FUSSBALL Ein Künstler und „super Junge“ – Jürgen Grabowski ist tot

Juni 2019: Jürgen Grabowski steht im Eintracht-Frankfurt-Museum vor einer Vitrine, in der ein Plakat von seinem Abschiedsspiel l
Juni 2019: Jürgen Grabowski steht im Eintracht-Frankfurt-Museum vor einer Vitrine, in der ein Plakat von seinem Abschiedsspiel liegt.

Der deutsche Fußball und vor allem Eintracht Frankfurt trauern um einen Weltmeister von 1974 und einen ganz Großen ihres Sports: Jürgen Grabowski ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Sein Name hallt bis heute immer wieder durch das Frankfurter Stadion – inbrünstig gesungen von den Fans. Und auch künftig wird das so sein.

In Frankfurt war Grabowski der Spielmacher, in der Nationalmannschaft agierte er meist als Rechtsaußen – wegen Wolfgang Overath und Günter Netzer. „Für mich war er einer der größten Künstler, den wir bei der Eintracht hatten – wenn nicht sogar der größte“, sagte Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel einmal. Die Komplikationen nach einem Oberschenkelhalsbruch und Vorerkrankungen – am Ende war dies für Grabowski zu viel. Am Donnerstagabend starb die Eintracht-Legende in einem Wiesbadener Krankenhaus.

Overath bezeichnete Grabowski einst als „einen ganz feinen Menschen, ein super Junge. Mit dem Ball konnte er alles.“ Grabowski bestritt 44 Länderspiele und 441 Begegnungen in der Bundesliga für die Eintracht. Er war Welt- und Europameister, Uefa-Cup-Sieger 1980 und 1974 und 1975 DFB-Pokalgewinner.

Vorbereiter fußballhistorischer Treffer

Schon 1966 gehörte die Eintracht-Legende zum WM-Kader, spielte aber nicht. 1970 kam der Dribbler und Stratege nicht an einem vorbei, der an fast allen Abwehrspielern vorbei kam: Stan Libuda. Der gebürtige Wiesbadener erhielt die Auszeichnung „Bester Einwechselspieler der Welt“. Und im „Jahrhundertspiel“ gegen Italien schlug Grabowski die Flanke zu „ausgerechnet Schnellinger“ (Kultkommentar von Ernst Huberty). Der Italien-Profi erzielte in letzter Sekunde das Ausgleichstor, ehe das Halbfinale nach Verlängerung 3:4 verloren ging.

An seinem 30. Geburtstag leitete Grabowski den 2:1-Siegtreffer im WM-Finale von München ein: Pass zu Rainer Bonhof, Flanke, Tor und Luftsprung Gerd Müller. An jenem 7. Juli 1974 dachte Grabowski: „Die Welt gehört dir.“ Dabei war er nach dem 0:1 gegen die DDR aus der Mannschaft geflogen, was ihn tief getroffen hat. Als Einwechselspieler gelang ihm dann das vorentscheidende 3:2 gegen Schweden, und er war wieder in der ersten Elf. „Diesem Spiel“, sagte er immer wieder, „verdanke ich alles.“

Gerade auch bei der Eintracht unvergessen

Nach dem WM-Titelgewinn trat Grabowski aus dem Nationalteam zurück, bei der Eintracht trumpfte er weiter auf. Nach seiner Karriere betrieb er mit seiner Frau Helga, mit der er in Taunusstein lebte, eine Versicherungsagentur. Er war Interimstrainer der Eintracht, saß im Verwaltungsrat. Eine Funktionärs- oder Managerkarriere hatte er aber „nie im Sinn“.

Jürgen Grabowski 1974 im WM-Spiel gegen die DDR.
Jürgen Grabowski 1974 im WM-Spiel gegen die DDR.
Jürgen Grabowski als Pokalsieger.
Jürgen Grabowski als Pokalsieger.
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