Sport Druckminimierung in der „geliebten Stadt“

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Ljubljana. Christian Prokop und die deutschen Handball-Nationalspieler wirkten konzentriert, aber gleichzeitig entspannt, als sie gestern in der Arena Stozice in Ljubljana eine knapp 70-minütige Trainingseinheit absolvierten. Heute Abend wird das anders sein, denn ab 20 Uhr geht es in der EM-Qualifikation für das Team und den neuen Bundestrainer darum, gegen den WM-Dritten Slowenien und etwa 10.000 Zuschauer zu bestehen.

In Ljubljana waren die Cafés und Restaurants im historischen Stadtkern gestern prall gefüllt. Ein nationaler Feiertag und das frühlingshafte Wetter sorgten für mächtig Betrieb in der slowenischen Hauptstadt. Angesichts der traumhaften äußeren Bedingungen wirkte es grotesk, dass die deutsche Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen die starken Slowenen vom zwischenzeitlichen „Wintereinbruch“ in Deutschland geschwächt wurde. Steffen Weinhold vom THW Kiel und Kai Häfner (TSV Hannover-Burgdorf) bekamen von den sommerlichen Vorboten in der – wörtlich übersetzt – „geliebten Stadt“ nichts mit, sie waren wegen schwerer Erkältungen in Deutschland geblieben. Personelle Ausfälle sind immer ärgerlich, besonders bitter wird es allerdings, wenn es sich dabei um zwei Akteure handelt, die auf der gleichen Position spielen. Durch die unfreiwillige Abwesenheit von Weinhold und Häfner steht Prokop bei seiner Pflichtspielpremiere mit Fabian Wiede (Füchse Berlin) nur noch ein Spieler aus dem rechten Rückraum zur Verfügung. „Wir werden uns etwas einfallen lassen, wir haben einen Plan“, sagte der Bundestrainer aber trotz der Ausfälle gelassen. Was genau er sich ausgedacht hat, behielt er für sich: „Der Plan wird nicht verraten.“ Bob Hanning war gestern nicht beim Abschlusstraining dabei. Der DHB-Vizepräsident fliegt erst heute in die slowenische Hauptstadt, um beim ersten Pflichtspiel unter dem neuen Bundestrainer vor Ort dabei sein zu können. Hanning hält nicht viel davon, die Mannschaft wegen des Ausscheidens im WM-Achtelfinale gesondert in die Pflicht zu nehmen. „Katar ist abgeschlossen, wir haben jetzt ja eine neue Konstellation“, sagt er mit Blick auf den neuen Coach an der Seitenlinie. Der Medienprofi weiß, dass Prokop ohnehin unter genauer Beobachtung der Öffentlichkeit stehen wird und vermeidet deshalb, die Erwartungshaltung wegen einer Niederlage in der Vergangenheit in die Höhe zu schrauben: Der Druck lastet bei der „echten“ Premiere ohnehin auf dem Wunschkandidat Hannings. Möglicher Druck ist auch ein Thema, wenn der DHB-Vize, gleichzeitig Manager der Berliner Füchse, die sportlichen Erwartungen der Duelle mit den Slowenen beschreibt. „Wir sollten nach Möglichkeit zumindest eine der beiden Partien gegen Slowenien gewinnen, damit wir im Juni nicht unter maximalem Druck stehen, wenn wir gegen Portugal und die Schweiz antreten“, erklärt Hanning. An der Qualifikation für die EM zweifelt der Macher nicht, er hätte es nur gerne entspannter, wenn nach einer langen Saison die finalen Qualifikationsspiele anstehen. In Ljubljana und drei Tage später im westfälischen Halle könnten Mannschaft und Trainer für maximale Entspannung des Vizepräsidenten sorgen: Mit zwei Siegen wäre die EM-Quali vorzeitig in trockenen Tüchern.

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