Welt-Klimakonferenz Erbitterter Widerstand gegen den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle

Demonstranten aus aller Welt fordern in Dubai ein anderes Energiesystem.
Demonstranten aus aller Welt fordern in Dubai ein anderes Energiesystem.

Simon Stiell, Chef des Klimasekretariats der Vereinten Nationen, hat die knapp 200 Staaten in Dubai mit deutlichen Worten zu mehr Ehrgeiz angespornt.

„Lasst uns ehrlich sein: Gute Absichten allein halbieren nicht die Emissionen in diesem Jahrzehnt, und sie retten jetzt und hier auch keine Leben“, sagte Simon Stiell am Mittwoch. Der vorliegende Entwurf für das Abschlussdokument der Konferenz, im Jargon der Vereinten Nationen „Globale Bestandsaufnahme“ genannt, sei eine „Grabbeltüte von Wunschzetteln“. Stiell fügte hinzu: „Das müssen die Verhandlungsparteien jetzt sortieren – und dann mit einem klaren Statement das Ende des fossilen Zeitalters einläuten, so wie wir es kennen.“

Gemeint ist damit, die Delegierten aus allen Ecken der Welt sollen auf der Klimakonferenz (COP 28) den schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas förmlich beschließen. Auf der Konferenz unterstützen das offiziell inzwischen gut 100 der fast 200 Staaten. Doch es gibt erbitterten Widerstand. Nach Informationen von Umweltverbänden stemmen sich unter anderem der Ölstaat Saudi-Arabien und Indien, das stark auf die heimische Kohle zur Energieerzeugung setzt, gegen eine Verpflichtung zum Ausstieg aus fossilen Energien.

Wie ein Bummelzug

Weiter sagte der Chef des in Bonn beheimateten UN-Klimasekretariats: „Ende nächster Woche muss die COP28 einen Hochgeschwindigkeitszug ausliefern, um den Klimaschutz zu beschleunigen. Bei uns tuckert aber derzeit ein alter Bummelzug über wacklige Gleise.“ Stiell hob hervor: „Die Werkzeuge liegen alle auf dem Tisch, die Technologien und Lösungen sind vorhanden.“

Die deutsche Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan betonte in Dubai, Deutschland streite weiter für ein „ambitioniertes Gesamtpaket“. Dazu gehöre auch der stark umstrittene schrittweise Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl. Mit Blick auf gut 2400 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas auf der COP28 sagte Morgan, die Präsenz zeige auch, wie „nah dran“ die Welt an einem Beschluss sei, das Aus für fossile Energien zu besiegeln.

Das Treffen unter dem Dach der Vereinten Nationen soll am Dienstag enden. In den vergangenen Jahren sind diese Gipfel aber immer in die Verlängerung gegangen.

Bisher heißestes Jahr

Derweil hat der EU-Klimawandeldienst Copernicus bekräftigt, dass den Daten zufolge 2023 global gesehen das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ist. Es sei praktisch ausgeschlossen, dass der Dezember daran noch etwas ändere. Copernicus-Direktor Carlo Buontempo sagte: „Die Temperatur wird weiter steigen“, damit steige aber auch das Risiko beispielloser Hitzewellen und Dürren. Laut Copernicus lagen die globalen Durchschnittstemperaturen 1,46 Grad über dem vorindustriellen Referenzzeitraum von 1850 bis 1900. 2023 sei bislang 0,13 Grad wärmer gewesen als die ersten elf Monate des bisherigen Rekordjahrs 2016.

In Berlin beschloss das Bundeskabinett unterdessen erstmalig eine Klimaaußenpolitikstrategie. Es handle sich um „die umfassendste Strategie dieser Art weltweit“, hieß es vom Auswärtigen Amt. Das Papier bündele die klimapolitischen Ziele und Maßnahmen der Ressorts. Zudem definiere es Prioritäten und schaffe einen Fahrplan für ein schlüssiges Regierungshandeln in der Klimaaußenpolitik. Laut Strategie will die Bundesregierung sich „mit aller Kraft“ für das 2015 in Paris beschlossene Ziel einsetzen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Umweltverbände reagierten zurückhaltend. So erklärte der WWF mit Blick auf die aktuellen Haushaltsdebatten in der Ampel und Streichungspläne: „Eine Klimaaußenpolitikstrategie ohne finanzielle Rückendeckung ist wie ein Nikolauspapier, ohne Schokolade im Stiefel vorzufinden.“

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