Schwetzingen Zweites Wochenende beim Mozartfest

Beim Mozartfest wurden die Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg unter dem Leitun
Beim Mozartfest wurden die Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg unter dem Leitung von Junyoung Kim im Rokokotheater vom Publikum gefeiert - hier Stipendiatin Tianrun Jin.

Mozart als Avantgardist: Erstklassige Hörerlebnisse haben Besucher am zweiten Wochenende des Schwetzinger Mozartfests genossen.

Das Notos Quartett und das Philharmonische Orchester Heidelberg führten außergewöhnliche Werke des Salzburger Komponisten auf. Außerdem beeindruckten Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung mit ihren Interpretationen von Klavierkonzerten Joseph Haydns, Johann Nepomuk Hummels und Carl Maria von Webers.

Mit dem Notos Quartett gastierte im Jagdsaal des Schwetzinger Schlosses eines der namhaftesten Kammermusikensembles weltweit. Das Quartett, 2007 von Sindri Lederer (Violine) und Antonia Köster (Klavier) gegründet, hat zahlreiche Wettbewerbspreise gewonnen, mehrere CDs veröffentlicht und spielte in vielen berühmten Konzertsälen. Neu in dem Ensemble, zu dem seit 2015 Andrea Burger (Viola) zählt, ist seit wenigen Wochen der Cellist Benjamin Lai. Der junge US-Amerikaner war – wie seine Kollegen – vielfach bei Wettbewerben erfolgreich. Zusammen bilden die vier ein wahrlich herausragendes Ensemble.

Verärgerter Verleger

Wobei allerdings selbst Genie nicht für Erfolg in allen Fällen bürgt. Denn obwohl es für heutige Hörer kaum zu glauben ist: Mit seinem Klavierquartett in g-Moll (KV 478) stieß Wolfgang Amadeus Mozart bei seinem Verleger Hoffmeister anno 1785 auf Ablehnung. In dem Werk kommt, anders als üblich, dem Klavier nicht die Vorrangstellung zu; vielmehr spielen die Streicher mit diesem auf Augenhöhe. Das missfiel Hoffmeister als Auftraggeber so sehr, dass er Mozart dazu brachte, auf die „Lieferung“ weiterer bestellter Quartette zu verzichten.

Das Ende des 18. Jahrhunderts avantgardistische Werk scheint dem Notos Quartett jedoch wie auf den Leib geschneidert. Gerade weil alle vier Ensemblemitglieder ausgezeichnete Solisten sind, vermochten sie Mozarts Klavierquartett in g-Moll sehr überzeugend zu interpretieren. Alle Streicher ¬und auch die Pianistin Antonia Köster brillierten bei ihren Soli, verliehen damit ihrem jeweiligen Instrument eine gewichtige Stimme in der ebenso facettenreichen wie dynamischen Komposition. Hinzu kommt ein präzises Zusammenspiel, wodurch die Tutti-Passagen ebenfalls zu Glanzlichtern gerieten.

Große Meisterschaft

Ihre große Meisterschaft bewiesen die Ensemblemitglieder mit einem hohen Maß an Ausdruck in ihrem Spiel, ohne dass dabei die Genauigkeit bei der Ausführung litt. Damit schaffte es das Notos Quartett, sein Publikum im fast ausverkauften Jagdsaal emotional mitzunehmen und letztlich restlos zu begeistern. All dies galt nach Mozarts Werk zum Auftakt gleichermaßen für den Vortrag des Klavierquartetts in c-Moll opus 60 von Johannes Brahms (1833-1897) und des Quintetts für Klavier und Streicher A-Dur, D 667, von Franz Schubert (1797-1828), vermutlich besser unter dem Namen „Forellenquintett“ bekannt. Wobei bei diesem Quintett die Kontrabassistin Konstanze Brenner das Ensemble vorzüglich erweiterte.

Zu den Traditionen beim Mozartfest gehört das Konzert mit Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung. Bereits zum 31. Mal traten im Rokokotheater vielversprechende Talente auf, die von der Stiftung „materiell und ideell unterstützt werden“ (Rosa Grünstein, Vorsitzende der Mozartgesellschaft Schwetzingen, bei der Begrüßung). Diesmal präsentierten sich der 16-jährige Kolja Hölscher aus Stuttgart sowie die beiden aus China stammenden 17-jährigen Tianrun Jin und Tantan Wang in dem ausverkauften Haus.

„Die kleinen Nichtse“

Bevor jedoch der Nachwuchs am Flügel Platz nahm, besorgte das Philharmonische Orchester Heidelberg mit seinem Dirigenten Junyoung Kim den Konzertauftakt mit der Ouvertüre „Les petits riens“ (KV Anhang 10/299b) von Mozart. Dieses Werk schuf der Salzburger 1778 bei einem Aufenthalt in Paris für ein Ballettstück, das Jean-Georges Noverre choreografierte. Die Originalität Mozarts zeigt sich in der für ein Tanzstück anfangs recht hochtrabenden und etwas steifen Melodie. Die Ouvertüre nimmt dann schnell an Fahrt auf, wobei auf getragene Passagen recht flotte folgen. Das Heidelberger Orchester bereitete damit vorzüglich den Boden für die Aufritte der Talente.

Der Höhepunkt und zugleich Abschluss des Stipendiatenkonzerts war Kolja Hölschers Vortrag von Carl Maria von Webers Klavierkonzert Nr. 2 Es-Dur opus 32, J 155 „Grand Concerto“. Dem sehr anspruchsvollen Stück wurde der 16-Jährige in allen Belangen gerecht, seine Fingerfertigkeit und Virtuosität sind schon exzellent. Das Publikum feierte ihn frenetisch.

Haydn und Hummel

Zu überzeugen wussten auch die beiden anderen Talente mit zwar schwierigen, aber nicht ganz so herausfordernden Werken: zum Auftakt Tantan Wang mit dem Klavierkonzert D-Dur Hob XVIII:11 von Joseph Haydn und danach Tianrun Jin mit dem Concertino für Klavier und Orchester G-Dur opus 73 von Johann Nepomuk Hummel. Es wäre kein Wunder, wenn die Stipendiaten noch national wie international von sich hören ließen.

Doch zunächst geht das Schwetzinger Mozartfest, veranstaltet von der Mozartgesellschaft Schwetzingen, am Freitag, 11. Oktober, 19.30 Uhr, im Jagdsaal weiter mit dem Auftritt des Chaos String Quartetts und dem Klarinettisten Nikolaus Friedrich. Neben einem Streichquartett von Mozart (KV 589) und von Schubert (D 810) kommt es zur Uraufführung von „Voids of inequality“ des italienischen Komponisten Alessio Elia (geboren 1979). Nikolaus Friedrich ist der Künstlerische Leiter des Mozartfests.

Im Netz

Infos zum Programm des Mozartfests und Tickets gibt es unter https://www.mozartgesellschaft-schwetzingen.de

Das Notos Quartett im Jagdsaal, hinten links Nikolaus Friedrich, künstlerischer Leiter des Mozartfests, behilflich beim Notenumb
Das Notos Quartett im Jagdsaal, hinten links Nikolaus Friedrich, künstlerischer Leiter des Mozartfests, behilflich beim Notenumblättern.
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