Eishockey Der Wurm steckt im Sturm

Noch kein entscheidender Faktor im deutschen Offensivspiel: NHL-Profi Dominik Kahun (rechts).
Noch kein entscheidender Faktor im deutschen Offensivspiel: NHL-Profi Dominik Kahun (rechts).

Trotz des Einzugs ins WM-Viertelfinale gegen die Schweiz (Donnerstag, 15.15 Uhr) hakt es in der deutschen Eishockey-Offensive spielerisch noch gewaltig. Gerade in dieser Hinsicht setzt Bundestrainer Toni Söderholm große Hoffnungen in NHL-Nachrücker Kahun. Zu große Hoffnungen?

Die Erwartungen waren riesig, vielleicht auch zu hoch. Erfüllt hat sie Kahun in seinen ersten beiden Einsätzen bei der Eishockey-WM jedenfalls noch nicht. Wie bei der gesamten Offensive des deutschen Teams ist auch beim 25 Jahre alten Olympia-Silbergewinner von den Edmonton Oilers vor dem Viertelfinale gegen die Schweiz am Donnerstag (15.15 Uhr/Sport1) noch viel Luft nach oben. „Es war auch bei ihm nicht so sauber“, gab Bundestrainer Toni Söderholm nach dem 2:1 am Dienstagabend in Riga gegen Lettland im entscheidenden Vorrundenspiel um den Einzug ins Viertelfinale zu, fügte aber schnell hinzu: „Wie bei allen anderen Stürmern auch.“

Das Überzahlspiel funktioniert nicht

In der Tat krankt es trotz des erneuten Einzugs ins WM-Viertelfinale aktuell arg am spielerischen Potenzial im deutschen Angriffsspiel, darüber können auch die insgesamt 14 Treffer gegen die Außenseiter Italien und Norwegen zum Turnierstart nicht hinwegtäuschen. „Spielerisch müssen wir auf jeden Fall eine Schippe drauflegen“, bemängelte unter anderem auch Kapitän Moritz Müller. Vor allem auch das Überzahlspiel war zuletzt verheerend. Das Problem: Ohne Klarheit und Sicherheit im Angriffsspiel verliert Deutschland viel zu viele Pucks, und die Stürmer müssen wieder hinterherlaufen. Und auch Söderholm bemerkte, dass die Stärken bei Kahun und den meisten anderen Stürmern nicht gerade im Umschaltspiel liegen.

Viel hatte sich Söderholm vor allem vom NHL-Nachrücker Kahun versprochen, damit es gar nicht erst zu den Fehlern in der neutralen Zone kommt. „Dominik ist ein sehr, sehr kreativer offensiver Spieler. Er weiß, worum es geht, in dem Tempo zu spielen“, hatte Söderholm gesagt, nachdem sich der Angreifer unmittelbar nach dem Play-off-Aus in der NHL mit den Oilers in den Flieger nach Europa gesetzt hatte.

Ohne seinen Teamkollegen und NHL-Superstar Leon Draisaitl, dem es nicht so schnell möglich war, nach Riga zu kommen, fokussiert sich im Angriff nun viel auf Kahun, der ebenfalls das Potenzial zum Ausnahmespieler hat. Einen „kleinen Schub“ hatte sich DEB-Sportdirektor Christian Künast versprochen. Berlins Stürmer Leo Pföderl sagte: „So einen Spieler kann jede Mannschaft gut gebrauchen.“

Kahun wusste, dass es schwer wird

Die Rolle als Unterschiedsspieler nahm Kahun nach seiner Ankunft in Lettland bereitwillig an. „Darum bin ich hier“, sagte der 25-Jährige zum Thema Toreschießen. Nach seinen zwei Einsätzen gegen die USA (0:2) und gegen Lettland liegt seine Punkteausbeute aber noch bei null. Dass er nicht sogleich auf Top-Niveau agieren könne, hatte Kahun nach einer durchwachsenen NHL-Saison in Edmonton bereits geunkt: „Die ersten paar Drittel werden wahrscheinlich hart.“ Nach sechs Dritteln im Turnier könnte Deutschland einen spielerisch Begabten wie Kahun auf Top-Niveau jetzt aber bestens gebrauchen.

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