Speyer Kryptakonzerte bei den Dommusiktagen

„laRevendie“ in der Krypta mit Musik des Trecento aus Italien.
»laRevendie« in der Krypta mit Musik des Trecento aus Italien.

Die Konzerte in der Krypta bei den Musiktagen brachten das Gastspiel des Ensemble laReverdie sowie Chorwerke von Bruckner im Bezug solchen von Palestrina und Gregorianik.

Am 26. September um 20 Uhr ist mit dem Auftritt des Mandelring-Quartetts das dritte und letzte Konzert der diesjährigen Dommusiktage, dass mit Kammermusik von Brahms und Bruckner rein instrumental geprägt ist. Es leitet quasi die zweite Grundidee des Festivals ein: Bruckner in Bezug zu seinem Zeitgenossen Brahms von der anderen, der klassizistischen Partei. Darum wird es auch im Schlusskonzert am 3. Oktober gehen.

Der ersten Grundidee, Bruckner und seine Wurzeln, war das Konzert der Capella Spirensis unter Leitung von Domkantor Joachim Weller in der Krypta eben unter dem Titel „Wurzeln“ gewidmet. Schon das Eröffnungskonzert stand ja unter diesen Vorzeichen. Das 45-minütige Nachtkonzert verband nun Geistliche Chöre von Bruckner mit Gregorianik – gesungen von einer Schola gegoriana unter Domkapellmeister Markus Melchiori – und Sätzen von Palestrina, seit dem Konzil von Trient das Ideal katholischer Kirchenmusik. Dabei erklangen zumeist die Texte drei Mal, erst gregorianisch, dann in klassischer Vokalpolyphonie – und dann in Bruckners in der Regel sehr exponierter und eigenwilliger Version. Vor allem in den späten Chören liefert die Tradition nurmehr den Rahmen, die Lösungen des Meisters sind faszinierend und individuell.

Anderer Klang

Es gab nur bei dem berühmten „Locus iste“ eine Überschneidung mit dem Programm des Eröffnungskonzerts. Das klang jetzt anders, nicht nur wegen des anderen Raumes, sondern vor allem deshalb, weil mit der Capella Spirensis mit zwölf Profisängern eine andere Art von Chor sang. Es ist ja schon seit einiger Zeit so, dass Kammer- oder Rundfunkchöre mit Profis sich Bruckners Chorwerken annehmen und damit eine andere Klangvorstellung realisieren. Möglich ist beides. Apart, dass mit Matthias Lucht auch ein Altus im Kreis der bewährten Capella-Spirensis-Mitglieder nun Bruckner sang. Unter der klaren Leitung von Domkantor Joachim Weller wurden die Struktur der Chorsätze nachdrücklich durchleuchtet und bei Bruckners Chöre deren dynamisches Potenzial spannungsvoll entfaltet. Durch die Aufteilung im Raum – Gregorianik und Palestrina erklangen meist von hinten aus dem Chor der Krypta – wurde der Kontrast von Alt und Neu besonders hervorgehoben. Dass von erlesenem und kundigem Vortrag geprägte Konzert war so schon zum zweiten Mal bei den Dommusiktagen eine starke und erhellende Bruckner-Erfahrung. Mit dem sagenhaften „Virga Jesse“ wurde es sogar schon Weihnachten. Dieser kühne Satz endet in leise in der Erlösungstonart E-Dur, wie das Adagio aus der neunten Sinfonie.

Joachim Weller am Pult der Capella Spirensis.
Joachim Weller am Pult der Capella Spirensis.

Übrigens: der englische Monteverdi Choir gibt auf der Insel demnächst auch Konzerte mit Bruckners Chorwerken. Er verbindet sie auch mit Alter Musik, mit Chören des Renaissance-Meisters Gesualdo; ein ähnlicher Individualist wie Bruckner.

Musik aus dem Italien des 14. Jahrhunderts

Traditionell gehört ein Konzert der Reihe „Via Mediaeval“ des Kultursommers zum Programm der Musiktage. Diesmal war das italienische Ensemble laReverdie in der Krypta zu Gast und begab sich auf eine „Italienische Reise“ nach Mailand, Florenz und Venedig. Fast ausschließlich erklangen Werke des Trecento, des 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit setzte die italienische Musik eigene und noch für das Publikum heute sehr anmutige Akzente. Auch ohne ein Werk des bekanntesten Meisters jener Tage, Francesco Landini, bot das Ensemble, das im kommenden Jahr bereits seinen 40. Geburtstag feiert, ein schillerndes klangliches Kaleidoskop der Musik in den italienischen Zentren der damaligen Zeit.

Aus ferner Zeit

Die vier Musikerinnen und der eine Musiker, die alle sangen und dazu meist mehrere Instrumente spielten, zeigten – bei der Dauer ihres Wirkens kaum verwunderlich– eine große Sicherheit und stilistische Kompetenz im Umgang mit der mittelalterlichen Musik. Überaus farbig und abwechslungsreich waren die Einrichtungen der einzelnen Stücke etwa von Jacopo da Bologna, Marchettus de Padua oder Johannes Ciconia. Da wirkte nichts spekulativ oder gefällig, sondern alles tief vertraut mit der Ästhetik der Zeit. In der ausverkauften Krypta war das Konzert deshalb eine eindrucksvolle Begegnung mit der Musik aus einer fernen Zeit.

Gut besucht war auch wieder das erste nachmittägliche Konzert Orgel 3.0, in dem Domorganist Markus Eichenlaub reizvolle Werk von Planyavsky, de Grigny, Widor und Karg-Elert effektsicher spielte.

Schola gregoriana unter Domkapellmeister Markus Melchiori.
Schola gregoriana unter Domkapellmeister Markus Melchiori.
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