Zweibrücken Handball: Nicht nur die Kapitäne haben Gänsehaut

VTZ-Rückraumspieler Philip Wiese (beim Wurf) hängt noch ein Jahr dran – egal ob in der Oberliga oder vielleicht sogar in der Dri
VTZ-Rückraumspieler Philip Wiese (beim Wurf) hängt noch ein Jahr dran – egal ob in der Oberliga oder vielleicht sogar in der Dritten Liga.

«ZWEIBRÜCKEN.» Beide wohnen in Rimschweiler, beide spielen leidenschaftlich gerne Handball, beide zeichnen sich durch Einsatzbereitschaft und Verantwortungsgefühl aus. Und beide freuen sich, wenn sie heute um 18 Uhr in der Westpfalzhalle vor erwartet 1000 Zuschauern ihre Mannschaften zum Zweibrücker Stadt-Derby zwischen der VT Zweibrücken-Saarpfalz und dem SV 64 Zweibrücken aufs Feld führen dürfen: Für die Kapitäne Philip Wiese (VTZ) und Tom Grieser (SV 64) ist das ein Gänsehaut-Moment.

„Das Derby ist einfach ein ganz besonderes Spiel“, sind sich Wiese und Grieser einig. Deshalb sind sich beide sicher: „Das wird ein Klasse-Spiel“. Vor allem was Leidenschaft und Emotionen anbelangt, werde es ein Top-Spiel. Wie das Hinspiel.

Ein besonderer Moment

Da erlebte Philip Wiese einen besonderen Moment. Er erzielte vier Sekunden vor dem Abpfiff den 24:23-Siegtreffer für die VTZ. Beide Kapitäne erinnern sich genau an die spielentscheidende Situation. „Wir wussten, dass die Situation kommt, in der die VTZ den siebten Feldspieler bringt. Wir waren darauf vorbereitet und haben es in dem Moment doch nicht verteidigt bekommen“, sagt Tom Grieser. „Natürlich ist das schön, wenn man den Siegtreffer wirft. Ich habe schon ein paar Augenblicke gebraucht, um es zu glauben, bis endgültig feststand, dass der Treffer zählt und das Spiel aus ist“, bekennt Wiese. Er bekennt auch, dass er zunächst gegen den Plan von Trainer Danijel Grgic war, Sekunden vor dem Abpfiff den siebten Feldspieler zu bringen, damit natürlich auch das Risiko einzugehen, noch einen Gegentreffer ins leere Tor zu kassieren, wenn ungenau gespielt wird. „Aber wenn eine Entscheidung getroffen ist, muss man das, was entschieden wurde, mit Überzeugung spielen. Und das haben wir gemacht“, sagt Wiese, dem die Szene schon unmittelbar nach Abpfiff einige Male als Videobotschaft aufs Handy geschickt wurde.

VTZ habe trotzdem gepunktet

Dieses Vertrauen ins Können als Mannschaft, das Teamgefühl, hatte die VTZ zuletzt etwas vermissen lassen. Bis auf die Partie in Mundenheim gelang es den Zweibrückern dennoch, die Spiele für sich zu entscheiden. Lohn dafür, aber vor allem für viele zuvor gezeigte, überzeugende Leistungen: die Oberliga-Tabellenführung. „Stimmt, wir haben zuletzt einige Male wirklich nicht gut gespielt“, bestätigt Wiese, der bei der Stadt Zweibrücken im Sozialamt arbeitet. „Stimmt, das hat die VTZ nicht“, stimmt Grieser zu. Aber die VTZ habe trotzdem gepunktet. „Und das ist wohl der große Unterschied zu uns in dieser Saison“, sagt Grieser, der zurzeit in Zweibrücken ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Heinrich-Kimmle-Stiftung absolviert. Der SV, aktuell Tabellenvierter, schwankt oft zwischen Genie (Sieg in Budenheim, Heimsieg gegen Illtal) und Wahnsinn (Niederlage bei Schlusslicht Friesenheim II). Da greife als Entschuldigung auch das Argument mit der Jugend irgendwann nicht mehr. „Wir müssen aus diesen Niederlagen wirklich lernen, Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner mit der Konzentration zu spielen wie Spitzenspiele“, sagt Grieser. Dennoch sei die enorme, teils international gesammelte Erfahrung, die VTZ-Spieler wie Wiese, Martin Mokris oder Tomas Kraucevicius mitbringen, ein Pfund.

Derby-Sieg wäre ein vorgezogenes Geschenk

Jünger und älter, diesen Unterschied gibt es auch bei den Kapitänen. Als 19-Jähriger übernahm der 1,86 Meter große Grieser vergangenen Sommer die SV-Kapitänsbinde. „Ich habe mich riesig gefreut, dass mich die Mannschaft gewählt hat. Und bis jetzt, auch wenn es für uns nicht immer eine einfache Saison war, macht das Amt, die Zusammenarbeit mit dem Mannschaftsrat, großen Spaß“, sagt Grieser, der kommenden Dienstag seinen 20. Geburtstag feiert. „Da wäre ein Derby-Sieg ein schönes vorgezogenes Geschenk“, meint er lachend. Für den 1,96 Meter großen Wiese wäre der Derby-Sieg ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Am 18. Februar feierte er seinen 33. Geburtstag, kurz darauf verkündete er, ein Jahr Handball bei der VTZ anzuhängen. Egal ob Ober- oder Dritte Liga. „Wobei wir an die Meisterschaft noch gar nicht denken, weil wir allein im März etliche sehr schwere Spiele zu bestreiten haben“, sagt Wiese. Der spielt nicht nur bei der VTZ, sondern trainiert seit Jahren auch die Jüngsten im Verein: Minis, F-Jugend. Aktuell spielen seine Söhne Nicolas und Hannes in dieser Mannschaft. Vor über einen Jahrzehnt spielten bei den von Wiese trainierten VTZ-Minis Tom Grieser und Benny Berz, heute SV-Torwart des SV. „Das ist schon eine witzige Geschichte“, findet Wiese lachend. Grieser zollt den Top-Leistungen Respekt, die sein ehemaliger Jugendtrainer seit über einem Jahrzehnt abliefert. „Ich würde mich freuen, wenn ich mal so lange auf so hohem Niveau spielen kann“, sagt der SV-Kapitän. Das persönliche Verhältnis zwischen den beiden Zweibrücker Handball-Kapitänen ist richtig gut. Nur in den 60 Derby-Minuten – die sich beide kampfbetont, aber fair wünschen – wird es mal kurz ad acta gelegt.

Tom Grieser (links, hier noch in einem Drittliga-Spiel gegen Köndringen-Teningen) hält vor allem die SV 64-Abwehr zusammen.
Tom Grieser (links, hier noch in einem Drittliga-Spiel gegen Köndringen-Teningen) hält vor allem die SV 64-Abwehr zusammen.
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