Zweibrücken Die Wochenend-Kolumne: Ich bin der Meinung,

An Pfingstdienstag waren sie noch Landtagsabgeordnete, seither nicht mehr: Fritz Presl und Fred Konrad. Presl schied aus, weil er mit inzwischen 71 Jahren seinen Ruhestand genießen möchte. Konrad ging unfreiwillig. Weil die Grünen zwei Drittel ihrer Wähler von vor fünf Jahren verprellt hatten, reichte es für den Arzt aus Käshofen nicht mehr für den Einzug in den Landtag. Mit Presl und Konrad verliert der Wahlkreis Zweibrücken zwei Abgeordnete, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Presl hatte sich in der SPD klassisch hochgearbeitet. Vor der Landtagswahl 2001, als es um die Nachfolge der Abgeordneten Ingrid Schneider ging, setzte er sich gegen SPD-interne Konkurrenz durch und behielt das Mandat 15 Jahre lang. Alles andere als eine Übergangslösung. Presl hatte sich einen Namen als pfiffiger Organisator gemacht. Als Amtsleiter bei der Stadtverwaltung schmiss er das Stadtfest, die Rheinland-Pfalz-Radrundfahrt, kümmerte sich um die Rosenregatta und den Rosengarten. Ein Wuseler, ein Hans Dampf, das war Presl auch ein Mainz. Er wusste, wen er in welchem Ministerium zu welcher Uhrzeit anrufen musste, um etwas für Zweibrücken herauszuschlagen. Wen er umgehen musste, wer lieber auf Schriftliches reagierte. Presl war ein Abgeordneter aus Zweibrücken, der in Mainz für Zweibrücken kämpfte, bei Gesprächen am Rande von Veranstaltungen, in Büros und Gaststätten. Presl war kein Debattenredner, er wollte in Mainz nichts werden, nicht Staatssekretär, nicht Fraktionsvize, nicht Ausschussvorsitzender. Sein Metier war es, Kontakte zu knüpfen und zu halten, um aus diesem Topf was zu holen und aus jenem. Man kann zu den Projekten, für die Presl nach Geld bohrte, stehen, wie man will. Fest steht: Presl hatte meistens Erfolg. Ob es nun um den dreispurigen Ausbau der Straße hoch nach Mörsbach ging, das Westpfalzstadion, den SVN, viele Vorhaben von Sportvereinen: Presl holte fast immer was raus und fast immer ein bisschen mehr als üblich. Sein ausgezeichnetes Verhältnis zu Kurt Beck erleichterte vieles. Mit Malu Dreyer lief es nicht mehr so glatt. Bei der Schließung des Flughafens, den Flüchtlingen, bei den Krankenhäusern blieben Presl und sein Rat außen vor. Presl wird als fintenreicher Strippenzieher, als begabter Geldauftreiber in Erinnerung bleiben. Fred Konrad verstand sein Mandat ganz anders. Als er kurz vor der Landtagswahl gefragt wurde, was er für die Region Zweibrücken erreicht habe, da antwortete er ehrlich: „nichts“. Konrad wollte Landespolitik machen. Er erwarb sich als Redner und Gesprächspartner Anerkennung bei SPD und CDU, bei der Regierung, bei Verbänden. Er hielt sich für fähig, Minister zu werden, auch andere handelten ihn. In der eigenen Fraktion jedoch tat er sich schwer. Immer wenn es um Posten oder Macht ging, zog er den Kürzeren. Konrad scheidet enttäuscht aus der Landespolitik aus. Man sollte seine Rückkehr indes nicht ausschließen – wenn sich für ihn eine Gelegenheit bietet.

x