Pfälzerwald Acht Grusel-Orte im Pfälzerwald: Horror aus Sagen und Legenden
1. Neustadter Tal: Der Räuber der Burg Wolfsberg
Arglose Wandersleute soll ein Räuber kaltblütig ausgeraubt haben – und er hatte sogar einen Mittäter. Der Tatort: das Tal zu Neustadt, genauer gesagt im Umfeld der alten Burg Wolfsberg, deren Überreste noch heute über dem Eisenbahntunnel zu erkennen sind. Ein Wächter soll von einer Felsenplatte aus den Räuber auf Passanten aufmerksam gemacht haben, die sich der Burg näherten. Noch heute seien die Fußspuren des Wächters auf dem Felsvorsprung zu sehen.
Lange Zeit wollten die Neustadter den Räuber dingfest machen, doch der Scherge war stets klüger. Die Hufe seines Pferds soll er sogar umgekehrt beschlagen haben, um eine falsche Fährte zu legen. Eine Dame hat den Gauner irgendwann abends zu sich nach Hause eingeladen, dort konnte er festgenommen werden. Doch Knechte und Freunde haben den Räuber befreit. Was danach mit ihm passiert ist? Das weiß keiner. Man munkelt, der Teufel habe ihn geholt. Vielleicht stromert er aber noch immer am Fuß der Wolfsburg umher.
2. Der bitterliche Schrei am Teufelstisch
Der Teufelstisch ist das Wahrzeichen des Dahner-Felsenlandes. Seinen schaurigen Namen hat das Felskonstrukt jedoch nicht von ungefähr. Vor vielen Jahren soll hier eines Nachts im Dunkeln der Teufel umhergestromert sein. Sehr müde habe er nach einem Rastplatz gesucht, dabei mit glühenden Augen den gesamten Pfälzerwald durchforstet. Aber nirgends fand er einen Schlafplatz, der ihm gepasst hat.
Voller Wut hat er drei riesige Felsbrocken ergriffen und zu einem Tisch zusammengebaut. Dort hat er gespeist und zog von dannen. Erst am nächsten Morgen sahen die Menschen das Teufelswerk. Nur einer glaubte nicht an den Teufel, wollte ihn stellen. Zum Sonnenuntergang brach er auf, es war das letzte Mal, dass ihn je einer wieder zu Gesicht bekommen hat, schreibt die Sage. Zur zwölften Stunde – Mitternacht – hörten die Menschen dann einen bitterlichen Schrei aus der Ferne.
Weitere Teufelssagen in der Pfalz
3. Donnersberg: Menschenopfer an den Berggeist
Am Südhang des Donnersbergs, nur wenig Strecke von Imsbach entfernt, sind noch heute die Überreste der Burg Hohenfels zu betrachten. Einst soll es eine silberne Treppe gegeben haben, die zu dem Gewölbe führte. Zudem hieß es, dass dort Schätze verborgen sind, die von Berggeistern gehütet werden. Vor mehr als 100 Jahren zog eines Nachts eine Gruppe Männer zur Ruine, um den sagenumwobenen Schatz zu bergen. Zu ihrer Überraschung standen sie plötzlich vor einem grell erleuchteten Gewölbe, das im Tageslicht nicht zu sehen war. Das Werk des Übernatürlichen?
Die Männer traten ein, erblickten eine Tafel, die über und über mit Schmucksteinen beladen war. Direkt daneben: ein geheimnisvoller Schlüssel. Vor der Tafel wachte jedoch einer der Berggeister. Er bot den Männern an, ihnen den Schatz zu geben, als Gegenleistung forderte er einen der Burschen als Menschenopfer. Schnell war einer auserwählt, dieser ergriff jedoch die Flucht. Erst weitab im Wald überwältigten ihn die anderen und brachten ihn zurück. Doch das Gewölbe war verschwunden. Nur in der Tiefe des Waldes war ein unheimliches Geheul zu erahnen. Bis heute suchen Wanderer nach Einbruch der Dämmerung nach dem Schatz.
4. Neidenfels: Mit der Armbrust niedergestreckt
Ein kaltblütiger Mord soll vor vielen Jahren am Fuße der Burgruine Neidenfels passiert sein. Westlich des gleichnamigen Papiermacherdorfes liegt die Burgruine Lichtenstein. Beide Burgen gehörten einst zwei Brüdern. Zwischen den Geschwistern tobte über lange Zeit ein erbitterter Kampf. Hintergrund war, dass der Burgherr der Burg Neidenfels zusätzlich das Gemäuer seines Bruders – die Burg Lichtenstein – in seinen Besitz reißen wollte. Eines Tages passierte dann der absolute Schrecken. Mit einer Armbrust soll er seinen Bruder hinterhältig erschossen haben und damit in den Besitz der Burg Lichtenstein gelangt sein.
Viele Jahre später, als von den einst stolzen Burgen nur noch klaffende Ruinen übrig waren, zogen zwei Brüder mit ihren Ziegen in Richtung der Lichtenstein-Ruine. Abends riefen die Glocken der Nikolauskapelle zur Heimkehr. Die Jungen konnten aber nicht zurück ins Dorf: die beiden stattlichsten und somit wertvollsten Ziegen fehlten. Sie machten sich auf die Suche. An einer Felsspalte traf einer der Brüder eine mysteriöse und ganz in weiß gekleidete Frau. Die Ziegen hat sie ihm nicht zurückgegeben, dafür füllte sie seine Taschen, bis diese fast auf dem Boden hingen.
Die Frau verriet, dass er von dem, was er in seinen Taschen hat, eine ganze Herde neuer Ziegen kaufen könne. Reinschauen dürfe er jedoch nicht, bis er nach Hause kommt. Kurz darauf berichtete der Junge seinem Bruder vom übernatürlichen Erlebnis. Dieser griff ungläubig in dessen Tasche, hielt jedoch nur Ziegenmist in den Händen. Der Junge aber war klüger. Erst zu Hause griff er in seinen Mantel und hielt plötzlich Gold in seinen Händen. Noch heute soll die weiße Frau Schätze in ihrer Felsspalte hüten, so die Legende.
5. Eisenberg: Ein Gewitter mit Todesopfern
Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es zwischen Eisenberg und Königshofen einen alten, geheimnisvollen und stark verwitterten Stein. Der Legende nach soll vor einigen Jahrhunderten ein furchtbares Gewitter die Region heimgesucht haben.
Es wollte und wollte nicht mehr enden, durchgehend prasselte der Regen vom Himmel, Blitze erhellten die Nacht und lautes Donnern fuhr den Menschen in Mark und Bein.
Am sechsten Gewittertag zogen zwei Mönche hinaus, die sogleich erschlagen wurden. Am zehnten Tag traute sich ein weiterer Bewohner hinaus, auch er fand den Tod. Erst nach zwei Wochen war Petrus wieder gut gestimmt, das Gewitter war vorbei. Zum Gedenken und als künftigen Schutz wurde auf die Wasserscheide ein Wetterkreuz gesetzt. Von nunmehr zogen die Bewohner bei einem herannahenden Gewitter zu diesem hinaus, beteten und vertrieben durch ihre Glaubenssprüche die Unwetter.
6. Die barmherzige Adelinde aus Leiningen
Es lebte einst der starrköpfige Graf von Leiningen, dessen Tochter Adelinde verliebte sich in einen einfachen Knappen am Hof. Dem Vater war das Verhältnis ein Dorn im Auge, er verscheuchte den Knappen ins „Heilige Land“. Dort fand dieser den Tod. Die schreckliche Nachricht wurde Adelinde unter Tränen mitgeteilt, diese wurde alsbald eine Ordensschwester. Das Heimweh war jedoch stärker, Adelinde zog zurück und wurde zur „Klauserin vom Nonnenfels“.
Jeden Tag blickte sie von dort auf die Hardenburg, die ihrem Vater gehörte. Eines Tages dann passierte die Tragödie. Der Graf verletzte sich bei seinem Ausritt schwer, keiner vermochte ihm zu helfen. Adelinde zog zu ihrem Vater, pflegte ihn gesund – allerdings ohne sich zu erkennen zu geben. Als der Graf wieder gesund war, ging er zu den Nonnen, um sich zu bedanken. Beim Besuch erkannte er seine Tochter. Er bat sie, wieder in seine Burg zurückzukehren. Adelinde aber blieb stur und half noch viele Jahre als Klauserin den Armen und Kranken.
7. Dahner Felsenland: Der Geist der toten Burgdame
Ein Wahrzeichen im Dahner-Felsenland ist auch dieBurg Berwartstein. Unweit der Straße von Bergzabern nach Dahn zieht das Gemäuer noch heute zahlreiche Besucher an. Vor langer Zeit gelang es einem Feind, die Mauern zu besteigen. Die Burgbewohner versuchten zwar, ihr Gemäuer vor den Angreifern zu bewahren, dennoch fielen sie in die Räume der Burg ein, töten nach und nach die Bewohner.
Nur eine Burgbewohnerin überlebte das Attentat, weil sie sich samt ihres Säuglings an einem sicheren Platz versteckte. Dann aber legten die Angreifer ein Feuer. Als die Flammen die Bewohnerin fast erreichten, entschied diese sich für den schnellen Tod, anstatt sich dem rauen Kriegsvolk zu übergeben. Die Frau stürzte zum Söller, sprang mit ihrem Kind in das offene Flammenmeer. Der Legende nach spukt ihr Geist noch heute in dem Gemäuer umher.
8. Worms: Neugieriger Reiter und kostbare Fracht
Seit geraumer Zeit führt eine wichtige Handelsstraße von Kaiserslautern über Alsenborn nach Worms. Ein Teil der Route führt dabei durch den Stumpfwald. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war das große Waldgebiet von zahlreichen Räubern heimgesucht. Handelsleute wurden deshalb von sogenannten „Geleitsreitern“ zu deren Schutz begleitet. Im November des Jahres 1689 zogen drei dieser Geleitsreiter auf der Straße zurück nach Kaiserslautern. Tags zuvor hatten sie einen Handelsmann sicher nach Worms begleitet.
Auf dem Rückweg führte ihre Route durch einen Ausläufer des Stumpfwaldes, genannt „Galgenwald“. Auf ihrem Rückweg bemerkten die Reiter ein Pferdefuhrwerk, neben dem Führerknecht saß ein vornehm gekleideter Mann.
Die Reiter waren sich sicher: Das Transportgut muss von hohem Wert sein. Einer der Reiter wollte wissen, was der reiche Mann mit sich führt, seine beiden Kollegen hielten ihn davon jedoch ab – ansonsten wäre der Geleitsreiter-Kodex gebrochen.
Die drei ritten weiter, den einen ließ der Gedanke an den Transportwagen aber nicht los. Er wollte es unbedingt herausfinden. Der Abend war schon eingebrochen, als die drei Reiter sich dem Dorf Alsenborn näherten. Der Neugierige schlug vor, eine Rast einzulegen, wohl wissend, dass seine Kollegen ablehnen würden. Unter dem Vorwand, dass ihn in Kaiserslautern niemand erwarte, blieb er in Alsenborn, während die anderen beiden weiter in Richtung Kaiserslautern ritten. Der dritte trabte erst in Richtung der Schenke, kurz darauf versteckte er sich dann aber im Wald.
Von seinem Versteck aus konnte er hören, wie sich der Stunden zuvor überholte Wagen näherte. Er folgte diesem mit etwas Abstand. Unweit des Billesweihers wechselte der Wagen von der Handelsstraße auf einen wenig befahrenen Weg in Richtung Neuhemsbach. Sowohl Dorf als auch die Burg waren wenige Jahre zuvor im Krieg zerstört worden, kaum ein Mensch lebte noch dort. Die Herrschaft gehörte einem reichen Wormser Bürger. Und der reiche Mann auf dem Wagen war niemand anderes als der Besitzer der Burg.
Die Fracht des Wagens bestand aus 24 Zentner geschmolzenem Glockenmetall. Es stammt aus der Reichsstadt Worms. Am 31. Mai 1689 ließ der französische General Melac diese niederbrennen, ein Ratsherr barg das geschmolzene Glockenmetall einer zerstörten Kirche und brachte es in den erhalten gebliebenen Burgkeller nach Neuhemsbach. Niemand sollte davon erfahren. Der Reiter aber beobachte das Geschehen. Zurück in der Stadt erzählte er die Geschichte herum, so hat auch Ratsherr Leymeister davon erfahren. Er befahl, nach dem Metall zu suchen. Der Reiter und einige Bürger holten das Material aus seinem Versteck. Jeder der Helfer verdiente sich dadurch 60 Gulden. Lange konnte sich der Reiter an seinem Gewinn jedoch nicht erfreuen. Ein Jahr später fand man ihn in der Nähe des Neuhemsbacher Galgens mit gebrochenem Genick. Sein Pferd war erschossen. Die Umstände seines Tods sind bis heute ungeklärt.