Restaurant-Test Hotel Schloss Edesheim
Für so ein Schloss mit schickem Gourmet-Restaurant ist der Empfang überraschend locker und gelöst: Der junge, jedoch versierte Kellner begrüßt die ersten Gäste herzlich, drei Paare, die sich pünktlich zur Öffnungszeit eingefunden haben. Noch sind alle geschmackvoll gedeckten Tische leer. Wir freuen uns, nahezu freie Auswahl zu haben, und nehmen an einem runden Tisch in der Ecke Platz. Von hier aus können wir das mit glänzenden Kronleuchtern, hochwertigen Teppichen, schlichtem Stuck und stilvollem Mobiliar ausgestattete Lokal überblicken. Im standesgemäßen Kamin flackert schon das Feuer, was dem Raum mit herrschaftlichem Flair Gemütlichkeit verleiht.
Überzeugender Auftakt mit Grüßen aus der Küche
Flott haben wir Speise- und Getränkekarte zur Hand, und das Genusserlebnis kann starten: Mit knusprigem hellem und rustikalem dunklem Baguette, das zu Thunfischcreme, Salzbutter und Olivenöl gereicht wird, und dem Gruß aus der Küche: einem winzigen, lauwarmen Stück Quiche mit herrlich mürbem Teig und einer kross umhüllten Falafel-Kugel. Die Kichererbsen-Füllung ist mit Kräutern fein abgerundet. Schon jetzt stellen wir fest, dass wir mit dem eleganten wie fruchtigen Pinot Madeleine Rosé (0,25 l 7,50 Euro) eine gute Wahl getroffen haben. Die Sonderabfüllung des örtlichen Weinguts Anselmann für das Restaurant begleitet das Schloss-Menü perfekt, das wir – um einen Zwischengang abgespeckt – ausgewählt haben (59 Euro).
Wir schwelgen in frischem Lachs-Carpaccio mit Avocado-Creme, rahmiger Cappuccino von der Esskastanie sowie erfrischendem Rosenblüten-Sorbet, das am Tisch auf Nachfrage mit Sekt aufgegossen wird und perfekt auf den kräftigen Hauptgang einstimmt: butterzarte Ochsenbäckchen auf schlotziger Polenta und Spitzkohl. I-Tüpfelchen und würdiger Abschluss ist ein geliertes Champagnersüppchen mit Beeren und Yuzu-Eis.
Beim vegetarischen Menü (48 Euro) beweist Chef des Cuisine Sebastian Köhr ebenfalls ein gutes Gespür fürs harmonische Zusammenspiel der verschiedenen Gänge. Nach Stationen im Fürstenhof Celle und im Restaurant Vendome im Grandhotel Bergisch Gladbach lenkt der 48-Jährige seit 2009 die Geschicke in der Edesheimer Schlossküche. Seine an Saison und Region orientierten Kreationen sind Gaumen- und Augenschmaus, ohne verkünstelt oder abgehoben zu wirken.
Den Menü-Empfehlungen sollte man getrost vertrauen, wie wir feststellen. Unser Sonderwunsch, einen Gang zu tauschen, wird zwar problemlos und ohne Aufpreis erfüllt, aber der Kräutersalat mit mariniertem Tofu hätte rückblickend wohl doch besser gepasst als der bestellte Ziegenkäse mit Tannenhonig an Rote-Bete-Würfeln. Zumal die Kombination aus Rüben und herbsüßem Ziegenkäse zwar köstlich, aber für unseren Geschmack etwas lieblos auf einem Kuchentellerchen verteilt ist. Unsere selbst verschuldete Enttäuschung ist als Punktabzug zu vernachlässigen: Die würzige Curry-Kokos-Suppe, die ein knuspriges Frühlingsröllchen raffiniert aufpeppt, die hocharomatischen Steinpilz-Ravioli mit Trüffeln und die Crème brulée mit Birnenkompott und Walnusseis überzeugen wieder vollends.
Der Weißburgunder trocken von Anselmann (0,25 l 6,50 Euro) mit Aromen von Aprikosen und Äpfeln erweist sich als guter Begleiter dazu. Und feine Pralinés versüßen die Rechnung.
Hotel Schloss Edesheim, Luitpoldstraße 9, Edesheim, 06323 94240, info@schloss-edesheim.de, www.schloss-edesheim.de; Restaurant geöffnet: Mo-So 12-14 Uhr (auf Anfrage) und 18-22 Uhr