Zweibrücken Ein turbulentes Jahr voller Ideen

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Am 19. Mai. war alles vorbei – die definitive Absage des Sommer-Open-Airs mit Maceo Parker, Gregor Meyle & Co war da. Der Traum vom jährlichen August-Festival, das die Massen nach Zweibrücken zieht, war ausgeträumt. Stars kamen schon – mit Max Mutzke für die Jungen und John Lees’ Barclay James Harvest für die Älteren auch die richtigen, die die Hallen füllten. Ehrlich gesagt: Ohne Sommerfestival konnte man sich viel besser auf die vielen anderen Kulturereignisse freuen, die aus unserer Kleinstadt eine Perle in der Südwestpfalz machen. Dass die Show „Rhythm of the Dance“ in der Festhalle so schnell ausverkauft war, dass eine zweite Vorstellung am selben (Sonn-)Tag angesetzt war, also mehr als 1000 Zuschauer kamen, war schon mal ein fulminanter Auftakt (10. Januar). Die 850 Besucher die den „Amigos“ in die Westpfalzhalle folgten (2. April), zeigten, dass die Stadt und andere Veranstalter interessante Shows hierher bringen. Wie jedes Jahr. Denn wenn das eine nicht klappt, haben die Zweibrücker gleich eine neue Idee, die sie ausprobieren. Da machten die Prisma-Künstler eine Ausstellung zu einem so verrückten Thema wie „Rost“ - und schafften es, kaum rostiges Eisen zu präsentieren, sondern ganz subtile Röstereien. Ungewohnt international ging der Kunstverein das Jahr an: 72 Werke von 18 Künstlern aus Europa, Kanada und den Philippinen hatte wohl niemand unter dem Titel „Das Kind in der Kunst erwartet“. Dass die wenigsten Arbeiten dem üblichen Niedlichkeitsschema entsprachen, wohl auch nicht. Kinder blieben weiter sein Thema: Die syrischen Flüchtlingskinder nahm der Kunstverein in seine Kurse. Sie dankten es mit Bildern ihrer Heimat und ihrer Träume, die so originell waren, dass sie in die Jahresausstellung (Oktober) integriert wurden und in den ersten Kinderkunst-Kalender des Vereins (Dezember) mündeten. Wo gab es das sonst im Umkreis? Musiker wie der Konzertveranstalter Thorsten Albrecht und die Stadtkapelle requirierten neue Konzerthallen: Albrecht eröffnete die neue Eventhalle auf dem Flugplatz (Oktober), auf den sperrigen Namen ACH-Eventhalle getauft, der sich garantiert bei den praktisch veranlagten Zweibrückern nicht durchsetzen wird. Die – wie andere Bands – aus der maroden Alten Feuerwache vertriebene Stadtkapelle findet neue Proberäume in der Aula der Hauptschule Nord und weiht diese gleich als Konzertsaal ein, denn die Akustik ist sehr gut – was jahrzehntelang unbemerkt blieb. Doch der schönste neue Kultur-Ort wegen seiner atmosphärischen Holzvertäfelung ist die Kapelle am Himmelsberg. Er ist das, was vom evangelischen Krankenhaus übrig blieb. Mit der „Roten Couch“ etablierte sich eine neue Session-Musikreihe (März), und Lokalmatador Wolfgang Ohler bekam mit dem Pfalzpreis fürs Lebenswerk für seine Bücher (November) nicht nur die verdiente Anerkennung, sondern machte mit der zweiten einheimischen Pfalzpreisträgerin Monika Rinck auch Werbung für Zweibrücken als Literaturstadt. Da müsste man mal ein Sommerfestival draus machen – vielleicht 2017 ...

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