Zweibrücken Kranbauer Tadano Demag in schwieriger Lage

Das Tadano-Werk mit großem Testgelände in der Dinglerstraße.
Das Tadano-Werk mit großem Testgelände in der Dinglerstraße.

Der Kranbauer Tadano Demag hat große wirtschaftliche Probleme und muss innerhalb von drei Monaten ein schlüssiges Sanierungskonzept vorlegen. Der größte Arbeitgeber der Stadt geht davon aus, dass an einem Personalabbau kein Weg vorbeiführen wird.

Am Donnerstag gingen beim Zweibrücker Amtsgericht die Anträge auf ein Schutzschirmverfahren für die Tadano Demag GmbH mit Sitz in Zweibrücken und die Tadano Faun GmbH mit Sitz in Lauf an der Pegnitz ein. Ein Schutzschirmverfahren kann beantragt werden, wenn ein Unternehmen noch zahlungsfähig ist, die Zahlungsunfähigkeit aber droht. Ziel ist es, diese abzuwenden und das Unternehmen zu sanieren. Dazu muss Tadano innerhalb von drei Monaten einen Sanierungsplan vorlegen, der vom Amtsgericht geprüft wird. Danach entscheidet das Gericht, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. „So wie das Unternehmen aufgestellt ist, gehen wir nicht davon aus“, sagte Unternehmenssprecherin Anne Steeb am Donnerstag der RHEINPFALZ.

Steeb schloss es aus, dass Standorte geschlossen werden. „Aber es wird wahrscheinlich kein Weg am Abbau von Personal vorbeiführen“, kündigte die Sprecherin an. Doch das sei nur eine vorläufige Einschätzung. Ob sich das Unternehmen von Mitarbeitern trennt und wie viele das sein könnten, entscheide sich erst in den nächsten Monaten. „Wir treten jetzt erst in den Prozess der Umstrukturierung ein“, sagte Steeb. Aktuell sind in Zweibrücken 1600 Mitarbeiter beschäftigt, in Lauf sind es rund 900. Ihre Löhne und Gehälter sind nach Angaben des Unternehmens für die drei Monate des Schutzschirmverfahrens gesichert.

Unternehmen weiter eigenständig

Während der kommenden drei Monate kann das Unternehmen weiterhin eigenständig handeln. Die Kontrolle liegt weiter bei der Unternehmensleitung. Das ist ein großer Unterschied zum Insolvenzverfahren, bei dem das Gericht einen Insolvenzverwalter einsetzt, der alles Weitere bestimmt. Leiten werden den Sanierungsprozess der Rechtsanwalt Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugge als neuer Generalbevollmächtigter und Jens Ennen, Hauptgeschäftsführer von Tadano Demag und Tadano Faun.

Außerdem hat das Amtsgericht dem Vorschlag des Unternehmens entsprochen und den Diplom-Kaufmann Arndt Geiwitz (Neu-Ulm) als Sachverwalter eingesetzt. Dieser hat bereits die Insolvenzverfahren von Karstadt und Schlecker begleitet und die Aufgabe, die Interessen der Gläubiger zu wahren.

Kunden zögerlich beim Kauf von Maschinen

Als Grund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nennt das Unternehmen generell schrumpfende Märkte und Druck durch Konkurrenten. Das sei durch Corona nochmals verschärft worden und könne „trotz Kurzarbeit und weiterer in den vergangenen Monaten getroffener Maßnahmen nicht ausreichend abgefedert werden“, so das Unternehmen.

Unterbrochene Lieferketten – wie zu Corona-Hochzeiten – sind laut Steeb momentan nicht das Problem. Vielmehr sei es die durch Corona verursachte schlechte wirtschaftliche Lage in vielen Ländern, die Kunden zögerlich werden lasse. „Wir verkaufen viele Produkte in die USA und den Mittleren Osten“, berichtet Steeb.

In welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln will, um weiter am Markt zu bestehen, werde im Sanierungsprozess herausgearbeitet. „Genaue Ergebnisse werden wir in drei Monaten haben“, schätzt Steeb. Sicher sei hingegen, dass sich die Eingliederung von Tadano Demag in die Tadano-Gruppe deutlich beschleunige. Die japanische Muttergesellschaft Tadano Ltd. ist von dem Schutzschirmverfahren nicht betroffen und unterstützt die Entscheidung der deutschen Töchter nach Unternehmensangaben voll und ganz.

Stadt überrascht vom Ernst der Lage

Oberbürgermeister Marold Wosnitza teilte am Donnerstag in einer Pressemitteilung mit, dass „Der Erhalt des Standortes und die Sicherung der Arbeitsplätze oberste Priorität“ haben. Der Stadt sei bekannt gewesen, dass die wirtschaftliche Lage beim Kranbauer schwierig ist. „Das ganze Ausmaß der Problemlage wurde für uns erst heute deutlich“, so Wosnitza am Donnerstag.

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