Heidelberg Rossinis „Barbiere“ am Theater

Szene aus dem „Barbier von Sevilla“: Zu sehen sind João Terleira (Graf Almaviva, links) und Stefan Stoll (Doktor Bartolo).
Szene aus dem »Barbier von Sevilla«: Zu sehen sind João Terleira (Graf Almaviva, links) und Stefan Stoll (Doktor Bartolo).

Am 21. April hat Rossinis Buffa „Il Barbiere di Siviglia“ (Der Barbier von Sevilla) Premiere am Theater der Stadt Heidelberg. Inga Levant inszeniert. Wir sprachen mit ihr.

Sie haben bisher überwiegend ernste Opern inszeniert, aber auch schon Mozarts „Figaro“ und „Don Giovanni“. Und schon einmal Rossinis „Barbiere“. Was reizt Sie, diese Opera buffa wieder in Szene zu setzen?
Komödien haben mich schon immer angezogen, aber da meine ersten Erfolge in der Regie von „ernsten“ Opern lagen, wurde ich häufig gebeten, Regie zu führen. Aber auch in ernsthafte Opern habe ich oft Elemente der Ironie und Absurdität eingebaut. Vielleicht wurde ich deshalb gebeten, sie zu leiten. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich bin, endlich die Gelegenheit zu haben, bei einem Werk eines meiner Lieblingskomponisten Regie zu führen!

Sie haben das Stück vor ein paar Jahren schon in Wuppertal inszeniert. Wird es Unterschiede zu diese Produktion geben?
In Wuppertal war es das, was ich ein „Corona-Konzert“ nennen würde, weil sich die Sänger damals nicht einmal anschauen durften. Hier handelt es sich jedoch um eine ordentliche Produktion. Das Hauptthema der Absurdität bleibt dasselbe, wird aber anders dargestellt.

Rossini war zu seiner Zeit der Opernstar Europas. Wie schätzen seine musik- und operngeschichtliche Bedeutung ein?
Meiner Meinung nach hat Rossini das Theater des Absurden etwa 100 Jahre vor der Entstehung des Begriffs erfunden. Er war einer der wichtigsten Vorläufer, die zu Dada und Surrealismus führten. Rossini hat in der Zeit der industriellen Revolution kreiert, und jetzt leben wir in der Zeit der digitalen Revolution. Mit nur kleinen Anpassungen an der Geschichte glaube ich, dass er ein Star von heute sein kann. Seine verrückte, obsessive, sich wiederholende Musik ist immer noch brillant und kommunikativ. Es erinnert mich an eine Version von Philip Glass aus dem 20. Jahrhundert. Und es macht mich immer wahnsinnig, wenn die Wiederholungen in den Ensembles gestrichen werden.

Sind die Personen in Rossinis Oper Ihrer Meinung nach bloße Typen oder gar Karikaturen oder sind es Charaktere?
Es sind völlig reale Charaktere, ad absurdum übertrieben.

Bei Interpretationen von Mozarts „Figaro“ wird ja immer wieder auf die Vorlage von Beaumarchais Bezug genommen. Spielt die Vorlage bei „Barbiere“ auch eine Rolle? Gibt es auch hier eine (vor)revolutionäre Tendenz?
Ich glaube, diese Frage wäre besser von einem Theaterhistoriker zu beantworten. Ich bin einfach von dem Stück inspiriert und finde, dass es mit der Welt, die ich sehe, in Beziehung steht.

Was sind für Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen einer Opera buffa von Mozart wie „Figaro“ und Rossinis „Barbiere“?
Ich kann sie einmal vergleichen. Sie sind unterschiedliche Komponisten mit unterschiedlichen Lebensauffassungen, Temperamenten und Emotionen.

Spielen Sie die Oper ungekürzt?
Bei den musikalischen Nummern ja. Bei den Rezitativen sind manche gekürzt, andere unserer Zeit angepasst.

Wie sind Ihre Eindrücke von Heidelberg?
Wunderschön! Solch ein ästhetisches Vergnügen, einfach durch die Straßen zu gehen.

Und von der Arbeit am Theater Heidelberg?
Die Menschen hier sind kooperativ und kreativ.

Termine

Rossini, „Il Barbiere die Siviglia“, am Theater Heidelberg am 21. (Premiere) und 23. April, 9. und 30. Mai, 3. Juni und 7. Juli, Karten unter 06221 5820 000 oder www.theaterheidelberg.de

Zur Person

Inga Levant wurde in St. Petersburg geboren und lebt, nach Tel Aviv und London, in Berlin. Ihre Ausbildung (Klavier und Theater) erhielt sie an der Universität Tel Aviv. Sie arbeitet seit 1993 als Opernregisseurin und blickt auf zahlreiche Inszenierungen in vielen europäischen Ländern sowie in Israel und Australien zurück. Der Großteil ihrer Arbeit umfasst unbekanntere oder neue Werke wie auch unkonventionelle Interpretationen des tradierten Opernkanons.

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