Sport Ein Zehner fürs Sieb

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Eine Verkrampfung hat er noch nicht ausgemacht, gestand Trainer Martin Schmidt nach dem 0:1 (0:0) des FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga am Sonntagabend gegen den FC Schalke 04. Aber mit 29 Zählern steht seine Mannschaft mit dem Rücken zur Wand. Die Dinge laufen gegen die Mainzer. Der 2:0-Sieg in Leverkusen war ein netter Ausreißer nach oben. Es folgte das 1:1 gegen Wolfsburg, dann die Ohrfeige bei Schlusslicht Darmstadt (1:2) und nun das unglückliche 0:1 trotz einer sehr guten kämpferischen Darbietung. Dreimal in Serie verlieren, das darf und soll es unter Schmidt eigentlich nicht geben. Doch in dieser Runde hat es schon die Schlappen gegen Hertha (1:2), München (1:3) und Gladbach (0:1) in Folge gegeben. Und nun droht eine zweite Serie. Es sei denn beim FC Ingolstadt gibt es nach der Länderspielpause ein Unentschieden oder gar einen Dreier. Leicht wird es nicht. Aber wann ist es das für Mainz 05 schon gewesen? Seit Mainz 2009 zum zweiten Mal in die Bundesliga aufgestiegen ist, haben die „Nullfünfer“ zweimal am Ende der Saison Platz 13 belegt und sich dann Schritt für Schritt nach oben gehangelt. Platz für Teams aus der zweiten Reihe ist immer in der oberen Tabellenhälfte. Es ist eben nur die Frage, wer es schafft, Freiburg, Augsburg oder eben Mainz. Nun hat das Schicksal sie auf der Erfolgsleiter wieder ein paar Stufen nach unten gedrückt. Eine Erklärung? Die ist nicht so leicht zu finden, glaubt Niko Bungert, einer der beiden Spielführer. Fakt ist, dass es in der Hinrunde eine Dreifach-Belastung gab. Dabei haben die Mainzer sich in der Europa League sehr gut geschlagen. Mit ein bisschen mehr Mut wäre das Überstehen der Gruppenphase drin gewesen. Vorgeführt worden sind sie jedenfalls nicht. Dafür haben sie sich im Pokal Ende Oktober mit dem Zweitrunden-Aus bei der SpVgg Greuther Fürth (1:2) blamiert. Aber das hat bei den Rheinhessen ja fast schon Tradition. Mainz und Pokal, das ist ein bisschen wie Schnitzel und Schokopudding. Fakt ist auch, dass der Kapitän den Verein im vergangenen Sommer verlassen hat. Julian Baumgartlinger hatte eine herausragende Saison gespielt und im defensiven Mittelfeld vor allem in den Phasen, in denen die Gegner am Drücker waren, extrem viel weggeräumt. Damit hielt er zum einen Danny Latza den Rücken frei, und zum anderen hat er die Defensive entlastet. Den Verlust haben die „Nullfünfer“ nicht kompensiert und in dieser Saison fünf Mann für die eine Position, von denen sich keiner festzuspielen vermochte. Latza war zudem lange verletzt, kam Mitte Dezember mit einem Dreierpack gegen den HSV wie Phönix aus der Asche zurück. Seinen Stammplatz hat der gebürtige Gelsenkirchener wieder, aber an seiner Seite fehlt ihm der sattelfeste Absicherer. Und deshalb hat Mainz 05 mit 41 Gegentoren neun Spieltage vor Schluss nur eins weniger als 2016 nach der ganzen Saison. Fakt ist auch, dass der wichtigste 05-Profi im Winter für zwölf Millionen zum VfL Wolfsburg gegangen ist. Und natürlich fehlt Yunus Malli (25) Mainz an allen Ecken und Enden. Die Lücke mit dem armen Bojan Krkic als Rückrunden-Leihgabe von Stoke City zu stopfen? Das war auch angesichts der rückläufigen Zuschauerzahlen – nur Bayern München und Borussia Dortmund wollten 34.000 sehen – keine schlechte Idee. Aber im letzten Saisondrittel stehen die Zeichen auf Abstiegskampf. Da muss der Techniker schon aus dem gleichen Grund durchs Raster fallen wie in England. Er ist zu zierlich und mit seinen 1,70 Metern zu klein. Der Spanier hat nichts falsch gemacht, ist im Grunde aber ein Zehner fürs Sieb, denn im Kampf um den Klassenverbleib sind nun eher andere Qualitäten als eine schicke Ballbehandlung gefragt. 05-Manager Rouven Schröder macht sich keine Sorgen: „Es sind alles Kerle genug“, meinte er nach der Niederlage gegen Schalke, bei der Mainz 05 die Statistiken für sich entschieden hat, nur nicht das Spiel.

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