Speyer Nachhilfe in Sachen Geschichtsbewusstsein

Polizei zwischen den zwei Parteien: Weiter als bis an den Rand des Domgartens wurden die Gegendemonstranten nicht vorgelassen.
Polizei zwischen den zwei Parteien: Weiter als bis an den Rand des Domgartens wurden die Gegendemonstranten nicht vorgelassen.

„Die Anwesenheit der NPD ist in Speyer unerwünscht.“ Mit diesen Worten hat Silke Bankhard, Sprecherin des Speyerer Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage, zusammengefasst, was rund 250 Bürger am Samstag veranlasst hatte, an einer Kundgebung am Domplatz (Bericht in der RHEINPFALZ am SONNTAG) teilzunehmen.

Die Teilnehmer stellten sich gegen zwölf Aktive des NPD-Kreisverbandes Westpfalz, die vor der Verwaltung der evangelischen Landeskirche eine Kundgebung mit dem Motto „Lasst die Kirche im Dorf und die Glocke im Turm“ abhielten. In Anlehnung an das Zitat „Kein Mensch ist illegal“ hielten sie Transparente mit der Aufschrift „Keine Glocke ist illegal“ hoch. Auch dafür wurden sie von den Gegendemonstranten lautstark ausgepfiffen. Anlass für den Aufmarsch der Rechtsextremen war die Empfehlung der evangelischen Landeskirche, Glocken mit Nazi-Aufschriften abzuhängen. „Speyer ist offen für alle“, betonte Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) seine und die Haltung der Stadtspitze. Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) und Beigeordnete Stefanie Seiler (SPD) hatten ihren Urlaub für die Demonstration am Tag vor Silvester unterbrochen. „Das ist für mich keine Frage“, sagte Kabs. Es genüge nicht mehr, sich an das Banner des Bündnisses zu stellen, mahnte Seiler auf Nachfrage zu „Zivilcourage, Zusammenhalt und Solidarität gegen das blau-braune Gedankengut an 365 Tagen im Jahr“. Mit Trillerpfeifen, Topfdeckeln, Rasseln und ihren Stimmen übertönten die Demonstranten die eineinhalbstündige NPD-Kundgebung. Kirchenpräsident Christian Schad freute sich über die starke Präsenz der Protestanten unter den Demonstranten. Erstmals hätten sich Rechtsextreme ein kirchliches Gebäude ausgesucht, um zu polemisieren, wies er auf den Anlass der Kundgebung hin. Schad: „Wir wollen und werden die Vergangenheit aufarbeiten.“ Dieser Tag zeige, wie wichtig Geschichtsbewusstsein sei. „Speyer ist bunt und so soll’s bleiben“, wurde gesungen. In von Polizei und Ordnungsbehörde zugelassener Sicht- und Hörweite der NPD breiteten Aktive der Gegenkundgebung ihre Transparente aus. „Aufstehen gegen Rassismus“, forderten Speyerer. „Kein Vergeben, kein Vergessen. Im Gedenken aller Opfer rechter Gewalt“: Dafür stand „Antifa Rhein-Neckar“. Junge Mitglieder einer Freikirche aus Baden-Württemberg schlossen sich der Demonstration spontan an. „Jesus hat uns hier hergeführt“, so einer von ihnen. „Der Spuk ist vorbei“, sagte Ordnungsamtschef Thomas Zander zum Abschluss um 12.30 Uhr. Einwurf

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