Speyer Schwitzen im Zeichen der Brezel

Noch einmal am Seil ziehen, noch einmal dieses Sieger-Gefühl: Das haben sich die frisch gekürten Weltrekordler vom „Dirndl- und Lederhosen-Komitee“ gestern beim Brezelfestumzug gegönnt. Tausende applaudierten begeistert, als die starken Männer mit Oberbürgermeister Hansjörg Eger und dem Verkehrsvereinsvorsitzenden Uwe Wöhlert im Schlepptau vorbeizogen.

Das war nicht die einzige Premiere, die den Zuschauern geboten wurde. Zum ersten Mal dabei waren auch die „Festungs-GugGER“ des KV Germersheim, die aus den Speyerer „Brezelkrachern“ hervorgegangen sind. Als eine der 17 Musikkapellen, Spielmanns- und Fanfarenzüge heizten sie dem schwitzenden Publikum am Straßenrand ein. Ein Ständchen vorweg bot der Fanfarenzug Rot Weiß Vallendar den Awo-Altenheim-Bewohnern in der Burgstraße. „So ein schöner Tag“: Damit sangen sich Aktive und Publikum schon zwei Stunden vor dem Start in den Umzugs-Modus. Die Stimmung hielt. Zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Museumskreisel zeigten sich rund 3000 Mitwirkende in 105 Zugnummern von ihrer besten Seite. Die Brezel hatte die Stadträte vereint. Musikalisch wurde ihr Wagen begleitet vom Fanfarenzug Rot-Weiß. Der trug die Instrumente in Tracht durch die Straßen. Im nagelneuen Pracht-Festwagen reihte sich die Speyerer Karneval Gesellschaft (SKG) in den Lindwurm ein. Der Pappmaschee-Präsident Daoud Hattab stellte die mitgeführten Himmelskörper in den Schatten. Die „Raupe Nimmersatt“, mit der der Fides-Carneval-Club (Ketsch) da war, könnte aber auch den Preis für den schönsten Festwagen abräumen oder das Schiff „Awaria“ der Mittelaltergruppe „Brüder des Wolfes“. Auch die Zwei-Waggon-Bahn, aus der die jungen Katholiken von St. Joseph Kinderherzen mit Süßigkeiten erfreuten oder der Tortenwagen des Cafés am Museum sind nicht chancenlos. „Nicht schlafen“, rief der Leiter des Wieslocher Fanfarenzugs seinen Musikanten zu. Weiter vorne tanzte und sang „Jugendkultur 2010“, was das Zeug hielt und viel weiter vorne die „Monkey Dance Company“. Beim Spielmannszug aus dem Spessart galt: Im Gleichschritt Marsch. Am Ende sorgten die Rockmusiker traditionell für Hoch-Stimmung. Jede Menge Popcorn und Akrobatik hatte der Kinder- und Jugendzirkus „Bellissima“ zu bieten. Die Kursker „Hoffnungsflämmchen“ hielten es mehr mit Fähnchen-Schwenken. Speyerer Fahnen und Brezel hielten zahlreiche Helfer hoch. Hitzestau-Gegenmittel holte die Jugendfeuerwehr aus dicken Schläuchen. Das hätte sich sicher auf die CCS-Lady Carneval gewünscht, die auf dem Cabrio-Dach briet. Die Pfälzer „Rhoihexe“ schwitzten unter Masken, der Landadel aus Edenkoben im historischen Sonntagsstaat. Schön anzusehen waren die Hochzeiter, Handwerker und Monarchen. So wie auch die „Weiberbraten“-Frauen, die mit Milchkannen voller Leckereien aus Berghausen gekommen waren. Leichter hielten die Scheichs des Heidelberger „Shrine“-Zentrums die Temperaturen aus. Bis auf das menschliche Kamel, das ohne Wassertank im Höcker auskommen musste. „Jetzt geht’s los“, versprach der Otterstadter Karneval-Club mit der „Höhner“-CD. Hinter ihm gingen mittelalterliche Feuerspucker ihrer Tätigkeit nach. Vom Speyerer Wassersportverein gab es eine kalte Dusche aus Pistolen, die Zeiskamer Zwiebelkönigin ließ es Schalotten regnen. Und vom „Bademaxx“-Wagen hagelte es Fußball-Entchen. Hinter der „Zug-Ente“ hoben städtische Mitarbeiter im Schweiße ihres Angesichts auf, was am Straßenrand liegen geblieben war. Wie jedes Jahr. (kya)

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