Sport „Es dauert, bis der Motor läuft“

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GRÜNSTADT. Joshua Kärcher vom TB Oppau wird der einzige pfälzische Starter bei den deutschen Meisterschaften im Gerätturnen in Berlin sein. Der 17-Jährige qualifizierte sich bei den Pfalzmeisterschaften in Grünstadt, während David Jäger (22) aus Bad Bergzabern nach einer Knieverletzung nur an vier Geräten turnte und die Qualifikation verpasste.

Beim Abgang vom Barren platschte Kärcher, Zwölftklässler am Ludwigshafener Theodor-Heuss-Gymnasium, auf Bauch und Gesicht. Ein Schockmoment für ihn und die Zuschauer. Ein Moment, mit dem ein Turner immer rechnen muss. „Man lebt mit einem gewissen Risiko – und mit dem gewissen Kitzel“, sagte Kärcher, „man merkt aber sofort, ob alles gut ist, und dann kann man auch schon wieder lachen.“ Joshua Kärcher konnte gleich wieder lachen, zumindest über diesen Moment. Ansonsten: Es war nicht sein Tag. Aber auch dieser Tatsache konnte er nach einigen Minuten des Nachdenkens Positives abgewinnen. „Alles in allem bin ich zufrieden. Alles ist immer ein Prozess. Es war mein erster Wettkampf in diesem Jahr, da tue ich mir immer schwer. Es dauert seine Zeit, bis der Motor läuft“, sagte der TBO-Turner aus Ludwigshafen-Edigheim, der seit seinem sechsten Lebensjahr bei Bernd Stoffel trainiert. Mit seinen Übungen an den Ringen und am Reck zeigte Kärcher sich sehr einverstanden. Er steckt mitten in den Vorbereitungen für seinen Drittliga-Einsatz bei der TG Saar, vor allem aber für die deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin, die vom 5. bis 8. Juni ins Deutsche Turnfest eingebettet sind, wo Kärcher einen Zwölfkampf turnen wird. Platzierungschancen rechnet er sich vor allem in dem ein oder anderen Gerätefinale aus. Allzu gerne hätte auch David Jäger (22) an den „Deutschen“ teilgenommen. Er laboriert aber noch an den Nachwirkungen seiner Schleimbeutelentzündung im Knie. Boden und Sprung ließ er am Samstag aus und begründete das: „Ich will mich auch für die Liga schonen“. Das heißt für seinen Einsatz in der Zweiten Kunstturn-Bundesliga bei der TSG Grünstadt, die am 17. und 24. Juni mit zwei Heimkämpfen beginnt. Trotzdem: Auch Jäger, der Maschinenbaustudent im vierten Semester am Karlsruher Institut für Technologie, wo er sehr zeitintensiv gefordert ist, reist nach Berlin, um mit der Teilnahme am Deutschlandpokal seine Form zu stabilisieren. Kärcher und Jäger, zwei technisch sehr sauber turnende Athleten, bildeten die Spitze der 205 Teilnehmer in Grünstadt. Damit bilanziert der Pfälzer Turnerbund Melderekord für seine Verbandsmeisterschaften. „Wir stoßen organisatorisch an unsere Grenze“, sagte Landesfachwart Rudi Brand, der sich dennoch ob der Weiterentwicklung seiner Sparte freute. Uwe Reichert, der Wettkampfbeauftragte aus Hauenstein, drückte seine Gefühlslage so aus: „Ich bin glücklich und besorgt zugleich. Glücklich, weil es so viele Kinder und Jugendliche sind, die das Turnen für sich entdeckt haben und auch sehr schön turnen, aber besorgt, weil wir überlegen müssen, wie lange wir diese Titelkämpfe noch an einem Tag durchziehen können“. Auf zwei Tage zu gehen, das würde ganz schön ins Geld laufen.

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