Speyer Sitzen statt Tanzen

Der Auftritt gehörte wohl zum Besten, was je im Speyerer Zimmertheater gespielt wurde – zumindest für Fans von orientalischer und afrikanischer Musik. Zwei Algerier, eine Russin, ein Niederländer und ein Pfälzer – das sind „Bazaar“, die am Freitagabend schöne, aber fremde Klänge und Gesänge ins Theater brachten.

„Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern und verstehen uns so gut. Es klappt also“, sagt Julia Jung. Mit ihren roten Locken, ihrem ewigen Lächeln und dem Gesang ist sie der Blickfang, das pulsierende Herz der Band und die Moderatorin. Den rund zweistündigen Auftritt dürften vor allem Fans von Weltmusik genossen haben. Der Name der Band ist Programm: Nach Speyer mitgebracht hatten sie einen musikalischen Basar, auf dem alles Mögliche angeboten wurde: Wüsten-Blues, Reggae, arabische Liebeslieder und, wie Jung erklärt, „ein Lied aus Mali, das Freude über einen weiblichen Familienzuwachs ausdrückt“. Jung singt Lieder auf Arabisch und wird dabei von ihren beiden Bandkollegen unterstützt, deren Muttersprache das ist. Zu ihrer Rechten spielt der Nordalgerier Mouloud Mammeri, der singt und – neben der E-Gitarre – auch exotische Instrumente wie Mandole oder Guembri bedient. Zur linken Seite der Sängerin tobt sich Nabil „Meztol“ Saadi aus. Ein bisschen politisch wird das Ganze bei einem Song über Marihuana: „Legalize it“, fordert Saadi. Was hat die fünf aus allen Himmelsrichtungen nach Speyer geführt? Die Verbindung zum Zimmertheater wurde über Roland Vanecek hergestellt, der mittlerweile fast einen Stammplatz auf dem Spielplan hat. Vanecek lernte Mammeri 2016 bei einem Ethno-Camp auf der Burg Lichtenberg kennen, wo sich jedes Jahr junge Musiker aus aller Welt treffen. Über Vanecek kam Mammeri in Kontakt mit dem Musikerehepaar Julia und Christoph Jung, der an diesem Abend am Schlagzeug saß. Der „niederländische Klimaflüchtling“ Marcel Kamst komplementiert das Quintett am Keyboard, sang aber auch. Das Manko des Abends erkannten „Bazaar“ selbst: „Ihr seid das erste Publikum, vor dem wir spielen, das sitzt.“ Denn eigentlich war das Konzert zum Tanzen da.

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