Die Wochenend-Meinung Wir können uns nicht gegen alles und vor jedem schützen

Am Schwarzbach wurden zur Sicherheit Bäume gefällt, auch dort, wo kaum jemand vorbeikommt.
Am Schwarzbach wurden zur Sicherheit Bäume gefällt, auch dort, wo kaum jemand vorbeikommt.

Von Rimschweiler nach Hornbach gibt es einen tollen Rad- und Fußweg auf einer alten Bahntrasse, frei von Verkehr, überdacht von Baumkronen. Doch vor einigen Wochen wurden bei Hornbach so viele Bäume abgesägt, dass der Nabu schreibt, der Weg habe „inzwischen ein annähernd apokalyptisches Aussehen“. Ich bin auch erschrocken. So wie vor zwei Jahren die Rimschweilerer, als dort gerodet wurde. Zwischen Dellfeld und Rieschweiler wurden jetzt auch Bäume gefällt – nicht nur am Radweg, sondern auch an Stellen, wo höchstens Kanufahrer oder Angler hinkommen. Wann immer wir nachfragen, warum das passiert, bekommen wir die gleiche Antwort: Wegen der Sicherheit. Die Bäume seien alt gewesen oder krank, sie wären vielleicht irgendwann umgefallen und hätten jemanden erschlagen können.

In Berlin hat ein Baum eine Frau erschlagen

In Berlin ist genau das passiert. Dort stand jetzt ein Förster vor Gericht, weil ein umgestürzter Baum eine Frau erschlagen hat. Da verstehe ich es sogar, dass ein Förster oder ein Sachbearbeiter auf Nummer sicher geht und einen Baum im Zweifel lieber fällen lässt, als dass ihm später Vorwürfe gemacht werden. Aber ich finde, es dürfte gar nicht so weit kommen, dass man hier einen Schuldigen sucht. Es gibt nun mal nicht für alles eine Vollkaskoversicherung. Wir können uns nicht gegen alles und vor jedem schützen.

Umgekehrt gilt aber auch: Ich kann mich nicht wegen gefällter Bäume am Radweg beschweren, dann aber schimpfen, wenn es mal mich trifft. Als es kurz vor Palmsonntag so stark schneite, fielen Strom und Züge aus. Weil Bäume in Leitungen und auf die Gleise gekracht waren. Das müssen wir dann auch mal hinnehmen. Denn was wäre denn die Alternative? Rechts und links aller Schienen und Stromtrassen – und noch an allen Straßen – so viele Bäume fällen, dass nur ja keiner einen Schaden anrichtet.

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