Sport Furioses Ajax-Ensemble

91-96691499.jpg

Amsterdam. Wenn es gilt, schlechte Leistungen zu erklären, gehört der Verweis auf eine junge Mannschaft in die Top drei der Argumente. Es wäre ziemlich albern gewesen, wenn der FC Schalke 04 diesen Verweis genutzt hätte, um die 0:2 (0:1)-Niederlage bei Ajax Amsterdam im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League zu erklären. Der älteste Spieler des Tabellenzweiten der niederländischen Liga war 27 Jahre alt, alle anderen waren 24 oder jünger.

Schon der weise Otto Rehhagel sagte, dass die Qualität wichtiger als das Alter sei. Schalkes Manager Christian Heidel befand daher: „Wir waren in allen Belangen unterlegen.“ Kapitän Benedikt Höwedes gab zu: „Das ging alles viel zu schnell für uns. Ich glaube, dass wir von dem Tempo ein bisschen überrascht waren.“ Das 0:2 war noch ein Traumresultat für den Bundesligisten, ab 4:0 aufwärts wäre es ein gerechtes Ergebnis für ein furioses Ajax gewesen. Die Schalker nennen ihren Ausbildungsbetrieb „Knappenschmiede“. Auch im aktuellen Kader sehen sie einige Knappen, die für mehr als Bundesligadurchschnitt geeignet scheinen. Für Max Meyer gilt das schon länger, Thilo Kehrer spielt erst seit einigen Monaten regelmäßig bei den Profis. Als Manager Heidel davon sprach, dass „wir heute an unsere Grenzen gekommen sind“, galt das gewiss für Meyer und Kehrer. Meyer war immer dort, wo die Zuschauer nicht hinguckten, weil der Ball woanders war. Kehrer war darin überfordert, Amin Younes bei dessen Dribblings zu stoppen. Der 23 Jahre alte Younes warf auf dem linken Flügel die Frage auf, ob es der Younes ist, der in Deutschland bei Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Kaiserslautern als Versprechen galt, dieses aber nie einlöste. Justin Kluivert, 17 Jahre alt, warf auf dem rechten Flügel die Frage auf, ob er der Sohn des bekannten Patrick Kluivert ist. Ja, er ist es, und er hat allemal das Zeug, auch ein richtig guter Fußballer zu werden. Bertrand Traoré, 21 Jahre alter zentraler Stürmer, ausgeliehen vom FC Chelsea, bestach durch eine Ballbehandlung vom Feinsten, Tempo und Wucht. Der Beste bei Ajax aber war Davy Klaassen, auch erst 24. Beide Tore gelangen dem Kapitän, der zudem das Spiel lenkte und den Schalkern mit Leidenschaft den Ball stahl. Von Schalker Seite kam nichts. „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen“, klagte Trainer Markus Weinzierl. Das war insofern blöd, da er nach Abpfiff als seinen Plan verriet: „Wir wollten ihnen den Schneid abkaufen.“ Junge Mannschaften haben als Merkmal, dass sie heute noch zauberhaften Fußball spielen, ein paar Tage später aber untergehen – oder umgekehrt. Insofern ist die Hoffnung der Schalker berechtigt, dass sie am kommenden Donnerstag doch ins Halbfinale einziehen können. Ralf Fährmann sagte: „Wir sind Schalker, wir stehen immer wieder auf. Egal, wie tief wir gefallen sind.“ Dass es in der Arena von Amsterdam nicht noch tiefer ging, lag allein an ihm. Fährmann wehrte elf Schüsse ab. So viele wie kein anderer Torwart in dieser Saison der Europa League. Zweimal half ihm zudem die Latte ... So spielten sie Ajax Amsterdam: Onana - Veltman, Sanchez, Viergever, Sinkgraven (46. de Ligt) - Ziyech, van de Beek (87. Frenkie de Jong), Klaassen - Kluivert (74. Neres), Bertrand Traoré, Younes FC Schalke 04: Fährmann - Kehrer, Höwedes, Nastasic, Aogo - Goretzka, Bentaleb - Schöpf (71. Huntelaar), Meyer (59. Stambouli), Caligiuri (83. Konoplyanka) - Burgstaller Tore: 1:0 Klaassen (23., Foulelfmeter), 2:0 Klaassen (52.) - Gelbe Karten: Klaassen (4), Neres - Kehrer (3), Stambouli (2) - Beste Spieler: Klaassen, Traoré, Younes - Fährmann, Höwedes - Zuschauer: 54.033 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Karasev (Russland).

x