Speyer Im Rohbau kräftig auf den Putz gehauen

Was für ein Schauspiel: Zweieinhalb Stunden Power, Gute-Laune-Animation und zackige Zwiegespräche haben rund 200 Premierengästen der Theatergruppe Hanhofen am Abend des zweiten Weihnachtstags einen grandios komischen Abschluss der besinnlichen Festtage bereitet.

Was Autor Andreas Heck mit spitzer Feder als Vorlage geliefert hatte, wurde von den Akteuren bravourös mit Leben gefüllt. Im 30. Jahr ihres Bestehens haute die Gruppe mächtig auf den Putz. Eine Herausforderung war das Bühnenbild. Denn anders als sonst musste es nämlich unfertig aussehen. In einem Rohbau spielt der Dreiakter mit dem neugierig machenden Titel „Die Leiche unterm Laminat“. Viel diskutiert wurde bereits vor dem ersten Aufzug im Haus Marientraut, in dem zum wiederholten Mal eine Uraufführung stattfand. Optimal getroffen waren die chaotischen Zustände, wie sie auf dem Bau herrschen können. Bestens gelungen war auch die Rollenverteilung vor dem Hintergrund derart unterschiedlicher Charaktere, die in der Komödie aufeinandertreffen. Wie auf den Leib geschneidert schienen den Darstellern die Figuren. Und die ausgeprägte Spielfreude der Gruppe machte das Zuschauen erlebnisreich und mitreißend. Ob die „unkaputtbare Tante Traudel“ (Edith Laux) den verbalen Hammer schwang, die schrille Ludmilla (Manuela König) ihren „Grasdackelmann“ Bertram (Dietmar Kinscherff) in Schach hielt, der stets um Fortschritte bemühte Bauherr Heiko (Tobias Krämer) mit Freundin Daniela (Barbara Grundhöfer) nach kreativen Lösungen für alle Probleme suchte oder Taxifahrerin Tina (Lisa Heiter) einen kurzen, aber nachhaltigen Auftritt aufs Parkett, Pardon: Laminat, brachte: Der rote Faden der Geschichte führte fortlaufend vorbei an Dialogen mit Pfiff und sympathischer Ironie. Perfekt gelang die Darstellung der Baukontrolleurin Linda. Hochhackige Schuhe, enger Stiftrock, Brille und unnachgiebige Konsequenz, wenn’s ums Baurecht ging: Lena Flörchinger hatte schauspielerisch den Dreh raus und bestach außerdem mit perfektem Hochdeutsch, garniert mit einem Pfälzer Wortgemisch. Eine Meisterleistung vollbrachte Markus Regenauer in der Rolle des schwarzarbeitenden „Import-Genossen“ Ladislaus Kowalski der Dritte. Er garnierte seine Einsätze mit osteuropäischem Akzent, sorgte mit Silben- und Wortdrehern wie etwa beim Griff zur „Hackspitz“ oder seinem Leiden an der „Moräne im Kopf“ für spontanes Gelächter. Dass Gesichtermachen eine Kunst ist, bewies keiner so klar wie Dietmar Kinscherff. Sein Minenspiel in der Rolle des trotteligen Ehemanns war schlichtweg unübertroffen. Der Vorschusslorbeer, den die Hanhofener Theatergruppe in Form von seit Wochen ausverkauften sechs Vorstellungen bekommen hatte, war gerechtfertigt. Die starke und stabile Einheit mit ihrem Sinn für Humor und dem Mut zur überschwänglichen Darstellung hatte den Beifallssturm am Ende mehr als verdient.

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