitarbeiterin Helen Roth hat vorab mit dem 58-Jährigen gesprochen.

Wer hat Ihre Leidenschaft für die Gitarre geweckt?

Mein Großvater spielte Gitarre, was bei mir einen bleibenden Eindruck hinterließ und womöglich auch zur ersten Liebe zum Instrument führte. Allerdings nahm diese dann bei mir recht schnell andere Formen an. Großvater nutzte die Gitarre eher als Begleitinstrument. Ich dagegen fand meine klassische, solistische Ader, die ich zusehends ausbaute. Was reizt Sie daran, im Duo mit Friedemann Eichhorn an der Violine zu spielen? Das Spielen im Duo bietet eine tolle Chance zur Begegnung und zum Austausch. Daneben geht gerade das gemeinsame Spielen von Gitarre und Violine auf eine lange Tradition zurück. Bereits Paganini, der übrigens beide Instrumente beherrschte, spielte schon häufig im Duett mit dem Gitarristen Luigi Legnani. Das Besondere hierbei war, dass sie spaßeshalber während ihrer Konzerte die Instrumente tauschten. Das wird bei uns aber eher nicht passieren. Heute ist das Zusammenspielen übrigens schwieriger, weil die Violine über die Jahrhunderte kraftvoller im Klang geworden ist, die Gitarre kaum. Was planen Sie für das Programm im Alten Stadtsaal? Wir spannen den Bogen von der Klassik und bieten unter anderem Kompositionen von Paganini und Béla Bartók. Diese Epoche ist interessant, weil hier die Folklore der einzelnen Länder Eingang in die klassische Musik gefunden hat. Dann reicht das Repertoire des Abends weiter bis in die Romantik, speziell in die verschiedenen Schulen von Ungarn, Rumänien, Spanien und Italien. Zum Ende hin spielen wir aber auch eine ganze Reihe von Tangos von Astor Piazzolla, der den Tango gewissermaßen revolutioniert hat. Heißt das, dass es durchaus temperamentvoll wird? Bei Kammermusik ist das landläufig ja zumindest nicht die vorherrschende Assoziation... Es wird sicherlich keine Kummermusik. Ja klar, an Kammermusik ist häufig die Erwartung geknüpft, dass es sehr ernst und sehr gediegen und auch anspruchsvoll wird. Man denkt in der Regel eher an Streichquartette oder Klaviertrio, die wiederum das Bedenken wecken, dass man viel Vorwissen und Bildung ins Konzert mit hinein tragen muss. Dies ist aber bei unserem Konzert nicht der Fall, sondern es wird sicherlich kurzweilig und unterhaltsam. Warum ist das Spielen in anderen Ländern für Sie spannend? Ähnlich wie bei einem Urlaub ist es in erster Linie die Frische, die man in einer anderen Kultur erlebt. Für mich ist aber auch in einem besonders hohen Maße der Dialog spannend, der zwischen den verschiedenen Kulturen entsteht. Dieser realisiert sich bei mir häufig in Konzerten sowie Meisterkursen, und so reizt mich besonders zu beobachten, wie sich der musikalische Nachwuchs in anderen Ländern entwickelt. Des Weiteren ist es für mich als Dozent besonders interessant zu erfahren, welche unterschiedlichen Ansprüche die jeweiligen Studenten an mich stellen. Darüber hinaus nimmt man natürlich auch auf solchen Reisen zahlreiche Impulse für sich selber mit. Welches Land schätzen Sie besonders? Es gibt kein bestimmtes. Alle Länder, in denen ich bisher tätig werden durfte, haben ihre Anziehungskraft. Jedoch ist beispielsweise Korea für mich sehr interessant, weil die klassische Musik dort eine größere Rolle spielt als in Europa. Auch oder gerade bei jüngeren Generationen ist dies der Fall. Klassische Musik wird sehr geschätzt und sehr gefördert, was sich in der Anschaffung sehr teurer Instrumente und Notenvorlagen widerspiegelt. Trotzdem sitzt das Herz der klassischen Musik für viele Asiaten weiterhin in Europa. Dies zeigt sich unter anderem in der Tatsache, dass viele asiatische Musikstudenten zumindest für ein paar Semester in Europa, beispielsweise in Weimar, studieren wollen. Anderenfalls empfinden sie ihre Ausbildung als nicht komplett. Stichwort Weimar und damit die Hochschule, an der Sie lehren: Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf als Dozent? Vielleicht die Chance, die Erfahrungen, die man im eigenen Künstlerleben während mehrerer Jahrzehnte gesammelt hat, möglichst wirkungsvoll an die nächste Generation weiterreichen zu dürfen. Dies ist sowohl eine große Freude, da man durch die jungen Generationen viele Anstöße für das eigene Schaffen bekommt. Zum anderen ist es aber auch eine große Herausforderung, das eigene Wissen möglichst gebündelt und auf den Punkt weiterzugeben. Man hegt immer die Hoffnung, dass die übernächste Generation noch besser ausgebildet sein wird. Besonders im Hinblick auf die Gitarre wäre dies sehr wünschenswert, weil diese, obwohl sie ein sehr altes Instrument ist, ihren Weg in die Klassik noch zusehends finden beziehungsweise ausbauen muss. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internet-Adresse www.rheinpfalz.de/ticket. |helr

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