Zweibrücken Ein Hochgenuss in der Elbphilharmonie des Saarlandes

Fola Dada sang hinreißend Klassiker des Swings der 20er und 30er Jahre.
Fola Dada sang hinreißend Klassiker des Swings der 20er und 30er Jahre.

In der Hamburger Elbphilharmonie begegnen sich Klang und Architektur auf einzigartige Weise. Natürlich stattete ihr längst auch die fabelhafte SWR Big Band einen Besuch ab. Mit Fola Dada spielte die Weltklasseformation dort eine neue CD ein. Diese stellten beide Protagonisten am Sonntag in der Neunkircher Gebläsehalle vor; vor rund 800 Besuchern.

„SWR Big Band – featuring Fola Dada live at Elbphilharmonie Hamburg“ heißt die CD, deren Klangfaszination am Sonntagabend in die Neunkircher Gebläsehalle famos übertragen wurde. Auf den ersten Blick mag ja kein Vergleich zwischen der saarländischen Stahlromantik und der norddeutschen Stararchitektur möglich sein; innen wie außen. Trotzdem ist die SWR Big Band regelmäßig und gerne in Neunkirchen zu Gast. Nachdem sie zuvor Max Mutzke und Curtis Stigers als Stargäste hierher mitbrachte, ist es diesmal die in Korntal geborene Ausnahmesängerin Fola Dada. Sie intoniert am Sonntagabend hinreißend Klassiker des Swings der 20er und 30er Jahre. Erneut schneidet der Saarländische Rundfunk das Konzert für eine spätere Radioausstrahlung mit. Wie auf der Elbphilharmonie-CD eröffnet die SWR Big Band das Konzert mit Benny Goodmans Arrangement von „Sing, Sing, Sing“. Kraftvoll ist das. Gleich sind mehrere Solisten gefordert. Darunter Pierre Paquette, Orchesterleiter und hier Klarinettist, im Zusammenspiel mit Guido Jöris am Schlagzeug. Es ist gewagt, ein Schlagzeugsolo gleich an den Beginn eines Konzerts zu platzieren. Doch Jöris zieht das Publikum damit umgehend in den Takt des Abends. Leicht kann es bei einem Solistenduett mit diesen Instrumenten passieren, dass ein Taktgeber seinen Klarinettisten mit Schlägen unabsichtlich an die Wand trommelt. Doch Jöris ist ein Ausnahmekönner. Der Schlagzeuger weiß, wann er im Zusammenspiel mit Paquette Akzente zu setzen hat und wann er seinem Orchesterleiter Raum für dessen Instrument zu geben hat. Dass man das so gut hören kann, ist nicht zuletzt dem famosen Klangkörper in der Gebläsehalle zu verdanken. Die Instrumente sind klar und deutlich zu vernehmen. Wie gewohnt setzt die SWR Big Band mehrere Instrumentaltitel vor den ersten Auftritt des Stargasts. Das Konzert ist längst auf Tempo, als Fola Dada Ella Fitzgeralds „A Tisket, a Tasket“ singt. Federleicht, beschwingt von der Haarwurzel bis zur Fußspitze, wippt die diplomierte Jazz- und Popsängerin, als sei sie direkt der Zeit von damals entsprungen. Eine Überraschung ist „At Last“ der wunderbaren Etta James, das Klaus Graf mit seinem Saxophon begleitet und das nicht auf dem neuen Tonträger zu hören ist. Hinreißend singen Paquette, Ian Cumming und Klaus-Peter Schöpfer mit der Chorbegleitung des kompletten Bläsersatzes „On the Sunny Side of the Street“, ebenfalls von Louis Armstrong. In „Stardust“, das zart beginnt, entfalten Nemanja Ivanovic und Felice Civitareale an ihren Blasinstrumenten gegen Ende eine akustische Wucht, die den geneigten Jazzfan atemlos zurück lässt. Fola Dada erweckt mit der südamerikanisch veredelten Ballade „Poinciana“ Träume von Sonne und Frühling, bevor sie zum Finale das unsterblich schöne „What a Wonderful World“ singt. Dem Titel wurde ein anderes Arrangement als das von Louis Armstrong, verordnet. Zum großen Finale beweist sich ein letztes Mal der famose Bläsersatz der SWR Big Band. Während der von Paquette arrangierten Fassung von Glen Millers „In the Mood“, tänzeln die Blasinstrumentalisten nahezu komplett und leichtfüßig nach vorne. Die Musiker intonieren ihre Instrumente immer leiser, bis sie zum Finale noch einmal alles geben, was Spielfreude und Lunge hergeben. Grandios!

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