Promi-Gräber Trend Friedhofstourismus: Makabres Freizeitvergnügen
„Wen suchen Sie denn?“ „Manfred Krug.“ „Der liegt da hinten.“ „Wir gehen zum Lambsdorff.“ So könnte in diesem Herbst ein Gespräch auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin klingen. Dutzende Menschen laufen hier die Gräber von Prominenten ab. Zu finden sind neben Ruhestätten des Schauspielers Manfred Krug und des Politikers Otto Graf Lambsdorff die Gräber von Moderator Dieter Thomas Heck oder Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau.
Doch nicht nur vor den Toren Berlins blüht im Corona-Jahr die für manchen makaber klingende Freizeitbeschäftigung des Friedhofstourismus. Das Phänomen ist pandemiegeeignet, denn an der frischen Luft verhalten sich alle pietätvoll und halten Abstand.
Bundeskanzler und Minister
Der mit 91 Jahren gestorbene Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde im Familiengrab auf dem Waldfriedhof in Rhöndorf bei Bonn beigesetzt. Ludwig Erhard liegt auf dem Bergfriedhof von Gmund am Tegernsee, Kurt Georg Kiesinger auf dem Stadtfriedhof Tübingen, Willy Brandt auf dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf. Helmut Schmidt wurde in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof bei seiner Frau Loki bestattet, Helmut Kohl 2017 in Speyer auf dem Friedhof des Domkapitels. Der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher liegt auf dem Rheinhöhenfriedhof in Wachtberg bei Bonn. Auf dem Melaten-Friedhof in Köln wurde Ex-Außenminister Guido Westerwelle beigesetzt.
Bundespräsidenten
Theodor Heuss ist auf dem Waldfriedhof Stuttgart bestattet, Heinrich Lübke auf dem Dorffriedhof von Enkhausen in Sundern im Sauerland, Gustav Heinemann auf dem Parkfriedhof Essen, Walter Scheel auf dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf, Karl Carstens in Bremen auf dem Riensberger Friedhof, Richard von Weizsäcker auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin, Roman Herzog auf dem Friedhof von Jagsthausen bei Heilbronn und Johannes Rau auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Der einzige Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Rondell der Gedenkstätte der Sozialisten begraben.
München
Der idyllische Friedhof Bogenhausen ist rasch umrundet. Dort befinden sich die Gräber von Schriftsteller Erich Kästner, Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, Filmproduzent Bernd Eichinger, Regisseur Helmut Dietl sowie von Schauspielern wie Helmut Fischer, Werner Kreindl, Rolf Boysen und Walter Sedlmayr – und neuerdings auch des Politikers Hans-Jochen Vogel. Die Urne von Filmstar Heinz Rühmann wurde in Aufkirchen in Berg am Starnberger See nahe München bestattet.
Frankfurt
Auf dem Hauptfriedhof sind die Philosophen Theodor W. Adorno und Arthur Schopenhauer, die Schriftstellerin Ricarda Huch, der Arzt Alois Alzheimer, die Psychologen Margarete und Alexander Mitscherlich und der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bestattet.
Berlin
In der Hauptstadt gibt es besonders viele Ziele. Die in Paris gestorbene Marlene Dietrich wurde auf dem Friedhof Schöneberg III beigesetzt. Loriot (eigentlich Bernhard-Viktor von Bülow) liegt wie Schauspieler Klausjürgen Wussow und Boxer Bubi (Gustav) Scholz auf dem Friedhof Heerstraße. Die Schauspielerin Brigitte Mira ruht auf dem Luisenfriedhof III. Auf dem Waldfriedhof Dahlem sind die Gräber von Harald Juhnke, Gottfried Benn und Autor Curth Flatow, auf dem Waldfriedhof Zehlendorf ruhen Hildegard Knef, Edith Hancke, Wolfgang Neuss und Günther Pfitzmann.
Auf dem Friedhof Zehlendorf (nicht zu verwechseln mit dem Waldfriedhof Zehlendorf) wurde Schauspieler Götz George begraben. Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg fanden die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sowie Sänger Rio Reiser ihre letzte Ruhe. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof befinden sich die Gräber von Schriftsteller Bertolt Brecht und Schauspielerin Helene Weigel, den Schriftstellern Heiner Müller, Christa Wolf und Wolfgang Herrndorf, des Politikers Egon Bahr, Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel sowie des Schauspielers Otto Sander.
Hamburg
Der Friedhof Ohlsdorf ist mit etwa vier Quadratkilometern fast doppelt so groß wie der Stadtstaat Monaco und hat sogar eine eigene Buslinie. Seit der Eröffnung 1877 wurden dort rund anderthalb Millionen Menschen beigesetzt. Schauspielerinnen und Schauspieler wie Inge Meysel, Witta Pohl, Monica Bleibtreu, Hans Albers, Kurt Raab und Gustaf Gründgens sind hier bestattet, zudem die Journalistin Wibke Bruhns, „Tagesschau“-Sprecher Karl-Heinz Köpcke, Kritiker Hellmuth Karasek, Autor Harry Rowohlt, Publizist Roger Willemsen, Musiker Roger Cicero und Komiker Heinz Erhardt. Die Gräber von Schauspielerin Heidi Kabel und dem TV-Journalisten Hanns Joachim Friedrichs befinden sich dagegen auf dem Nienstedtener Friedhof.