Neustadt Zukunft der Weinkönigin: Hat die Pfalzwein die Tragweite unterschätzt?

Die Pfalzwein will bei der Weinwerbung neue Wege gehen. Das gefällt nicht jedem.
Die Pfalzwein will bei der Weinwerbung neue Wege gehen. Das gefällt nicht jedem.

Die Diskussion um die Zukunft der Pfälzischen Weinkönigin zieht weiter Kreise. Die ehemalige Hoheit und heutige Europaabgeordnete Christine Schneider sagt, sie hätte sich zwar eine andere Vorgehensweise der Pfalzwein gewünscht, sie sieht aber keine böse Absicht dahinter. Hingegen fordert die Weinbruderschaft der Pfalz personelle Konsequenzen bei dem Verein.

Die Debatte über eine Professionalisierung der Weinwerbung in der Pfalz müsse neu aufgerollt werden, fordert Christine Schneider im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Die 52-Jährige war 1992 Pfälzische Weinkönigin, heute sitzt die Südpfälzerin für die CDU im Europaparlament. Die Edenkobenerin, deren Arbeitsschwerpunkte Landwirtschaft und Weinbau sind, hätte sich eine Analyse im Vorfeld der Entscheidung der Pfalzwein gewünscht, was es für ein professionelles Auftreten einer Weinkönigin braucht.

Die Gebietsweinwerbung hatte vor zwei Wochen angekündigt, das Amt der Pfälzischen Weinkönigin nach 93 Jahren abschaffen zu wollen, um mit der Zeit zu gehen. Stattdessen sollen „PfalzWeinBotschafter“ und „PfalzWeinBotschafterinnen“ für den Wein des zweitgrößten deutschen Weinbaugebiets werben. In Sachen Krone hieß es zunächst, dass sie komplett eingemottet und durch eine Anstecknadel ersetzt werden soll, später wurde mitgeteilt, der Kopfschmuck könne bei bestimmten Anlässen weiter getragen werden.

Krisensitzung ohne Ergebnis

Das hat eine heftige Debatte in der Pfalz ausgelöst. Untere anderem mehrere Kommunalpolitiker, die qua Amt im Vorstand der Pfalzwein einen Sitz haben, protestierten gegen die Entscheidung mit dem Hinweis, die Weinwerbung habe die Entscheidung heimlich durchgedrückt, ohne zuvor ordnungsgemäß zu informieren und eine breite Debatte zuzulassen.

Am Dienstagabend gab es dann eine Krisensitzung, bei der die Pfalzwein mit Politik, Verbänden und auch ehemaligen Weinköniginnen diskutierte – hinter verschlossenen Türen. Für Mittwoch hatte die Pfalzwein, die von Boris Kranz als Vorsitzendem und Joseph Greilinger als Geschäftsführer geleitet wird, dann eine Pressekonferenz angekündigt. Dieser Termin fand allerdings nicht statt. Stattdessen gab es ein kurzes Statement, das per E-Mail versandt wurde. Darin hieß es, dass sich die Pfalzwein nicht in der Lage sehe, zum Amt der Pfälzer Weinhoheiten zum jetzigen Zeitpunkt näher Stellung zu nehmen. Die Beteiligten seien am Dienstagabend zu dem Schluss gekommen, dass „vertiefende Gespräche zwischen der Stadt Neustadt und Pfalzwein und weitere Gespräche innerhalb des Vorstandes der Pfalzwein“ notwendig seien. „Sobald eine Lösung vorliegt, wird diese mit größtmöglicher Transparenz veröffentlicht.“

Ex-Weinkönigin: Keine böse Absicht

Aus Sicht Christine Schneiders hat sich die Gebietsweinwerbung verrannt: „Die aktuelle Diskussion und was bei mir ankommt, zeigt auch, dass es nicht bis zum Ende gedacht ist. Und deshalb ist es auch falsch, zu meinen, die, die an der Tradition Weinkönigin festhalten, sind von gestern und die anderen sind die, die die Weinbranche voranbringen.“ Sie, Schneider, unterstelle den Verantwortlichen der Pfalzwein keine böse Absicht, sondern sie glaube vielmehr, sie hätten die Tragweite ihrer Entscheidung schlicht unterschätzt.

Die 870 Mitglieder starke Weinbruderschaft der Pfalz – eigenen Angaben zufolge ein „Zusammenschluss weinverständiger Männer zu einer dem Kulturgut des deutschen Weines verpflichteten Ordensgemeinschaft“ – mit Sitz in Neustadt bleibt in der Debatte bei ihrer scharfen Kritik am Verein Pfalzwein. Dass das jüngste Gespräch zwischen Gebietsweinwerbung und Politik ohne Ergebnis geblieben ist und sich die Pfalzwein zum aktuellen Stand nicht äußert, findet Oliver Stiess, Ordensmeister der Weinbruderschaft, empörend: „Dies zeigt, wie dilettantisch und mit welcher Arroganz der Verein Pfalzwein mit seinen Vorständen Kranz und Libelli sowie dem Geschäftsführer der Pfalzweinwerbung Greilinger die Transformation zur Weiterentwicklung der Pfälzischen Weinkönigin angestoßen haben.“

„Methoden sind empörend“

Er sei froh über den „Aufschrei in der Pfalz“ und dass viele Akteure über die „Methoden der Pfalzwein“ empört seien. Stiess: „Es geht nicht darum, dass man über den Erfolg der Weinwerbung nachdenken muss. Es geht darum, wie der Verein Pfalzwein den Transformationsprozess eingefädelt hat, ohne alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, die Neuorientierung vorzustellen und das Für und Wider auszuloten. Das wäre der richtige Weg gewesen.“ Man hätte auch die Winzer fragen müssen, die pro Hektar 77 Euro an die Weinwerbung abführen müssen, so Stiess.

Er kann zudem nicht verstehen, dass die Pfalzwein bisher nicht auf die Kritik von Neustadts Oberbürgermeister Marc Weigel sowie der Landräte Hans-Ulrich Ihlenfeld (Bad Dürkheim) und Dietmar Seefeldt (Südliche Weinstraße) reagiert habe. Das sei „dreist und respektlos“. Stiess fordert aufgrund all dieser Entwicklungen „den Rücktritt des Vorstands des Vereins Pfalzwein sowie die Freistellung des Geschäftsführers Greilinger“. Danach hoffe er auf einen „zukunftsweisenden Neuanfang für die Weinwerbung mit demokratischer Ausprägung“.

Einen Kommentar zu dem Thema lesen Sie hier.

Christine Schneider war 1992 Pfälzische Weinkönigin.
Christine Schneider war 1992 Pfälzische Weinkönigin.
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